Gut gebrüllt, Rothirsch!
Das Röhren eines Hirsches kann so laut wie ein Autoauspuff werden
„In Deutschland geht es im September in der Natur ganz schön laut zu: Die Hirschbrunft beginnt“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Bei der Brunft stehen arachische Regeln weit vorn: Wer jetzt in den Wald geht, kriegt ordentlich was zu hören! Es wird georgelt, geröhrt, geknarzt und geknört. Mit steigendem Testosteronspiegel findet ein Kräftemessen in den Disziplinen Geweih-Kampf, Schlamm-Suhlen und Wett-Pinkeln statt. Der Gewinner bekommt die Hirsch-Damen – und zwar alle. Während die Kühe am Rande des Brunftplatzes auf den Sieger warten, wälzen sich die Kerle im Schlamm und stimmen Geräusche an, die mit 75 Dezibel etwa so laut sind wie ein Autoauspuff. Bei männlichen Säugetieren ist ein kräftiges Organ das beste Mittel, um beim anderen Geschlecht Aufmerksamkeit zu erregen.
Bei der Hirschbrunft gibt's was auf die Ohren
Eine Hirschbrunft ist nichts für Zartbesaitete: Bei den Kämpfen um die Weibchen geht es laut und derbe zu. Die Hirsche zerwühlen mit den Vorderläufen und ihrem Geweih den Boden oder wälzen sich in ihrem Urin, um sich bei den Weibchen ins Spiel zu bringen. Denn mit dem Harn scheiden sie moschusähnliche Duftstoffe aus, die wie ein „Hirsch-Parfüm“ wirken und wiederum das Paarungsverhalten der Hirschkühe beeinflussen. Wer das Kahlwild begatten darf, muss allerdings ein stattliches Geweih auf dem Kopf haben und es selbstbewusst präsentieren, um den Gegner einzuschüchtern. Und auch das Wetter spielt beim Brunften eine Rolle. Andreas Kinser erklärt: „Warme Herbsttage mit Grillwetter lassen die Emotionen auf dem Brunftplatz eher abkühlen. Je kälter die Nächte sind, desto höher ist die Kampfbereitschaft der Hirsche.“ Am Ende gibt sich der Schwächere geschlagen, zieht von dannen und der Platzhirsch darf mit den Hirsch-Damen die nächste Generation zeugen.