Igel

Stacheliger Stadtbewohner

Steckbrief Igel

Bestand in Deutschland:

keine Angabe möglich

Bestandstrend:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.

Einleitung

Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist in ganz Deutschland verbreitet. Früher lebten Igel auf dem Land, wo es viele reich strukturierte Lebensräume gab. Heute aber wird unsere Kulturlandschaft immer eintöniger, und so sind sie häufiger in Siedlungsbereichen mit Gärten und Grünanlagen anzutreffen. Inzwischen kommen in Städten bis zu neunmal so viele Igel vor wie auf dem Land. Igel ernähren sich von verschiedenen bodenlebenden Tieren wie Regenwürmern und von Insekten wie Ohrwürmern, Käfern oder Schmetterlingsraupen. Nach Einbruch der Dunkelheit durchstreifen sie auf der Suche nach Futter oder einem geeigneten Unterschlupf ihre Reviere und legen dabei in einer Nacht oft mehrere Kilometer zurück.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Erinaceus europaeus

Igel: Alter

bis zu 7 Jahre

Igel: Gewicht

350–1.500 g

Stacheln

Das auffälligste Merkmal des Igels sind seine Stacheln, mit denen er sich gegen Feinde verteidigt. Dabei handelt es sich um verhornte Haare. Ein ausgewachsener Igel besitzt im Schnitt 5.000 bis 7.000 Stacheln.

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Grunzen

© Tierlaut: www.tierstimmen.de

Nahrung

  • Insekten, v. a. Käfer und Schmetterlingsraupen

  • Regen- und Ohrwürmer, Schnecken

Feinde

Uhu Dachs

Größe

IgelMerkmale

Der Igel ist unverwechselbar. Kein anderes heimisches Tier hat einen Stachelpelz. Igel sind etwa so groß wie Kaninchen und haben eine gedrungene Körperform. An Kopf, Bauch und Beinen haben sie ein weiches Fell, ihr Rücken ist vollständig mit Stacheln überzogen. Da ihnen das wärmende Haarkleid auf dem Rücken fehlt, halten sie in gut isolierten Bauten Winterschlaf.

IgelStachelpelz

Zum Schutz vor Fressfeinden trägt der Igel ein robustes Stachelkleid. Jeder Stachel ist mit einem eigenen Muskel ausgestattet. Durch ein komplexes Zusammenspiel dieser Muskeln sind Igel in der Lage, sich in Gefahrensituationen zu einer Kugel einzurollen. Dadurch sind sie nahezu unangreifbar. Die Stacheln sind an der Basis verdickt und leicht gekrümmt. So können sie einen Aufprall abfedern, und der Igel wird bei einem Sturz nicht von seinen eigenen Stacheln verletzt. Igel lassen sich zuweilen sogar mit Absicht einen kleinen Hang hinunterrollen. Die einzelnen Stacheln haben einen Farbverlauf von braun über weiß bis hin zu fast schwarz. Damit ist der Igel im dichten Laub und auf dem Boden gut getarnt. Ihre Stacheln besitzen Igel schon bei der Geburt, da sind sie jedoch noch weich. Ein erwachsenes Tier trägt im Schnitt 5.000 bis 7.000 Stacheln.

IgelGeräusche

Igel sind sehr geräuschvolle Tiere. Man hört sie rascheln, wenn sie im Unterholz auf Nahrungssuche sind. Haben Sie etwas zu fressen gefunden, schmatzen sie laut und knacken manchmal hörbar Schneckenhäuser und Insektenpanzer. Am lautesten sind sie aber, wenn sie auf Artgenossen treffen und in Streit oder Paarungslaune geraten. Dann geben sie ein Keckern von sich und können sogar fauchen und kreischen.

IgelLebensweise

Igel sind vorwiegend nachtaktiv. Sie sind Einzelgänger und haben feste Territorien, die sich überlagern können. In der Regel zeigen sie aber kein Territorialverhalten, sondern gehen Artgenossen aus dem Weg. Die Stachelträger ernähren sich von bodenlebenden Wirbellosen und verschlafen den Tag in selbst gebauten Nestern, in denen sie auch Winterschlaf halten. Früher waren Igel in reich strukturierten Lebensräumen auf dem Land häufig. Heute sind sie vor allem in Siedlungsgebieten zu finden.

Lebensraum

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Vom Land in die Stadt

Igel brauchen kleinteilige Strukturen wie Gebüsche und Gehölze, in denen sie ausreichend Futter und Versteckmöglichkeiten finden. Früher war eine kleinräumige und abwechslungsreiche Kulturlandschaft der ideale Lebensraum für die Tiere. Doch Hecken, Gehölze und artenreiche Magerwiesen – und damit auch die Lebensgrundlage des Igels – sind im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft verschwunden. Im Siedlungsbereich sind Igel dagegen noch recht häufig. Hier finden sie in naturnahen Gärten und Parks noch die Strukturvielfalt, die sie brauchen. In der Stadt sind die Reviere von Igeln dadurch kleiner als die von Igeln auf dem Land. Urbane Igel bauen ihre Nester oft in direkter Nähe des Menschen, zum Beispiel in Gebüschen an Hauswänden oder unter Abdeckungen. Meist bemerken wir sie gar nicht.

Nahrung

© imageBROKER.com / G. Lacz

Was fressen Igel?

Igel haben ein breites Nahrungsspektrum. Auf ihrem Speiseplan stehen Insekten, wie Laufkäfer und Raupen von Nacht- oder Tagfaltern, außerdem Regenwürmer und Schnecken. Gelegentlich fressen sie auch Spinnen, Vogeleier und kleine Säugetiere. Fallobst fressen sie höchstens nebenbei, denn sie haben es auf die Würmer und Maden darin abgesehen. Igel sind gern auf extensiv bewirtschafteten Wiesen unterwegs, die sie gut durchstreifen können und auf denen sie genügend Nahrung finden. Auch im Totholz stöbern sie Kleintiere auf. Bis Mitte November sind die Stachelträger auf Futtersuche, dann gehen sie in den Winterschlaf.

Überwinterung

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Im Energiesparmodus

Igel halten zwischen November und März Winterschlaf. In der kalten Jahreszeit finden sie zu wenig Nahrung, deshalb fressen sie sich im Herbst ein Fettpolster an. Ihr Winternest legen sie gern in Gebüschen oder Hohlräumen unter Altholzstapeln an. Sie nutzen aber auch ungewöhnliche Orte wie umgedrehte Grillschalen. Auch die von Menschen aufgestellten Igelhäuser nehmen sie an. Ihr Nest kleiden die Winterschläfer mit Laub aus, das sie in der Umgebung aufsammeln und im Bau verdichten, indem sie sich mit ihrem Stachelkleid hin und her rollen. Während des Winterschlafs fahren Igel ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter: Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden drastisch reduziert. In ihrem Versteck darf es nicht zu feucht und nicht zu kalt werden – aber auch nicht zu warm, sonst wachen sie auf und verbrauchen sehr viel Energie.

IgelBedrohungen

Die größte Bedrohung für den Igel ist der Mensch. Unsere eintönige Kulturlandschaft bietet kaum noch Nahrung und Rückzugsorte. Straßen und Siedlungen engen den Lebensraum der Igel ein, und in aufgeräumten Gärten und Parks finden sie weder Unterschlupf noch Futter. Dazu kommt: Hunderttausende Igel fallen jedes Jahr Autos und Mährobotern zum Opfer.

Tod auf der Straße

Straßenverkehr

Pro Jahr sterben etwa eine halbe Million Igel im Straßenverkehr. Zudem zerschneiden Straßen den Lebensraum der Tiere und machen ihnen als unüberwindbare Barrieren das Leben schwer. Im Siedlungsraum schränken auch Hindernisse wie Zäune oder Mauern ihre Bewegungsfreiheit erheblich ein. Wenn Igel benachbarte Gebiete nicht mehr erreichen können, entstehen kleine isolierte Populationen, in denen der genetische Austausch begrenzt und das Überleben der Art langfristig gefährdet ist.

Igel unter Autoreifen

Verlust naturnaher Gärten

Menschliche Infrastruktur

Naturbelassene Gärten und Grünflächen verschwinden, verwilderte Brach- und Freiflächen werden bebaut – darunter leidet der Igel. Sein englischer Name hedgehog (wörtlich übersetzt: „Heckenschwein“) weist auf seinen Lebensraum hin: Hecken bieten ihm Nahrung, Nistplätze und Verstecke. Auch Sträucher, Totholz, wild wuchernde Ranken und Laubhaufen sind ideal für den Igel. Doch solche Strukturen findet er immer seltener. Eine tödliche Gefahr im Garten sind chemische Gifte gegen Schnecken und andere vermeintliche Schädlinge, denn Igel fressen sowohl das Gift als auch die vergifteten Tiere.

Die Gefahr, die von Mährobotern ausgeht, wird immer noch unterschätzt. Die Maschinen verletzen viele Igel, doch nur ein kleiner Teil der Opfer wird in Auffangstationen gebracht oder tot gefunden. Die meisten ziehen sich in Verstecke zurück und verenden dort, ohne dass wir Menschen es mitbekommen.

Kind auf rasen

Monotone Kulturlandschaft

Intensivierung der Landwirtschaft

Der natürliche Lebensraum des Igels hat sich durch intensive Landbewirtschaftung und Bebauung stark verändert. Die Vielfalt der Landschaft geht immer mehr verloren und Igel finden kaum noch Rückzugsorte und Nahrung. Seit einigen Jahrzehnten geht der Trend in der Landwirtschaft hin zu schweren Maschinen. Das hat dazu geführt, dass immer mehr große, durchgehende Ackerflächen entstanden sind. Hecken und Feldgehölze wurden gerodet und Landschaftsstrukturen begradigt, um Platz für die Bewirtschaftung zu schaffen. Doch solche Strukturen sind für Igel überlebenswichtig. Das ist ein Grund dafür, dass die Tiere in menschlichen Siedlungsräumen mittlerweile häufiger sind als auf dem Land: Sie finden dort meist bessere Lebensbedingungen als in der ausgeräumten Agrarlandschaft.

Monotone Kulturlandschaft

IgelWas wir tun

Bereits 2013 haben wir mit unserem Forschungspreis ein Projekt gefördert, in dem Großstadtigel und besonders ihre Anpassung an den urbanen Lebensraum untersucht wurden. 2023 haben wir gemeinsam mit Partnerorganisationen ein deutschlandweites Monitoring angestoßen, um mehr Daten über die Verbreitung des Igels zu gewinnen.

Deutschland sucht Igel und Maulwurf

Igelmonitoring

In Deutschland gibt es kaum verlässliche Daten zur Bestandsentwicklung des Igels. Vereinzelte Langzeitstudien legen aber nahe, dass die Igelbestände in den letzten Jahren in Deutschland stark zurückgegangen sind. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Plattform NABU|naturgucker, dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., dem NABU-Bundesverband und dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) das erste deutschlandweite Igelmonitoring etabliert. Seit September 2023 haben wir mit unseren Partnern zur Aktion „Deutschland sucht Igel und Maulwurf“ aufgerufen. Im Rahmen des Citizen-Science-Projekts wurden mehr als 10.000 Igel gemeldet.

Das Monitoring findet seit 2024 zweimal jährlich im Mai und September statt. Ziel ist es, mit der Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern Langzeitdaten zu erheben und so wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Unterstützt wird die Aktion von der Janosch film & medien AG.

Demnächst verkünden wir hier den nächsten Meldezeitraum für Mai 2025.

Beobachtungen von Igeln und Maulwürfen beziehungsweise Maulwurfshügeln können Sie auch ganzjährig über die Web-App NABU|naturgucker melden.

Stadtigel brauchen geeignete Überwinterungsplätze

Forschungsprojekt

Mit unserem Forschungspreis fördern wir Projekte, die heimische Wildtiere erforschen – wie das von Dr. Lisa Warnecke: Sie hat die Anpassungen kleiner Säugetiere wie Igel in städtischen Lebensräumen untersucht. Vor allem wollte sie herausfinden: Warum sind bestimmte Arten in der Stadt so erfolgreich, während andere ungestörte Lebensräume brauchen? Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit hat sie neue Erkenntnisse über den Winterschlaf der Stadtigel gewonnen. Sie fand Igelquartiere an völlig unerwarteten Orten, zum Beispiel gleich neben einem Müllcontainer mitten in der City, neben der Sandkiste eines Spielplatzes und in der Nähe einer Ampelanlage an einer Hauptverkehrsstraße. Störungsgrad und Lautstärke scheinen bei der Nestwahl eine untergeordnete Rolle zu spielen. Außerdem fand Warnecke heraus, dass Stadtigel immer noch denselben Jahresrhythmus leben wie ihre Verwandten auf dem Land – ab November ist die innere Uhr auf Winterschlaf eingestellt. Straßenlärm oder grelles Licht halten das anpassungsfähige Wildtier nicht ab. Deshalb ist es wichtig, dass Stadtigel Zugang zu geeigneten Überwinterungsmöglichkeiten haben, damit sie ihre Quartiere nicht an potenziell gefährlichen Orten suchen. Sie brauchen Gärten mit natürlicher Vegetation und öffentliche Parks mit Büschen und Sträuchern, die nicht makellos aufgeräumt sind.

Projekte

Mit dem Titel „Tier des Jahres“ machen wir auf den Igel und die Bedrohungen, denen er ausgesetzt ist, aufmerksam. Und mit dem Forschungspreis unterstützen wir die Forschung zu diesem und zu anderen heimischen Wildtieren.

Tier des Jahres

Tier des Jahres

Mit der Wahl zum Tier des Jahres setzt die Deutsche Wildtier Stiftung die langjährige Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild fort. Seit 1992 wird jedes Jahr ein Tier des Jahres gewählt, um es in den öffentlichen Fokus zu rücken.

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Forschungspreis

Forschungspreis

Wir vergeben alle zwei Jahre ein mit 50.000 Euro dotiertes Stipendium für die Forschung an heimischen Wildtieren.

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Blogbeiträge

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Sie können dem Igel helfen, indem Sie Ihren Garten naturnah gestalten und im Herbst Laubhaufen liegen lassen. So findet er ausreichend Nahrung und Unterschlupf im Winter. Setzen Sie Mähroboter auf keinen Fall nach Anbruch der Dämmerung ein! Zäune und Betonsockel können Sie mit einem Durchgang für Igel passierbar machen. Der Igel profitiert auch von unseren Projektmaßnahmen für das Tier des Jahres 2024. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende!

Igel - Foto: Wolfgang Hock

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