Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben
Nur ein funktionierendes Wolfsmanagement kann Schützer und Geschädigte versöhnen
Canis lupus ist gekommen, um zu bleiben. „Als ich das erste Mal Wolfsspuren im Schnee sah, war ich als Wildtierbiologe fasziniert und von einer Art Ehrfurcht ergriffen“, sagt Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung und Autor des Buches: „Er ist da – der Wolf kehrt zurück“ (erschienen im ecowin-Verlag, Salzburg). „Mein erster Gedanke war: Großartig! Er ist wieder da.“ Der zweite Gedanke drehte sich dann sofort um die Konflikte, die die Ankunft dieses großen Beutegreifers mit sich bringt.
Der ursprüngliche Lebensraum des Wolfes in Europa erstreckte sich auf den gesamten Kontinent, bis der Mensch ihn in weiten Teilen nahezu ausgerottet hat. Auch heute sind nicht alle begeistert von der Wiederausbreitung des Wolfes. Vor allem Nutztierhalter fürchten um ihre Schafe, Rinder und Ziegen, denn der Appetit der Wölfe ist groß (Tagesbedarf pro Tier: 3- 5 kg Fleisch) und Weidetiere sind für sie leichte Beute. Jetzt steht die Geburt der Osterlämmer unmittelbar bevor. Die Muttertiere sind hoch trächtig und Schafhalter sind in Angst vor Wölfen.
Schäfer mit Schafsherde - Foto: imageBroker / W. Rolfes
Während der „Märchen-Wolf“ der Gebrüder Grimm sich mit „sieben Geißlein“ zufrieden gab, richten sogenannte „Problemwölfe“ häufig wahre Massaker auf den Weiden an. „Der Tenor in öffentlichen Diskussionen lautet dann lapidar: Ausgleichszahlungen regeln das Problem schon“, kritisiert Prof. Dr. Hackländer. „Wie überheblich über gerissene, verstümmelte und verängstigte Haus- und Weidetiere geurteilt wird, ist zum Teil unerträglich“, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die Fronten zwischen Wolfschützern und Nutztierhaltern sind verhärtet. Der Wolf genießt einen hohen Schutzstatus, doch welches Recht auf Schutz haben Schafe und Rinder? „Auf die Frage nach dem Schutz von Weidetieren vor Wölfen gibt es keine einfachen Antworten“, sagt Hackländer. Selbst hohe Elektrozäune taugen zur Wolfsabwehr nur bedingt. Bewegungsmelder mit optischen oder akustischen Signalen vertreiben Wölfe allenfalls für kurze Zeit. „Es gibt zwar Hunderassen wie den Pyrenäenberghund, die es durchaus mit Wölfen aufnehmen, doch die Ausbildung ist aufwendig und die Haltung kostenintensiv“, erläutert Prof. Dr. Hackländer. Viele Nutztierhalter überlegen vor diesem Hintergrund, ihre Tiere nicht mehr auf die Weiden zu lassen. „Das wäre für den Naturschutz fatal“, so Hackländer. Denn eine extensive Beweidung trägt wesentlich zur Artenvielfalt in Deutschland bei.
Jetzt braucht es ein gut funktionierendes Wolfsmanagement
Das Thema Jagd und die Abschussfreigabe von Wölfen werden heiß diskutiert und erregen die Gemüter. „Wir freuen uns, dass es wieder Wölfe in Deutschland gibt“, sagt Hackländer. „Aber wir sind auch davon überzeugt, dass es ein funktionierendes Wolfsmanagement braucht, das auch das Töten von einzelnen Wölfen inkludiert.“ Eines steht für den Wildtierbiologen fest: „Wir müssen mit dem Wolf leben lernen.“
Foto oben (Teaser): © imageBroker / Christina Krutz