Der Tod auf der Wiese
Neuer Praxisratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung zeigt, wie Rehkitze, Junghasen und Wiesenbrüter die Grünlandmahd überleben
Mit Geschwindigkeiten bis zu 15 km/ h und Arbeitsbreiten bis zu 11 m sind heute Großflächenmähwerke auf unserem Grünland unterwegs. „Die über Jahrtausende bewährten Überlebensstrategien der Wildtiere – das bewegungslose Ausharren der brütenden Rebhenne oder das regungslose Verharren als Schutzverhalten von Hase und Rehkitz – wirken sich bei der Mahd verheerend aus“, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. „Das durch die Evolution optimierte Feindvermeidungsverhalten konnte mit der rasanten Entwicklung der Landbewirtschaftung nicht mithalten.“
Für die Deutsche Wildtier Stiftung müssen Lösungen her, damit der Wiesen-Tod der Wildtiere vermieden wird. Denn der Erhalt von Kiebitz, Großem Brachvogel oder Wachtelkönig in unseren Grünlandregionen ist ganz wesentlich mit der Frage verbunden, ob es gelingen wird, den Mähtod einzudämmen. Das geht nur, wenn Landwirte, Jäger und Wildtier-Retter Hand in Hand arbeiten. Spätestens Anfang Mai mit Beginn der Grünlandmahd gilt es nun, die Kräfte zu bündeln und alle Beteiligten bundesweit zu vernetzen. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat dazu eine interaktiven Karte entwickelt, in der sich ehrenamtliche oder professionell Rehkitzretter-Teams eingetragen können damit Landwirte oder Jäger, die Hilfe beim Schutz der Wildtiere vor dem Mähtod suchen, sie kontaktieren können.
Der neue, kostenlose Praxisratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung zeigt zudem erfolgversprechende Maßnahmen gegen den Mähtod. Neben Wildscheuchen, Tipps zur Rehkitzrettung per Drohnen-Suche oder dem Einsatz sogenannter Wildretter geht es darin auch um die beste Maßnahme um den Mähtod zu vermeiden: eine möglichst späte erste Mahd ab dem 15. Juni oder besser ab dem 1. Juli. Leider ist die wirksamste Maßnahme damit gleichzeitig auch die kostenintensivste, denn Heu und Grassilage aus einem frühen ersten Schnitt im Mai haben die höchste Qualität. „Landwirte dürfen nicht wirtschaftlich benachteiligt sein, wenn sie freiwillig Rücksicht auf Bodenbrüter und Jungwild nehmen“, sagt Kinser. „Damit mehr Geld für einen Ausgleich solcher Nachteile zur Verfügung steht, muss die nächste Reform der Europäischen Agrarpolitik genutzt werden, um das enorme Agrarbudget der EU deutlich in Richtung des Natur-, Arten- und Tierschutzes zu bewegen“.