Im Schatten wächst kein Sonnentau
Die Deutsche Wildtier Stiftung lehnt den Bau von Photovoltaikanlagen in Mooren ab
Sollten die Pläne der Ministerien umgesetzt werden, würde dies nicht nur den Sonnentau, die charakteristische fleischfressende Pflanze unserer Moore, sondern auch den Artenschutz per se wieder einmal in den Schatten der Klimapolitik stellen. Denn in unseren letzten naturnahen Mooren reckt nicht nur der Sonnentau seine Tentakel der Sonne entgegen, sondern nur hier paart sich im Frühling der blaue Moorfrosch, wachsen lichthungrige Torfmoose auf sauren Böden und flattert der filigrane Hochmoor-Bläuling über die Glockenheide. Birkhuhn und Bekassine finden ihren Brutplatz. Und auch die Kreuzotter, die gern Sonnenbäder nimmt, schlängelt sich durch Wollgras und Moosbeere. „Moore aller Arten sind hochsensible Hotspots der Artenvielfalt. Der Bau von Solaranlagen würde viele der störungsempfindlichen Arten vertreiben und wertvolle Biotope fragmentieren“, sagt Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die Deutsche Wildtier Stiftung ist ausdrücklich für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Aber Natur- und Artenschutz dürfen dabei nicht ausgestochen werden. „Es ist gut und richtig, Moorstandorte aus der ackerbaulichen Nutzung zu nehmen und wiederzuvernässen“, so Hackländer, „das bindet CO2 und schafft Artenvielfalt.“ Doch der Bau von Photovoltaikanlagen auf wiedervernässten Standorten würde nicht nur deren positiven ökologischen Effekt zunichtemachen, sondern auch ihre Funktion als Kohlenstoffsenke zerstören. Denn Moore brauchen Licht zum Wachsen und damit zum CO2-Speichern, das sie unter eine Photovoltaikanlage nicht mehr hätten.
Eigentlich sollten mit Blick auf Landwirtschaft und Erneuerbare Energien gerade die Grünen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Denn sie waren es, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz einst eingeführt und damit den Boom der Biogasbranche eingeleitet haben. Für die dafür benötigte Biomasse wurden deutschlandweit riesige Moorstandorte in die ackerbauliche Nutzung genommen, was zur sprichwörtlichen Vermaisung ganzer Landstriche führte. Ganz nebenbei wurden dadurch auch Unmengen des im Boden gespeicherten CO2 freigesetzt. Als die Folgen des Biogasbooms offensichtlich wurden, bezeichneten viele ranghohe Grüne die damalige Gesetzgebung als politischen Fehler. „Für unsere Moore wäre es fatal, wenn in einigen Jahren wieder ein Bundesminister reumütig dasteht und einen nicht wiedergutzumachenden politischen Fehler einräumen muss“, warnt Hackländer.