Hochzeit der Wildtiere: In der Natur wird jetzt die "Generation 2018" gezeugt
Frischlinge beobachten die Welt aus ihrem Wurfkessel, der Feldhase boxt sich auf dem Acker warm und Füchse singen ihre heiseren Liebeslieder ...
Rauschzeit, Ranzsaison, Rammeltanz – im Wald, am Wasser und auf dem Acker finden jetzt die „Hochzeiten der Wildtiere“ statt. Aber wer findet sich und vor allem: Welche Partnerschaften halten ein Leben lang? Soviel sei verraten: Viele sind es nicht!
Bachen sind im Liebesrausch
Weibliche Wildschweine, die Bachen, sind bereits seit Dezember in der so genannten Rauschzeit. In dieser Zeit werden die Bachen gleich mehrfach vom stärksten Keiler des Reviers beglückt. Der Keiler imponiert den Damen mit schaumigem Speichel, der betörende Duftstoffe enthält. Ganz „Mann“ markiert er das Revier zusätzlich mit Urin. Wildschwein-Urin ist „Männer-Parfüm“ für die Bachen. Nach einer Tragezeit von zirka 115 Tagen kommen dann bis zu zehn Frischlinge in ihrem Wurfkessel zur Welt. 2 bis 3 Wochen nach dem Frischen finden sich die Bachen mit ihren Frischlingen wieder in den Rotten zusammen - die Keiler gehen ihrer Wege.
Häsinnnen boxen sich fürs Rammeln warm
Wenn Feldhasen Hochzeit feiern, versammeln sich gleich mehrere Häsinnen und Rammler auf dem Acker. Beim Liebesspiel hat die Häsin „die Hosen an“. Sie sucht sich aus, mit welchen Rammlern sie sich paart. Bei "Boxkämpfen" testet sie seine Fitness. Dann paart sie sich innerhalb kürzester Zeit mehrmals; deshalb kann der Nachwuchs unterschiedliche Väter haben. Während der 40-tägigen Tragezeit kann Frau Feldhase noch einmal trächtig werden. So können Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien in ihrer Gebärmutter wachsen. Das nennt man Superfötation. Die Junghasen eines Wurfes sind darum oft nur "Halbgeschwister".
Wildkatzen ziehen den Nachwuchs allein groß
Wenn Wildkatzen Hochzeit feiern, locken die Kater mit langgezogenem, gutturalen Miauen die Weibchen auf ihren nächtlichen Streifzügen. Der Liebesruf während der Ranzzeit ist nicht zu überhören. Nach der Paarung gehen die Verliebten sofort wieder getrennte Wege. Im Frühjahr kommt dann der verspielte Wildkatzen-Nachwuchs auf die Welt, um den sich „Mama Wildkatze“ allein kümmern muss. Der Herr der Schöpfung ist längst über alle Berge.
Eichhörnchen jagen sich spielerisch von Ast zu Ast
Bei den Eichhörnchen geht es zu Beginn der Paarungszeit recht neckisch zu. Man jagt sich – und zwar immer schön durch die Bäume. Bei der wilden Toberei sind gleich mehrere Männchen am Start. Das Liebesspiel findet bis in den Februar hinein statt und wird dann im Spätsommer noch einmal wiederholt. Nach der Paarung ist Schluss mit lustig: Das Nest, der so genannte Wurfkobel, wird in einer geeigneten Astgabel in wenigstens sechs Meter Höhe gebaut. Nach der Paarung wird das Männchen vom Weibchen vertrieben, denn Eichhörnchen sind „polygyn“. Das bedeutet: Männchen paaren sich mit mehreren Weibchen und die Jungenaufzucht ist „Frauensache“.
Waschbär-Weibchen nehmen nicht jeden
Bei der Waschbär-Ranz muss ER sich richtig ins Zeug legen. Wie beim Speed-Dating treffen die Partner an einem Sammelplatz aufeinander. SIE fordert ein intensives Vorspiel und entscheidet danach, wer den Nachwuchs zeugen darf. Nach einer Tragzeit von rund 63 Tagen werden im Frühjahr die Jungtiere geboren. Die zuvor von ihrer Mutter gesäugten Welpen verlassen mit ungefähr acht Wochen die Wurfhöhle.
Biber sind sich ein Leben lang treu
Der Biber ist kein Mann für eine Nacht: Er sucht die Partnerin fürs Leben und bleibt ihr treu. Das Paarungsritual findet schwimmend in seichtem Wasser statt – das kalte Wasser schreckt da nicht. So eine "Biber-Ehe" kann bis zu 20 Jahre halten! Am Ende der Tragezeit nach 100 Tagen bringt das Biberweibchen im Durchschnitt drei Junge zur Welt, die zwei bis drei Monate gesäugt werden. Dann können sie schon bald schwimmen und tauchen. Biber sind Familientiere - sie leben mit Partner und Nachwuchs zusammen im Bau.
Füchse jaulen ihre Liebeslieder
Im Januar „singen“ männliche Füchse „Liebeslieder“. Ihr heiseres Gebell erinnert an das Jaulen eines Hundes. So betören sie die Fähen, die Weibchen. In der Regel werben mehrere Fuchsrüden gleichzeitig um eine Fähe - und die hat sich ordentlich mit einem( für Menschennasen) streng riechenden Sekret einparfümiert! Das bringt die Hormone der Männchen in Wallungen. Für menschliche Nasen stinkt es während der Fuchs-Ranzzeit allerdings unangenehm nach Ammoniak. Ende März kommen dann die zunächst blinden Fuchswelpen zur Welt. Mit dem 5. Lebensmonat werden die Jungfüchse selbstständig. Bei Füchsen fällt auf: Vater und Mutter sind liebevolle Eltern, die sich beide um den Nachwuchs kümmern. Der Fuchsrüde hilft bei der Fütterung der Jungen und verteidigt seine Familie gegen Feinde.