Dem Tier des Jahres auf der Spur
Projekt in Sachsen-Anhalt schließt Datenlücke zur Verbreitung des Gartenschläfers
Dazu rief sie die Bürger der Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken und der Stadt Wernigerode zur Mithilfe auf: Wer Zorro in seinem Garten entdeckt hatte, konnte dies der Stiftung melden. Mitarbeiterinnen der Stiftung selbst positionierten an 42 Standorten im Harz Fotofallen, um das Vorkommen von Gartenschläfern zu dokumentieren. Mit den Ergebnissen der Erfassung sollte eine Datenlücke bei der „Spurensuche Gartenschläfer“ geschlossen werden, einem gemeinsamen Projekt des BUND, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Denn während im Nationalpark Harz bereits viele Nachweise von Gartenschläfern vorlagen, hatte es außerhalb des Nationalparks in ganz Sachsen-Anhalt bis dahin lediglich zwei Nachweise gegeben.
Im Oktober ging das Tier des Jahres in den Winterschlaf – und die Wissenschaftler machten sich an die Auswertung. Mit erfreulichem Resultat: Insgesamt konnten sie 15 Nachweise von Gartenschläfern erbringen. Das ist ein ordentliches Ergebnis, zumal einige Wissenschaftler vorab sehr skeptisch waren: War in dem durch Trockenheit und Borkenkäferbefall stark veränderten Lebensraum in unserem Suchgebiet überhaupt mit Gartenschläfern zu rechnen? Laut Saskia Jerosch, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung und Leiterin des Projekts, war die Suche sehr aufwendig. An vielen Standorten, die perfekt für Gartenschläfer schienen, konnte man keine Nachweise erbringen. Immerhin wurden an diesen Standorten andere Tiere erfasst: Baummarder und Eichhörnchen, aber auch seltene Arten wie Mauswiesel, Luchs und Wildkatze. Das Datenmaterial gaben die Mitarbeiterinnen an wissenschaftliche Einrichtungen weiter, die zu diesen Tieren forschen. Ganz beendet ist das Projekt Gartenschläfer für Saskia Jerosch nicht – auch wenn der kleine Bilch den Titel „Tier des Jahres“ bald an ein anderes Wildtier weiterreichen wird. Das Vorkommen des Gartenschläfers in Sachsen-Anhalt wird natürlich auch weiterhin beobachtet.
Nachweise von Gartenschläfern durch Fotofallen
Über den Gartenschläfer
Gartenschläfer gehören zur Familie der Bilche und werden auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie „stark gefährdet“ geführt. Ursprünglich in Wäldern mit viel Totholz, Sträuchern und Waldsaumrändern zu Hause, besiedeln die kleinen Wildtiere mittlerweile in manchen Gegenden Deutschlands auch Gärten und Grünanlagen – vorausgesetzt, sie finden dort ausreichend Schutz und Nahrung, etwa in beerentragenden Hecken und Sträuchern oder wilden Ecken, die vielen Insekten Unterschlupf bieten.