Greifvögel im Blick
Michael Tetzlaffs Tagebuch
Pünktlich zum Brutbeginn des Mäusebussards und anderer Greifvögel ist die Horstkartierung im Klepelshagener Forst abgeschlossen worden. Die Nester von Greifvögeln werden als „Horste“ bezeichnet. Der Begriff leitet sich aus dem mittehochdeutschen Wort „hurst“ für Gebüsch und Strauchwerk ab und bezieht sich auf das Baumaterial der Nester. Das Nisten der Greifvögel wird daher auch als „Horsten“ bezeichnet.
In der Regel benutzen die Vögel ihren Horst jedes Jahr wieder und so können mit der Zeit große Bauwerke in den Baumkronen entstehen. Daher gibt es für die geschützten Arten wie See- und Schreiadler ausgewiesene Horstschutzzonen. Lediglich der Sperber baut jedes Jahr einen neuen Horst und kam daher für unsere Kartierung nicht in Betracht.
Durch die Erfassung der Horste im Klepelshagener Forst sollen der Schutz der Brutstätten gewährleistet und gegebenenfalls gültige Schutzzonen festgelegt werden. Zudem können Bestandserfassungen des Greifvogelvorkommens in Klepelshagen durchgeführt werden. Bisher gab es solche großflächigen Erhebungen noch nicht. Während der laubfreien Zeit im Winter wurde der gesamte Wald auf Bauwerke der Vögel abgesucht. Dabei wurden vor allem die Altbestände systematisch begutachtet. Mithilfe eines GPS-Gerätes wurden die Standorte eingemessen und verschiedene Parameter im Erfassungsprogramm aufgenommen. Besonderes Augenmerk der diesjährigen Kartierung galt insbesondere dem Schwarzstorch. Für diese seltene Art gilt in Mecklenburg-Vorpommern ein ganz besonderer Schutz. Im Rahmen der Kartierung gelang der Fund des letztjährigen Brutstandortes des Schwarzstorches.
Insgesamt konnten 37 Großvogelhorste im Waldbereich verteilt gefunden werden. Die meisten Horste waren in einem sehr guten Zustand und für die neue Brutsaison gut geeignet. Wie zu erwarten dominiert die Rotbuche als Horstbaum. Lärche, Kiefer und Eiche sind weitere Bäume, die gerne genutzt werden. Nun gilt es, die Nutzer der Horste zu identifizieren, um das tatsächliche Vorkommen der Greifvögel in Klepelshagen dokumentieren zu können. Erste Erhebungen ergaben, dass insgesamt vier Kolkrabenpaare auf 800 Hektar in Klepelshagen nisten. Weiterhin konnten bisher vier Brutpaare des Mäusebussards, zwei Brutpaare des Rotmilans, ein Brutpaar des Seeadlers und ein Brutpaar des Sperbers nachgewiesen werden. Insbesondere beim Mäusebussard kommen in den nächsten Tagen noch weitere Paare hinzu. In den nächsten Wochen folgen dann auch die Langstreckenziehen wie Baumfalke, Wespenbussard und im besten Fall der Schreiadler. Es bleibt also spannend.
Foto oben (Teaser): © imageBroker / Horst Jegen – Mäusebussard mit Jungvogel im Horst