Ein Fenster zur Natur für Kiezkinder - Naturwerkstatt in der Hauptstadt eröffnet
In Berlin-Gesundbrunnen geht es künftig für Großstadtpflanzen ums Feuer machen, Spuren bestimmen und Wunder bestaunen
Nur wer die Natur kennenlernt, möchte sie später auch beschützen. Deshalb eröffnet jetzt ein gemeinsames Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung und der Lichtburg-Stiftung Berliner Kindern und Jugendlichen eine neue Möglichkeit, Natur zu erfahren und Naturwissen zu sammeln. Die Lichtburg-Stiftung von Rita und Michael Wolffsohn bietet als Träger und Initiator der Lernwerkstätten in der Gartenstadt Atlantic den perfekten Ausgangspunkt für die kindlichen Entdeckungsreisen. Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt das Projekt durch Beratung und Qualifizierung der Pädagogen mit naturpädagogischen Inhalten, auch die Sparkassen-Stiftung Berlin fördert das Projekt finanziell. Angesprochen sind Kinder aus dem Ortsteil Gesundbrunnen, aber auch alle anderen Berliner Kindern und ihre Betreuer.
Mit der Becherlupe in den Humboldthain
Großstadtpflanzen von drei bis 14 Jahren sollen von TV, Smartphone und Computer weggelockt werden - hinein in die Welt der Naturerlebnisse, des abenteuerlichen Selbermachens, die das kindliche Selbstbewusstsein stärken. Denn fast die Hälfte der Vier- bis Zwölfjährigen in Deutschland ist noch nie selbstständig auf einen Baum geklettert, ergab eine Emnid-Studie der Deutschen Wildtier Stiftung. 22 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder „nie oder fast nie“ ein wildlebendes Tier zu Gesicht bekommen haben. Doch wie soll man Kindern die Natur näher bringen - in einer für sie gewohnten Umgebung aus Steinen, Beton und Asphalt, mitten in Berlin?
Fest steht: Naturbildung für Kinder und Jugendliche ist eine gesellschaftliche Herausforderung und eine dringende Notwendigkeit. „Die Deutsche Wildtier Stiftung öffnet Kindern ein Fenster zur Natur“, erklärt Alice Rethwisch, Vorsitzende des Kuratoriums der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die Lernwerkstätten der Lichtburg-Stiftung im Gesundbrunnen sind ein idealer Ort, um gerade Großstadtkindern Naturerlebnisse, Spaß am Entdecken und erstes Wissen über die Tierwelt zu vermitteln.“ Dabei geht es weniger um die Vermittlung reinen Fachwissens als vielmehr darum, spielerisch eine emotionale Bindung zur Natur aufzubauen. „Mit den Lernwerkstätten möchte die Lichtburg-Stiftung Neugier, Offenheit und Wissbegier der Kinder aufgreifen, um ihnen einen Zugang zur Kultur zu eröffnen. Naturerlebnisse sind dabei mindestens ebenso wichtig wie Musizieren oder Lesen“, ergänzt Rita Wolffsohn, Vorsitzende der Lichtburg-Stiftung.
Naturbildung für Kinder und Jugendliche ist eine gesellschaftliche Herausforderung
In zweistündigen Workshops erleben Kinder die sie umgebende (Stadt-)Natur und erfahren, welch wichtige Rolle diese in ihrem Leben spielt. Im vergangenen Jahr konnten mehr als 700 Kinder an Workshops zu Naturthemen in den Lernwerkstätten Physik, Musik, Literatur, Kunst und Neue Medien teilnehmen. Im Juni 2017 eröffnet nun zusätzlich eine eigene Naturwerkstatt, die noch tiefer in die naturpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einsteigt. Dadurch werden ausgedehnte Naturstreifzüge beispielsweise durch den nahe gelegenen Humboldthain möglich. „Hier stehen die Naturerlebnisse im Vordergrund. Die Kinder erkunden spielerisch die biologische Vielfalt im Park, klettern auf Bäume oder suchen den größten Stein im Humboldthain. Durch das Aufgreifen der Kinderfragen entstehen schnell neue Projekte“, erklärt Natur- und Umweltpädagogin Regina Höfele. Sie leitet die Naturwerkstatt.
Auch interdisziplinär werden die Naturthemen in den Lernwerkstätten bearbeitet. Im Buchbinde-Workshop wirken drei Lernwerkstätten zusammen, um selbstgeschöpftes Papier mit Baum-Gedichten und Bildern aus Naturfarben zu füllen und die Seiten schließlich zu einem Buch zu binden. So lernen die Kinder nicht nur lernwerkstattübergreifend sondern auch ganzheitliches Handeln.