Eine Tatort-Kommissarin zu Gast im Kino der Wildtiere

Maria Furtwängler präsentiert ihren Film „Das Ende der Insekten? Maria Furtwängler auf Spurensuche“

Gesprächsrunde Furtwänglerabend

Die als Tatort-Kommissarin bekannte Schauspielerin Maria Furtwängler geht diesmal einem realen Fall nach: Sie will herausfinden, warum unsere Insekten verschwinden und was wir dagegen tun können. In der Dokumentation „Das Ende der Insekten? Maria Furtwängler auf Spurensuche“ forscht die Schauspielerin und Hobby-Imkerin nach Antworten und reist dabei vom Alten Land in Norddeutschland bis in die USA. Am 23. Oktober 2024 war sie im Naturfilmkino in der Botschaft der Wildtiere zu Gast, um ihren Film im Rahmen des monatlichen NDR-Naturfilmabends zu präsentieren. Nach der Vorführung sprach sie mit Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung und Wildtierbiologe, über die Möglichkeit einer insektenfreundlichen Landwirtschaft in Deutschland. Moderiert wurde der Abend von Jörn Röver, Geschäftsführer der Filmproduktion Doclights GmbH.

Insekten sind unverzichtbar: Sie bestäuben Nutzpflanzen und dienen nicht zuletzt als Futter für unzählige andere Tiere. Damit sind sie auch für uns Menschen enorm wichtig. Doch in den letzten Jahrzehnten haben sich ihre Zahlen dramatisch verringert. Insgesamt gelten 42 Prozent der heimischen Insektenarten als gefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben. Aber warum gibt es immer weniger Schwebfliegen, Schmetterlinge und Hummeln? Um das herauszufinden, hat Maria Furtwängler Menschen aus Forschung, Landwirtschaft und Agrarindustrie getroffen. Der Film „Das Ende der Insekten?“ begleitet sie bei ihrer Suche nach Antworten. Dabei wird deutlich, dass es einen Wandel in der Landwirtschaft braucht, wenn wir die Insektenvielfalt erhalten wollen. Wie könnte der aussehen und wie können wir die Bauern bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen? Darum ging es in der Gesprächsrunde im Anschluss an den Film.

Insektenschutz ist Menschenschutz

Klaus Hackländer unterstrich im Gespräch, dass wir die Verantwortung für die notwendigen Veränderungen nicht allein den Landwirten aufbürden dürften. Er sieht vielmehr die Verbraucher in der Pflicht. Wir alle müssten dafür Sorge tragen, dass Bauern die Möglichkeit haben, insektenfreundlich zu wirtschaften – indem wir mehr für unsere Lebensmittel bezahlten. Landwirte in Deutschland stünden unter enormem wirtschaftlichem Druck, weil sie im globalen Markt mithalten müssten. Gleichzeitig schauten deutsche Verbraucher bei Lebensmitteln sehr genau auf den Preis. Wenn wir aber unsere Insektenvielfalt erhalten wollten, müssten wir bereit sein, mehr für landwirtschaftliche Produkte zu bezahlen. Es gehe um nichts Geringeres als den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. „Insektenschutz ist Menschenschutz“, brachte es der Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung auf den Punkt. Was wir bräuchten, sei eine extensivere Landwirtschaft. Das bedeute nicht, ganz auf Pestizide zu verzichten. Aber sie müssten gezielt eingesetzt werden und nur gegen bestimmte Arten, die Schäden anrichteten. Um das zu ermöglichen, sei weitere Forschung notwendig.

Mehr Wertschätzung für die Leistung der Landwirte

Auch Maria Furtwängler warnte davor, Landwirte in eine Ecke zu stellen. Sie wünschte sich in der Diskussion mehr Wertschätzung für die Leistung der Bauern, die unser Essen auf den Tisch bringen. „Und wir müssen raus aus dem Kreislauf des Fingerzeigens“, sagte sie weiter und nannte als Beispiel den Apfelanbau im Alten Land nahe Hamburg. Die Konsumenten zeigten vorwurfsvoll auf die Landwirte und gäben ihnen die Schuld am Insektensterben. Die Landwirte zeigten auf den Einzelhandel, der nur perfekte Äpfel zu günstigen Preisen abnehmen wolle. Der Einzelhandel wiederum zeige auf die Konsumenten, weil sie genau diese Anforderungen vorgäben. „Mit diesen vorwurfsvollen Fingerzeigen kommen wir aus diesem Teufelskreis nicht raus“, sagte Furtwängler. Stattdessen müssten alle Beteiligten – Konsumenten, Landwirte, Einzelhandel – ins Gespräch kommen, um eine echte Veränderung zu bewirken: „Am Ende eint uns ein Ziel: fruchtbare Böden, gesunde Ökosysteme. Davon sind wir abhängig – das wissen die Bauern genauso wie wir alle. Und wenn wir es schaffen, vom Ziel her zu denken und zu sagen, das wollen wir, wie kommen wir da hin, dann könnten wir wieder an einen Tisch kommen. Das ist es, was es braucht.“

MaLisa Stiftung

Maria Furtwängler hat 2016 mit ihrer Tochter Elisabeth die MaLisa Stiftung gegründet. Die Stiftung setzt sich für eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft ein, die ihre Ressourcen ökologisch verträglich und sozial gerecht nutzt. Dazu gehört neben vielen anderen Projekten auch der Einsatz für den Klima- und Artenschutz in Deutschland.

Zur Website der MaLisa Stiftung

Eine wichtige Rolle komme auch der Politik zu, da war sich Maria Furtwängler mit Klaus Hackländer einig. Der Wildtierbiologe erklärte, die Politik müsse dafür sorgen, dass die Umstellung auf extensive Landwirtschaft für Bauern nicht zum Hochrisikogeschäft werde. Anreize könne sie schaffen, indem sie extensiv produzierte Lebensmittel niedriger besteuere. „Wo, wenn nicht in einem reichen Land wie Deutschland, sollte das möglich sein?“, schloss Hackländer seinen Aufruf an die Politik.

Artenvielfalt in Gärten und auf Grünflächen

Eine Frage aus dem Publikum lenkte die Aufmerksamkeit darauf, was jeder Einzelne im eigenen Garten oder Kleingarten für Insekten tun kann. Laut Klaus Hackländer haben es Kleingärtner, die ihre Flächen insektenfreundlich gestalten wollen, oft nicht leicht. Mancher naturnahe Garten werde von den Nachbarn kritisch beäugt, weil er vermeintlich unordentlich aussehe. Deshalb gebe die Deutsche Wildtier Stiftung in Hamburg und Brandenburg insektenfreundlichen Gärtnern eine Bühne. Auch öffentliche Grünflächen hätten großes Potenzial für den Insektenschutz, erklärte Hackländer weiter und verwies auf Projekte der Stiftung in Hamburg, Berlin und München. Dort gestalten wir in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden insektenfreundliche Grünanlagen. In Berlin beispielsweise haben wir mittlerweile rund 100 Blühflächen in allen Stadtbezirken geschaffen. Allerdings, so Klaus Hackländer, sei auch bei der Grünflächenpflege ein Bewusstseinswandel nötig: So mancher Passant empfinde die wilden Blühflächen im öffentlichen Raum erst einmal als unordentlich. Deshalb sei es wichtig, neben der Flächenpflege auch Aufklärungsarbeit zu leisten, zum Beispiel mit Infotafeln. Und manchmal müsse man auch mit Tricks arbeiten, berichtet Hackländer: „In München haben wir folgende Erfahrung gemacht: Wenn wir am Rand mähen, kriegen die Leute mit, da wird irgendwas gemacht. Dann denken sie: Das wird schon seine Richtigkeit haben, dass in der Mitte alles so hoch steht.“

Zum Schluss berichtete Maria Furtwängler aus ihrer eigenen Erfahrung, wie sich ihr Blick auf das Grün in ihrem Garten verändert hat: „Meine Mutter hat mir früher gesagt, der Löwenzahn muss raus aus der Wiese. Seit ich Bienen habe, lasse ich den natürlich stehen. Das ist die erste große Tracht. Aber das sieht erst mal ungewohnt aus.“ Sie habe auch ein Beet, auf dem einjährige Wildblumen wachsen, berichtete die Gärtnerin weiter: „Das sieht so wahnsinnig hübsch aus, wie ein Blumenstrauß mitten im Garten. Mit dieser Schönheit muss man auch immer wieder werben.“

Infos und Links

Der Film „Das Ende der Insekten? Maria Furtwängler auf Spurensuche“ der Doclights GmbH (Regie: Anna Maria Behrends) ist bis zum 30. September 2025 in der ARD-Mediathek verfügbar.

Der monatliche NDR-Naturfilmabend im Rahmen des Naturfilm-Mittwochs in der Botschaft der Wildtiere ist eine fünfteilige Reihe. Bis Januar 2025 findet er noch dreimal statt, unter anderem mit Filmpremieren und besonderen Gästen.

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