Wintergäste aus dem hohen Norden

Bericht aus Klepelshagen

Taigabirkenzeisig – Foto: Michael Tetzlaff Taigabirkenzeisig – Foto: Michael Tetzlaff
Der alljährliche Vogelzug ist ein faszinierendes Naturschauspiel. Besonders die großen Schwärme von Kranichen und Wildgänsen begeistern viele Naturfreunde. Wenn die Winter in Russland, dem Baltikum oder Skandinavien besonders hart werden oder es dort zu wenig Nahrung gibt, verschlägt es aber auch kleinere Wintergäste zu uns nach Klepelshagen – und die sind nicht weniger faszinierend.

Zu diesen sogenannten Invasionsvögeln gehören zum Beispiel der Seidenschwanz und der Birkenzeisig. Hohe Populationsdichten und gleichzeitig auftretender Nahrungsmangel können dazu führen, dass diese Arten aus ihrem permanenten Winterverbreitungsgebiet in andere Regionen ziehen. Solche Invasionsjahre sind relativ selten und deshalb immer ein besonderes Ereignis für Ornithologen und Naturfreunde.

Der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus) frisst außerhalb der Brutzeit die Früchten von Eberesche, Schneeball, Mistel und Liguster. Wird diese Nahrung im Verbreitungsgebiet in Nordosteuropa im Winter knapp, können die Vögel mit der auffallenden Kopfhaube in hohen Zahlen bei uns einfallen. Im Mittelalter hielten die Menschen solche Masseneinflüge oft für schlechte Vorzeichen. Wegen dieses Aberglaubens bekamen der Seidenschwanz auch den wenig schmeichelhaften Namen Pestvogel.

Beim kleineren Birkenzeisig (Acanthis flammea) unterscheidet man zwei Unterarten: Während der Alpenbirkenzeisig ganzjährig bei uns anzutreffen ist, vor allem in Süddeutschland, ist der Taigabirkenzeisig ein Wintergast aus Nordeuropa und Russland. Derzeit werden auf der Streuobstwiese in Klepelshagen für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt Kleinvögel gefangen, vermessen und beringt. In den letzten Tagen haben wir ungewöhnlich viele Taigabirkenzeisige entdeckt. Ähnliche Fangzahlen hatten wir das letzte Mal im Winter 2017/18 – es war das letzte registrierte Invasionsjahr. Sind die aktuellen Fangzahlen ein Hinweis auf einen bevorstehenden neuen Masseneinflug der kleinen Zeisigart? Wir sind gespannt auf die nächsten Fangtage.

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Achtung! Die genannten Invasionsvögel sind nicht zu verwechseln mit invasiven Arten. Von einer invasiven oder gebietsfremden Art spricht man, wenn ein Tier dauerhaft in ein Gebiet eingeführte wurde. Invasionsvögel kommen nur zeitweilig vor.

Braunkehlchen - Foto: Michael Tetzlaff

Vögel melden heißt Vögel schützen

Das stiftungseigene Gut Klepelshagen liegt in der Region Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern und ist ein wichtiges Rast- und Durchzugsgebiet für Zugvögel sowie Brutgebiet für Kraniche, Trauerseeschwalben und Graugänse. Eine Auswertung aller Beobachtungen zum lokalen und jahreszeitlichen Vogelvorkommen im gesamten Altkreis Uecker-Randow und dem Naturschutzgebiet Galenbecker See aus dem Jahr 2022 zeigt: Die Artenvielfalt in diesem Gebiet ist groß.

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Die faszinierenden Fähigkeiten der Zugvögel

Es ist soweit: Die Zugvögel sind unterwegs. Zweimal im Jahr legen unzählige Vögel Tausende von Kilometern rund um den Erdball zurück. Jetzt geht es Richtung Winterquartier – und im Frühjahr zurück ins Brutgebiet. Dabei sind Orientierung und Navigation der Zugvögel ein komplexes Gefüge. Viele Faktoren greifen ineinander, damit die Vögel nicht vom Weg abkommen. Angeborene Mechanismen und erworbene Lernprozesse sind eng miteinander verwoben.

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Seidenschwanz Foto: Michael Tetzlaff

Gefiederte Wintergäste

Jedes Jahr aufs Neue gibt es in Klepelshagen gefiederten Besuch aus dem hohen Norden. Auf den Flächen der Deutschen Wildtier Stiftung kann man in der kalten Jahreszeit viele interessante Vogelarten beobachten, die sonst nicht in diesen Breitengraden zu sehen sind. Denn von der abwechslungsreichen Landschaft rund um Klepelshagen profitieren nicht nur die hiesigen Brutvögel, sie zieht auch Gäste aus dem hohen Norden an, die hier in ganz unterschiedlichen Lebensräumen ein reichhaltiges Nahrungsangebot finden.

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