Gemeinsam für den Schreiadler

Nationales Artenhilfsprogramm für Deutschlands am stärksten bedrohten Adler startet

Schreiadler jagen auch häufig am Boden

Der Schreiadler ist Deutschlands kleinster und am stärksten bedrohter Adler. Sein unverwechselbarer „Tjück-tjück“-Ruf ist nur noch selten zu hören. Noch etwa 130 Paare brüten in den Wäldern von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Schreiadler brauchen zum Leben naturnahe Wälder und gleich nebenan nahrungsreiche Wiesen und Weiden – mit diesen Ansprüchen an ihren Lebensraum gehören sie zu den ausgesprochenen Verlierern des Landschaftswandels. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien stellt ein großes Risiko für die Vögel dar. Ein Nationales Artenhilfsprogramm soll dem Schreiadler Aufwind geben.

Um den Schreiadler zu retten, hat die Deutsche Wildtier Stiftung gemeinsam mit der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern ein Nationales Artenhilfsprogramm gestartet. Gefördert wird es vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt mehr als neun Millionen Euro. Am 16. September übergab Dr. Jan-Niclas Gesenhues, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, auf Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern den Förderbescheid an die Projektpartner. Er sagte: „Ich freue mich, dass die Umsetzung des Nationalen Artenhilfsprogramms nun Tempo aufnimmt und wir damit mehr für den Schutz dieser und vieler weiterer Arten tun."

Übergabe des Förderbescheids auf Gut Klepelshagen

Nun geht es darum, die ersten Maßnahmen durchzuführen. „Ein besonderer Fokus des Artenhilfsprogramms wird auf der Zusammenarbeit mit Landwirten und Horstbetreuern liegen, also den handelnden Akteuren in den Brutrevieren des Schreiadlers,“ erklärte Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur- und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung und Initiator des Artenhilfsprogramms. „Gemeinsam mit ihnen können wir Lebensräume optimieren und der Schreiadler-Population eine gute Perspektive bieten.“ Ziel ist es, Nahrungsquellen wie Grünland, Anbauflächen für Ackerfutter oder Brachflächen in der Nähe der Brutwälder des Schreiadlers schnell aufzuwerten. „Denn je kürzer der Weg der Schreiadler-Eltern zwischen ihrem Nest und den nahrungsreichen Jagdgründen ist, desto höher ist die Überlebenschance des Jungvogels“, sagte Kinser weiter.

Schreiadlerlebensraum

Neben temporären Maßnahmen sind auch langfristig wirkende Renaturierungen geplant: Wir werden auf einigen unserer Flächen den Wasserstand anheben. Erste Messarbeiten dafür laufen bereits. Wir wollen Wälder und Moore renaturieren und neue Hecken und Sträucher in der Nähe von Schreiadler-Brutwäldern pflanzen. Denn Feuchtgebiete wie auch Strukturelemente in der Agrarlandschaft bieten Lebensraum. „Davon profitieren auch andere Arten wie Reptilien und Amphibien, die dem Adler als Nahrung dienen. Auch der seltene Schwarzstorch wird unterstützt“, sagte Björn Schwake, Geschäftsführer der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern.

Jungvogelmanagement

Um den Schreiadler zu retten, braucht es vor allem auch eine höhere Reproduktionsrate – also mehr überlebende Jungvögel. Darum werden im Rahmen des Projekts in Brandenburg auch Maßnahmen des Jungvogelmanagements ergriffen. Aus einigen Schreiadler-Nestern wird ein überzähliges Ei entnommen und in einer Brutstation ausgebrütet. Denn von Natur aus überlebt aus jedem Gelege nur ein Adlerküken. „Mit den so zusätzlich aufgezogenen Jungadlern können wir den Bruterfolg der Schreiadler in Brandenburg kurzfristig steigern“, erklärt Christian Unselt, Vorsitzender der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe.

Das Projekt „Gemeinsam für den Schreiadler“ läuft bis 2028.

Majetetischer Schreiadler

Schreiadler

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Schreiadlerjunges mit offenem Schnabel.

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