Farmkindergarten Obervieland e.V.

Großwerden zwischen Gänsen, Schafen und Wollschweinen

Die Kinder des Farmkindergarten Obervieland e.V.

Wo drei Vereine zusammen wirken

Im Südwesten der Hansestadt Bremen ist die 30.000 Quadratmeter große Kinder– und Jugendfarm gelegen, inmitten Einfamilien– und Reihenhäusern. Die Farm entstand 1984 als Initiative der Hochschule für Sozialwesen Bremen. Heute können hier Kinder und Jugendliche Natur und vor allem das Leben auf einer Farm hautnah erleben. Mit von der Partie ist seit 15 Jahren der Farmkindergarten Obervieland e.V.. Getragen von einer Elterninitiative, ist auch er auf dem Gelände der Farm zu Hause. Die dritte Komponente bildet der Spielkreis „Die Schmuddelkinder“ — eine Gruppe für Kinder ab ca. 2,5 Jahren. „Unsere Zulieferer“ nennen die beiden Farmkindergartenerzieherinnen Esther Ennulat und Verena Elfers den Spielkreis mit einem Augenzwinkern. „Die Verbindung zum Spielkreis und zur Leitung der Farm ist hervorragend. Das macht viele Dinge leichter und bereichert unsere Arbeit.

Die Kinder des Farmkindergarten Obervieland e.V.

Wenn auf der Farm gerade keine Schulklasse zu Gast ist, dürfen wir als Kindergarten einspringen und backen dann schon mal Pizza in der Farmküche oder helfen, die Farmtiere zu füttern“, erzählt Verena. Seit neun Jahren ist sie Erzieherin im Farmkindergarten. Bereits vor ihrer Zeit auf der Farm hat sie als Erzieherin gearbeitet. Als Mutter von Farmkindergartenkindern war sie von der Idee überzeugt und hat sich auf eine freie Stelle beworben. „Für die Arbeit im Farmkindergarten habe ich meine Anstellung im öffentlichen Dienst aufgegeben — Vollzeit, unbefristet — und gegen das Wagnis Farmkindergarten getauscht. Heute möchte ich auf keinen Fall mehr zurück und bleibe lieber hier bei unseren Kindern und Tieren“, sagt sie.

Steckbrief

Art: Farmkindergarten
Geografische Lage: Bremen-Habenhausen
Gründungsjahr: 2000
Träger: Farmkindergarten Obervieland e.V.
Anzahl der Kinder: 18
Alter der Kinder: 3–6 Jahre
Betreuungsschlüssel: 2 Erzieher/innen (TZ) (+ PraktikantIn)

Regen?! Ach Quatsch! Heute ist doch bestes Matschlöcher-Wetter.

Bauwagen des Farmkindergarten Obervieland

Traumwetter für Kinder

Seit drei Tagen regnet es Bindfäden in Bremen. Ein Wetter bei dem Mensch und Tier lieber in ihrer Behausung bleiben… „Regen?! Ach Quatsch! Heute ist doch bestes Matschlöcher-Wetter“, lacht Erzieherin Esther. Gut ausgerüstet mit Regensachen und Gummistiefeln schaut sie nach den Kindern. Die sind bei diesem Wetter gar nicht mehr zu halten, denn unter der Schaukel hat sich eine riesige Pfütze gebildet, in der man mit und auch ohne Schaufel schöne Matschburgen bauen kann. Ab und zu muss Esther die Kinder etwas in ihrem Spiel bremsen: „Nur so weit in die Pfütze, wie eure Stiefel hoch sind, sonst wird’s nass“, ruft sie den Kindern zu. Aber wenn das Spiel gerade so spannend ist, kann man darauf nun wirklich keine Rücksicht nehmen… „Wenn man länger in einem ‚Draussenkindergarten´ arbeitet, stört einen der Regen gar nicht mehr. Und man merkt, dass es vielleicht ein oder zwei Tage im Jahr sind, an denen es wirklich komplett durchregnet“, erklärt Esther ihre Gelassenheit gegenüber dem Wetter während sie die Gummistiefel und Socken der Kinder auf Wasser überprüft.

Patenkindergarten Farmkindergarten Obervieland e.V.

Wiederholungen helfen beim Lernen

Der Kindergartentag beginnt mit dem Morgenkreis. Alle Kinder werden noch einmal begrüßt und durchgezählt. Heute darf Maja zeigen, was sie schon kann. Als allererstes zündet sie zusammen mit Erzieherin Verena die Kerze an. Gar keine so leichte Aufgabe bei Nieselregen. Trotzdem schafft sie es nach einigen Versuchen, mit dem Streichholz die Kerze zu entzünden. „Jeden Morgen ist das Anzünden der Kerze als Ritual wieder spannend für die Kinder und so lernen sie gleich den Umgang mit Feuer kennen“, flüstert Verena. Nun darf Maja noch den heutigen Wochentag, den Monat und das Datum ansagen, was manchmal gar nicht so einfach ist. Dafür weiß sie bei der Beschreibung des Wetters ganz schnell, dass der Zeiger dieses Mal auf der Wolke mit den Regentropfen stehen muss. Heute dürfen alle Kinder auch ihren Namen und dazu ihr Lieblingstier nennen. Natürlich sind so manche Löwen und Tiger dabei und Mael hat gleich drei Lieblingstiere. Die meisten Kinder allerdings nennen die Farmtiere, die um sie herum leben, und freuen sich, weil sie heute noch all die Kaninchen, Hühner, Meerschweinchen, Schafe, Ziegen und Schweine füttern dürfen.

Kinder spielen mit Schwein im Farmkindergarten Obervieland e.V.

Paulchen, Bonita und Carla

Dreh– und Angelpunkt des Farmkindergartens ist der rot angestrichene Bauwagen, den alle nur liebevoll „Paulchen“ nennen. Der Weg dorthin führt vorbei an Apfelbäumen und Ställen und einigen freilaufenden Tieren. „Oh oh, Achtung! Da vorne kommt Martin“, hört man Jannis seine Freunde warnen. Martin ist der weiße Ganter, der auf der Farm zu Hause ist. „Wenn man dem zu nahe kommt, dann zwickt der einen ins Bein“, ergänzt Tom den Warnruf von Jannis. „Aber das macht der ja nur, weil er Fiona beschützen will“, mischt sich nun auch Lisa Marie in das Gespräch ein. Fiona ist die Gans auf dem Hof und immer in Martins Nähe anzutreffen. Deshalb wissen die Kinder, dass sie einen großen Bogen um die beiden machen müssen. Gleich neben „Paulchen“ wohnen Bonita und Carla, die zwei Hausschweine der Farm. Die beiden bleiben heute aber lieber in ihren Hütten. „Bonita ist in einer Wohnung aufgewachsen und kam dann zur Farm, weil sie für die Wohnung zu groß wurde. Anscheinend hat sie nie gelernt draußen zu sein. Sie mag keinen Matsch, deshalb ist das heute auch nicht ihr Lieblingswetter“, beschreibt Esther das „Minischwein“. „Das ist wie mit den Kindern, die in ihrer Kindheit nicht draußen gespielt haben“, schmunzelt Esther und zieht eine Parallele zu ihrer Arbeit.

Ein Patenkaninchen schafft Verantwortung.

Kaninchen im Farmkindergarten Obervieland e.V.

Willkommen im „Haus Löwenzahn“

In einer Reihe stehen die Farmkinder nun am Zaun der Hausschweine. „Boooooooonita!“ rufen sie laut im Chor und versuchen, das rosa Hausschwein mit allerlei Leckereien doch aus der Hütte zu locken. Die Farm bekommt das Futter für die Tiere als Spende u.a. von einem Bioladen, so dass sie nur Spezialfutter für die Pferde und Esel zukaufen müssen. Nur langsam trottet Hausschwein Bonita aus ihrer Hütte und macht sich gemächlich über ihr Fressen her. Die Kinder lernen dabei nicht nur jede Menge Früchte kennen, sondern sehen auch, was und vor allem wie ein Schwein frisst. Anschließend dürfen sie sogar ins Gehege und Bonita streicheln. Aber heute können sie hier nicht lange verweilen, denn auch Wollschwein Rudi, die Schafe und die Ziegen wollen noch gefüttert werden. Bei den Schafen muss man besonders auf seine Finger aufpassen und das trockene Brot gut festhalten. Das wissen die Farmkinder natürlich und gehen erst, als alle Brotstücke verfüttert sind. Und noch ein Gehege steht heute auf dem Programm: die Kaninchen– und Meerschweinchen-Wohngemeinschaften „Haus Löwenzahn“ und „Hotel Schnuppernase“.

Etwa 20 Kaninchen und Meerschweinchen wuseln hier auf zwei Etagen durcheinander. Zielstrebig gehen die Kinder auf die Stalltür ganz rechts zu. Vorsichtig öffnen sie die Tür und rufen leisen: „Big Joe, bist du hier?“ Big Joe ist das Patenkaninchen der Farmkinder. Einmal in der Woche kümmern sie sich um ihn, misten den Stall aus und füttern das Kaninchen mit Gemüse und Salat. Und natürlich gehören auch Streicheleinheiten dazu. Big Joe, eine Mohrrübe mümmelnd, lässt diese gelassen über sich ergehen. „So ein Patenkaninchen schafft Verantwortung“, erklärt Verena. „Die Kinder wissen, dass ihr Kaninchen jede Woche auf sie wartet, gefüttert und sauber gemacht werden muss! Aber auch die Kinder warten oft schon ungeduldig darauf, dass sie endlich wieder zu Big Joe dürfen“, lacht sie während die Kinder das Kaninchen behutsam in den Käfig zurück setzen.

Kontakt

Farmkindergarten Obervieland e.V.
Ohserstraße 40a
28279 Bremen
www.farmkindergarten.de