Dachse sind Tiefbauspezialisten mit Familiensinn und Tradition

Ihre unterirdischen Burgen werden über 100 Jahre alt und beherbergen Generationen

steckbrief_dachs_lebensweise_fortpflanzung steckbrief_dachs_lebensweise_fortpflanzung
Dachse haben einen elf Kilometer langen Bahndamm in Nordrhein-Westfalen durchlöchert und unterhöhlt. Die Sanierung kommt einem Neubau gleich, die Strecke bleibt auf Jahre unpassierbar. Wer ist dieser tierische Baumeister, der ein ganzes Schienensystem lahmlegt? Die Deutsche Wildtier Stiftung stellt den familienfreundlichen Tiefbauspezialisten vor, dessen Burgen unter Tage manchmal mehr als hundert Jahre alt werden und mehrere Dachs-Generationen gleichzeitig beherbergen können.

Dachse sind nachtaktive Tiere und kommen mit Ausnahme besonders feuchter Lebensräume wie zum Beispiel Mooren überall in Deutschland vor. Ihre Bauanlagen liegen häufig innerhalb von Waldgebieten, manchmal aber auch in der offenen Feldflur. In dem gigantischen Dachsbau zwischen Fröndenberg und Unna fanden die Gutachter 140 Erdlöcher. Dachse sind bekannt für ihre architektonischen Meisterwerke unter Tage. Nicht selten erreichen die Burgen unter der Erde einen Durchmesser von bis zu 50 Metern. Den großen Wohnkessel, der mit Moos, Blättern und Farnen warm ausgepolstert ist, legt der Tiefbauspezialist in bis zu fünf Metern unter dem Erdboden an. Dazu kommen oft kleinere Kessel in verschiedenen Etagen, deren Luftzufuhr über das verzweigte Gangsystem geregelt wird. Dachse, die zur Familie der Marder gehören und bis zu 20 Kilogramm schwer werden können, sind perfekt an ihre Bautätigkeit angepasst: Die langen Nägel an ihren Pfoten sind perfekte Grabwerkzeuge – die die für Dachse charakteristische Fußspur hinterlassen. Mit ihrem kompakten Körper schieben die Tiere die ausgegrabene Tunnelerde aus der Burg.

In ihrem verzweigten Bau leben Dachse verschiedener Generationen miteinander: Neben den beiden Elterntieren gehören der jüngste Nachwuchs und die Jungen des vorherigen Jahres zum Clan. Ist der Boden stabil und der Lebensraum geeignet, bleiben die Burgen in der Familie. Jede Generation erweitert das Gangsystem. Eine Besonderheit sind die Dachs-Latrinen. Für ihre Hinterlassenschaften legen die reinlichen Tiere außerhalb des Baus flache Mulden an. Die echten Löcher dienen aber nicht nur dem Dachs, sondern werden oft auch von anderen gegraben und genutzt. Denn Dachse leben manchmal in einer Art Wohngemeinschaft: Sie teilen sich ihre Baue mitunter mit anderen höhlenbewohnenden Wildtieren, etwa Füchsen. Der Dachs ist also auch im vorliegenden Fall möglicherweise nicht der alleinige Verursacher. Für Schäden an wallartiger Infrastruktur, zu der auch Dämme und Deiche gehören, kommen übrigens in Deutschland neben dem Dachs auch Biber, Bisam, Nutria und Wildkaninchen infrage.

Womöglich hätte eine frühzeitige technische Lösung den Schaden verhindert. Beispielsweise können Baustahlmatten mit einem Maß von fünf mal fünf Zentimetern Maschenweite in den Erdboden eingearbeitet werden. Sie halten Dachse und andere Tiere davon ab, ins Erdreich einzudringen.

Mehr Infos

Mehr über den Dachs lesen Sie in unserem Steckbrief:

Zum Steckbrief
Dachs Steckbrief
Fotoquelle: Arco Images / FLPA/Mike Lane

Dachs

Das soziale Leben der Dachse (Meles meles) ist faszinierend - sie leben in Clans zusammen. Mehr spannende Fakten im Steckbrief.

Zum Steckbrief
Reh Vorsicht

Wildunfälle verhindern

Wildunfälle passieren in Sekundenbruchteilen: Gerade ist die Straße noch frei – und schon im nächsten Moment läuft Ihnen völlig überraschend ein Wildtier vor das Auto. Wir haben sieben Regeln zusammengestellt, mit denen Sie sicherer auf der Straße unterwegs sind.

Zum Artikel
Spenden für NNE Foto: B. Lasdin

Spenden

Alle Spendengelder werden in voller Höhe ohne Abzug von Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit für Natur- und Artenschutzprojekte verwendet.

Jetzt Spenden