Schleiereulen brüten in Klepelshagen
Michael Tetzlaffs Tagebuch
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“
Diese gebräuchliche Redensart ist im Natur- und Artenschutz ein elementarer Leitsatz geworden und mittlerweile im Zusammenhang mit den Vorkommen von vielen Tier- und Pflanzenarten in unserer Landschaft die aktuell grundlegende Motivation. Große Hoffnung keimte bei mir eines Abends im zeitigen April auf. In Klepelshagen rief langanhaltend ein Schleiereulenmännchen.
Eulenbalz
Auch die Tage danach balzte die Eule ausgiebig im Ort und bald darauf konnte ein zweiter Vogel beobachtet werden. Die Hoffnung wurde immer größer und wurde nun bei einer Nistkastenkontrolle durch riesige Freude abgelöst. Nach 16 Jahren brütet nun endlich wieder die seltene Schleiereule in Klepelshagen und dann noch in einem von uns installierten Nistkasten im „Wildtierhotel Trafohaus“.
Das letzte Brutvorkommen in Klepelshagen erlosch in 2003. Damals brütete ein Paar im alten Rinderstall. Die Schleiereule hat in Mecklenburg-Vorpommern wie viele andere Vogelarten auch, durch die intensive Landwirtschaft, Nistplatz- Nahrungsmangel und Lebensraumverlust starke Bestandseinbüßen hinnehmen müssen. Der damals schon niedrige Bestand von circa 300-500 Brutpaare ist ab 2012 massiv und besorgniserregend auf nur noch 30 Brutpaare geschrumpft. Traditionell brüteten die nachtaktiven Vögel in Kirchtürmen, Scheunen und Stallungen. Diese wurden nach der Wende im großen Stil saniert und abgerissen. Die Vögel fanden kaum noch Unterschlupf. Zusätzlich verringerte sich das Nahrungsangebot massiv und der starke Winter 2011/12 mit langanhaltender Schneedecke gab den Vögeln den Rest und die Art steht im Land kurz vor dem Kollaps.
Schleiereulen Jungvögel
Vor diesem traurigen Hintergrund ist die Freude über die diesjährige Brut besonders groß und mit 8 Jungvögeln (!) die Brut sehr hoch. Die hohe Jungvogelanzahl ist meist ein Hinweis auf ein Gradationsjahr bei Mäusen. Nach der Beringung der Jungvögel hoffe wir nun das die Kleinen nun kräftig wachsen, erfolgreich flügge werden und zur Bestandsstabilisierung beitragen werden.
Michael Tetzlaff