Eichhörnchen – vergessliche Gärtner

Im Herbst werden die Vorratskammern für den Winter gefüllt. Nicht alle finden die rotbraunen Nager wieder – und sorgen so für neues Grün im nächsten Frühling

Eichhörnchen Foto: R. Ziemens Eichhörnchen Foto: R. Ziemens

Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) sind faszinierende Tiere. Die Nager mit dem buschigen Schwanz sind hervorragende Sprinter und Kletterer und können mit einem Satz bis zu zwei Meter weit springen. Sie leben in Wäldern, sind aber auch in unseren Dörfern und Städten weit verbreitet. Jetzt im Herbst sind sie besonders aktiv: Es gilt, die Vorräte für den Winter anzulegen.

Flink über die Straße, rauf auf den Baum, rasant von Ast zu Ast: Eichhörnchen sind behende Tiere. In luftiger Höhe – manchmal bis zu 20 Meter über dem Boden – bauen sie in Astgabeln nah an den Stämmen von Bäumen ihren Kobel – ein Nest in Form einer ovalen Hohlkugel. Er besteht aus Zweigen, Baumrinde und Blättern und im Innern aus einem weiches Polster aus Moos, Flechten oder Gräsern sowie biegsamen Tannennadeln, Vogelfedern oder Tierhaaren. All dies sorgt für eine gute Isolation und Wärme. Manchmal verbauen Eichhörnchen auch Dinge, die sie im Garten finden: Es wurden schon Reste von Springseilen oder Gartenhandschuhen in Kobeln gefunden. Eichhörnchen haben meist mehrere Nester, zwischen denen sie hin- und herpendeln.

Während der nahrungsarmen Monate verbringen sie viel Zeit im Kobel und drosseln ihre Körperfunktionen, um Energie zu sparen. Meist geht das Eichhörnchen in den Morgen- oder Vormittagsstunden auf Nahrungssuche, legt dann eine Pause ein und huscht am Nachmittag noch einmal nach draußen. Die Nacht verbringt es im Nest. Eichhörnchen halten also keinen Winterschlaf. Anders als zum Beispiel Igel oder Gartenschläfer fressen sie sich nur wenig Winterspeck an. Stattdessen legen sie jetzt im Herbst Nahrungsdepots an. Dafür sammeln sie Baumfrüchte wie Eicheln und Bucheckern, Samen von Hainbuche, Fichten- und Kiefernzapfen oder auch Walnüsse. Ihre Ausbeute verbuddeln sie in kleinen Erdlöchern, Blumenkübeln und Gemüsebeeten oder sie stecken sie unter Rinden und in Mauerritzen. Im Winter bedienen sich die Hörnchen aus ihren Depots. Die meisten finden sie mit ihrem guten Geruchsinn wieder. Aber oft spüren sie nicht alle Vorräte wieder auf – und dann sprießt im Frühling eine neuer Schössling aus der Erde. So sorgen Eichhörnchen für eine Verbreitung von Pflanzensamen, was ihnen den Namen vergessliche Gärtner eingebracht hat.

Eichhörnchen haben ein leichtes Sommerfell und ein sehr viel dichteres Winterfell. Auch der Schwanz ist im Winter buschiger und dient den Tieren als wärmende Decke. Er hat aber noch andere wichtige Funktionen: Er hilft, beim Klettern und Springen das Gleichgewicht zu halten. Außerdem dient er beim Springen von Ast zu Ast als eine Art Steuerruder. In der Paarungszeit, wenn mehrere Männchen um ein Weibchen werben, sieht man die Männchen vor Aufregung mit dem Schwanz wedeln. Auch wenn Gefahr durch Marder, Mäusebussarde oder Eulen droht, schlagen die Tiere ihren aufgeplusterten Schwanz hin und her.

Gesunde Eichhörnchen sind flink und putzmunter. Wie alle Wildtiere werden aber auch Eichhörnchen manchmal von Parasiten und Krankheitserregern befallen. Wer ein offensichtlich krankes Tier entdeckt, sollte es nur beobachten und unter Umständen bei Eichhörnchen-Hilfsstationen oder Tierheimen Rat suchen. Gefahr droht den Tieren auch durch offene Regentonnen, in denen sie ertrinken können. Ein Deckel auf der Tonne ist daher eine effektive Lebensversicherung für Eichhörnchen – und viele andere Wildtiere.

Eichhörnchen
Fotoquelle: ArcoImages / imageBROKER

Eichhörnchen

Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) gehört zu den bekanntesten heimischen Nagetieren. Der buschige Schwanz und die flinke Bewegungsart sind seine Erkennungsmerkmale.

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Feldhamster mit vollen Hamsterbacken Foto: Kerstin Hinze

Wer gut hamstert, hat mehr Nachkommen

Jetzt im Oktober ziehen sich die Feldhamster zum Winterschlaf zurück. Die Verhaltensforscherin Dr. Carina Siutz hat eine wildlebende Hamsterpopulation genau beobachtet, wie sich das Nahrungsangebot vor dem Winterschlaf auf die Anzahl der Nachkommen auswirkt. Demnach bekommen Feldhamster-Weibchen, die die Vorratskammern ihres Baues vor dem Winterschlaf prall füllen konnten, deutlich mehr Nachkommen als solche, deren Vorrat nur spärlich ausfiel.

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Eichelhäher (Garrulus glandarius), ausgewachsener Vogel mit Eichel im Schnabel, sitzt auf Ast in einem Eichenwald, Norfolk, England, Großbritannien, Europa - Bild-ID: 2157345
© imageBROKER.com / Mike Powles/FLPA

Auch Wildtiere helfen unserem Wald

Der Herbst ist die Zeit der Baumfrüchte – und im Jahr 2022 gab es besonders viele Eicheln und Bucheckern. Es war ein sogenanntes Mastjahr. Der Begriff kommt aus der Landwirtschaft; denn lagen früher besonders viele Baumfrüchte in den Wäldern, trieben die Bauern ihre Schweine dorthin, damit sie sich an den fett- und proteinhaltigen Samen dick und rund futtern konnten – sie wurden gemästet.

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