Wiesenweihen leben gefährlich! Auf der Suche nach dem Getreidebrüter

Ein Schutzprojekt der Deutschen Wildtier Stiftung

männliche Wiesenweihe im Flug
Wiesenweihen gesucht! Wer den seltenen Bodenbrüter in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt, kann diese Beobachtung der Deutschen Wildtier Stiftung per E-Mail mitteilen. Mitarbeiter kümmern sich darum, dass das Brutrevier geschützt wird.

In Mecklenburg-Vorpommern sind Artenschützer besorgt: Nur noch 30 Brutpaare der seltenen Wiesenweihe leben dort. Der Bestand schrumpft - denn Wiesenweihen leben gefährlich. Als Bodenbrüter sind sie vielen Gefahren ausgesetzt. Jetzt versuchen Vogelschützer gemeinsam mit Landwirten den Nachwuchs des grazilen Jägers besser zu schützen. Ein Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung.

Hier können Sie Wiesenweihen melden: Wiesenweihe@DeWiSt.de

Die Brutzeit findet während der Getreidernte statt

Die Augen zusammengekniffen – so scannt Volker Günther ab Mitte/Ende April die Getreidefelder bei Parchim ab. Seinem scharfen Blick entgeht selten etwas: Schließlich ist er ein geübter Artenschützer. Jetzt nach Ostern durchkämmt er im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung die Getreidefelder in Mecklenburg-Vorpommern. Da gibt es viele Flächen - wo anfangen, wo aufhören? Günther sucht nach Wiesenweihen und ihren Brutrevieren. Sein - und das Ziel der Deutschen Wildtier Stiftung - ist: Die Nester der seltenen Greifvögel zu finden, noch bevor die Getreideernte beginnt. Das ist wichtig, denn zu diesem Zeitpunkt sind die Jungvögel noch nicht aus dem Bodennest ausgeflogen. Ihnen droht der Tod, sobald gemäht wird!

Gelege einer Wiesenweihe im Feld

Wiesenweihen zu entdecken ist echte Detektivarbeit

„Gerade die Wiesenweihe als Bodenbrüter ist im freien Feld nur schwer auszumachen. Oft stehe ich Stunden an einem Ort und beobachte die Landschaft. Manchmal ist das echte Detektivarbeit“, sagt der hauptberufliche Diplom-Forstingenieur. Denn geht eine Wiesenweihe irgendwo vom Himmel runter, heißt das nicht automatisch, dass sie dort, wo sie ins Feld eintaucht, auch ihr Nest hat. Da muss Günther erst mal hin – und ganz genau nachschauen. Früher brütete der grazile Greifvogel in Feuchtwiesen, doch nun ist er sehr oft in Getreidefelder umgezogen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, denn seinen ursprünglichen Lebensraum gibt es kaum noch. Auch Brachen, die dem geschützten Vogel früher als Deckung dienten, sind heute fast überall verschwunden. Für die Wiesenweihe, die sich von Heuschrecken und Wühlmäusen ernährt, ist es heute nahezu unmöglich geworden, sichere Nistplätze zu finden und im nahen Umfeld ihre Beute zu jagen.

Rund zwei Monate betreut das Weibchen den Nachwuchs

Im Mai beginnt die Brutzeit der Wiesenweihe – und damit die entscheidende Phase für wirkungsvolle Schutzmaßnahmen. „Ihren Nistplatz wählt das Wiesenweihen-Weibchen innerhalb eines Brutreviers aus, das vom Männchen ab April besetzt wird“, erklärt Vogelkenner Günther. Das Gelege aus vier bis sechs Eiern wird dann etwa einen Monat lang vom Weibchen bebrütet. Nach dem Schlüpfen dauert es einen weiteren Monat, bis die Küken gut fliegen können. Auch in dieser Zeit betreut das Weibchen ununterbrochen das Nest. Über 60 Tage lang bleibt das Weibchen so am Boden beim gut versteckten Nachwuchs.

Weder Landwirt noch Küken können zeitnah handeln

Was die Wiesenweihe nicht ahnt: Sobald ihre Eier im Nest liegen oder wenn die Jungvögel bereits geschlüpft sind, rollen die schweren Maschinen an. Experte Volker Günther erklärt das Dilemma: „Wenn der Mähdrescher kommt, überfährt er das Nest." Meist völlig unbeabsichtigt. "Weder die Wiesenweihe-Jungen noch der Bauer haben dann eine Chance zum rechtzeitigen Handeln. Die Küken nicht, weil sie nicht ausweichen können, der Landwirt nicht, weil er das Nest nicht rechtzeitig entdecken kann.“ Wiesenweihen-Nester, nur rund 40 cm groß, liegen perfekt getarnt zwischen den Getreidehalmen. „Selbst wenn man direkt davor steht, kann man das Nest leicht übersehen.“ Hier setzen die Schutzmaßnahmen der Deutschen Wildtier Stiftung an.

Einfache Schutzzäune retten das Leben der Küken

Mitarbeiter trägt Zaunteil zu einer zu schützenden Stelle im Feld.

Die Strategie: bodenständig, relativ kostengünstig und einfach. Schutzzäune, die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, werden einfach sofort nach dem Sichten eines Nestes rund um den Brutplatz aufgestellt. Dann sind die Vögel vor dem unbeabsichtigten Tod durch Mensch und Erntemaschine gerettet. „Der Schutzzaun signalisiert dem Landwirt: Stopp, hier ist das Gelege! So können die Eier sicher ausgebrütet werden. Haben die Küken das Nest verlassen, wird der Zaun wieder abgebaut, und der Landwirt erntet die Restfläche ab“, sagt Volker Günther. Seinen Mehraufwand kann der Landwirt vom Land erstattet bekommen – Volker Günther berät hierzu gern. Die Erfahrung hat gezeigt: Ziehen Vogelschützer und Landwirte über den Sommer hinweg an einem Strang, ist das Wiesenweihen-Schutzprojekt ein toller Erfolg. Volker Günther: „Durch das Projekt konnten wir in Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Jahren bereits viele Jungvögel vor dem Tod bewahren. Das Einzige, was fehlt, sind noch mehr ehrenamtliche Unterstützer, denen die Wiesenweihe so am Herzen liegt, dass sie gerne etwas Zeit opfern, um mitzuhelfen.“

Wie erkennt man die Wiesenweihe?

Im Flug ist die Wiesenweihe sehr beweglich und lebhaft. Durch ihre typische V-förmige Flughaltung am Himmel ist sie gut zu erkennen. Auffällig ist auch, dass die Wiesenweihe ihre Beutetiere ( z. B. Mäuse oder kleinere Vögel wie Feldlerche oder Wachtel) im niedrigen Suchflug über Äckern oder Wiesen jagt. Eine Besonderheit sind die schwarzen Flügelspitzen. Im April und Mai balzen Wiesenweihen mit spektakulären Flugmanövern.

Wiesenweihe

Wiesenweihe – Nester schützen

Weil es kaum noch Feuchtgebiete gibt, nisten Wiesenweihen heute in Getreidefeldern. Ein Risiko! Wir schützen ihre Nester.

Zum Projekt
steckbrief_wiesenweihe_teaser-m_standard

Wiesenweihe

Die Wiesenweihe (Circus pygargus) ist ein eleganter Greifvogel des Offenlandes und ein seltener Anblick. Sie brütet verborgen in Getreidefeldern.

Zum Steckbrief