Futterernte mit Frühaufstehern, Kitz und Hase
Bericht aus Klepelshagen
Jedes Jahr müssen auf unserem Gut Klepelshagen rund 200 Hektar sogenanntes Ackerfutter, ein Gemisch aus verschiedenen Kleearten, Luzerne und Weidelgras, gemäht und in das Fahrsilo gefahren werden. Um dabei den Nachwuchs von Bodenbrütern, Hasen und Rehen zu schützen, der oft zwischen den Pflanzen liegt, haben wir den 20. Juni als frühestmöglichen Schnitttermin festgelegt. Dann sind Küken, Junghasen und Rehkitze schon so mobil, dass sie vor dem Mähwerk flüchten können. Damit auch wirklich nichts schief geht, fliegen unsere Kollegen in Klepelshagen die Flächen vor dem Mähen mit einer Drohne ab, suchen mit der Infrarotkamera nach Jungtieren und scheuchen sie aus dem Feld.
Drei Uhr morgens: Der Handywecker klingelt. Katzenwäsche und los geht es. Um halb vier trifft sich das Team auf dem Hof, um die Flächen abzufliegen. Damit die Kollegen die Jungtiere auf dem Monitor der Fernsteuerung für die Drohne erkennen, muss es kalt sein und die Sonne darf noch nicht scheinen. Manchmal schreckt die Drohne die Tiere schon auf und sie flüchten. Klappt das nicht, steigt ein Kollege vom mitfahrenden Traktor – an diesem Tag ist es Schulpraktikant Leo – und läuft in die Richtung, wo die Drohne steht. Spätestens dann nehmen fast alle Rehkitze und Hasen reißaus. Nur ein sehr kleines Kitz bleibt liegen. Berufsjäger Thomas Bardehle legt es mit Handschuhen in einen Maurertuppen und bringt es in Sicherheit. Nachdem der Trecker mit dem Mähwerk vorbeigefahren ist, baut Bardehle aus dem Mähgut eine kleine Höhle, legt das Kitz hinein und markiert die Stelle mit einem Plastikpfahl. So ist der Fahrer des Schwaders gewarnt. Es dauert etwa eine Stunde, bis die Mutter des Kitzes es abholt.
Drei Tage lang haben die Kollegen in Klepelshagen, wie der Landwirt sagt, Futter geworben: insgesamt 1382 Tonnen von 208,81 Hektar. Dabei haben sie 13 Rehe, 35 Kitze, 21 Hasen, einen Fuchs und einen Marderhund gezählt, die die Flächen vor ihnen verlassen haben. Sechs weitere Kitze konnten sie selbst heraustragen und so retten. Dafür hat sich das frühe Aufstehen gelohnt.