Gefiederte Wintergäste

Bericht aus Klepelshagen

Seidenschwanz Foto: Michael Tetzlaff Seidenschwanz Foto: Michael Tetzlaff
Jedes Jahr aufs Neue gibt es in Klepelshagen gefiederten Besuch aus dem hohen Norden.

Auf den Flächen der Deutschen Wildtier Stiftung kann man in der kalten Jahreszeit viele interessante Vogelarten beobachten, die sonst nicht in diesen Breitengraden zu sehen sind. Denn von der abwechslungsreichen Landschaft rund um Klepelshagen profitieren nicht nur die hiesigen Brutvögel, sie zieht auch Gäste aus dem hohen Norden an, die hier in ganz unterschiedlichen Lebensräumen ein reichhaltiges Nahrungsangebot finden.

Die ersten Wintergäste, die in Klepelshagen eintreffen, sind die Raufußbussarde. Diese Greifvögel sind Bewohner der Tundren Skandinaviens und sehen dem heimischen Mäusebussard sehr ähnlich. Der harte Winter in ihrer Heimat mit einer über lange Zeit geschlossenen Schneedecke veranlasst sie Jahr für Jahr die lange Reise anzutreten. Hier in Klepelshagen finden sie auf den kurzrasigen Grünlandflächen, den Brachen und Blühstreifen einen reich gedeckten Tisch voller verschiedenster Kleinsäuger. Die Bussarde vertilgen hauptsächlich Wühl- und Feldmäuse.

Auch Kornweihen sind im Winter bei uns zu beobachten, sie bevorzugen dieselben Lebensräumen wie die Raufußbussarde und ernähren sich ebenfalls überwiegend von Kleinsäugern. Ein weiterer, sehr faszinierender Besucher ist der Raubwürger, ein weiterer greifvogelähnlicher, aber weitaus kleinerer Mäusevertilger. Der aus Sibirien stammende Fleischfresser ist ein typischer Bewohner der offenen bis halboffenen Feldflur. Raubwürger besetzen sehr große Winterreviere und ernähren sich hier hauptsächlich von Mäusen und Kleinvögeln.

Unsere gutseigene Streuobstwiese mit ihrem reichhaltigen Obst- und Beerenangebot zieht einen ganz besonderen und hübschen Gast an: Früher als Pestvogel verschrien, ist der Seidenschwanz heute ein Liebling vieler Natur- und Vogelfreunde – und mit seiner Kopfhaube und dem wunderschön bunt gefärbten Federkleid ein wahrer Hingucker in der tristen Winterzeit. Die kilometerlangen Hecken in Klepelshagen mit vielen beerentragenden Sträuchern sind das Ziel Hunderter Wacholderdrosseln. Ihnen bieten sie nicht nur ein reichhaltiges Nahrungsangebot, sondern schützen sie auch vor Feinden und kalten Winden. Und die Wälder rund um Klepelshagen werden nun von Bergfinken und Erlenzeisige bevölkert, die sich von den Früchten der Buchen und Erlen ernähren.

Nicht in jedem Winter kommen all diese Arten in gleicher Zahl bei uns an. So gibt es sogenannte Invasionsjahre, in denen einzelne Vogelarten in Massen zu uns flüchten., weil in ihren Brutgebieten Nahrungsmangel herrscht. Dieses Phänomen tritt bei uns alle drei bis fünf Jahre auf. Ob es in diesem Jahr dazu kommt, wird sich zeigen.

Gefrorene Biene Foto: FLPA - Arco Images GmbH

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