Kopfweidenschnitt
Bericht aus Klepelshagen
Früher hatte der alljährliche Schnitt der Weiden einen wirtschaftlichen Hintergrund: Die Menschen machten sich die enorme Wuchskraft von Silberweide (Salix alba) und Korbweide (Salix viminalis) zunutze und verwendeten die jungen, sehr biegsamen Ruten für Korbwaren und dickere Äste für Zäune und den Fachwerkbau. Heute gibt es kaum noch Korbflechter, und Weidenzäune und Fachwerkhäuser werden nur noch selten errichtet. In vielen Regionen wurde der regelmäßige Kopfweidenschnitt daher eingestellt. Dadurch wurden viele alte Weiden mit den Jahren zu kopflastig und brachen auseinander. Die Zeugen einer alten Wirtschaftsform verschwanden allmählich aus der Landschaft und diese Kulturform ging verloren. Da jedoch alte, regelmäßig geschnittene Korbweiden Lebensraum und Brutstätte für eine Vielzahl von Tierarten sind, haben in vielen Gegenden Deutschlands ehrenamtliche Naturschützer den Pflegeschnitt wieder eingeführt. Manche Gemeinden zahlen mittlerweile Fördergelder für die Kopfbaumpflege.
Hier in Klepelshagen stehen vor allem an Gewässern und Bachläufen zahlreiche Weiden, die teilweise schon ein beträchtliches Alter haben. Auch wir beschneiden in Abständen von drei bis fünf Jahren, jeweils zwischen November und Ende Februar, diese knorrigen Veteranen. Der Gehölzschnitt wird als Benjeshecke aufgeschichtet und dient zahlreichen Tierarten als sicherer Unterschlupf. Durch den regelmäßigen Schnitt sind in den Kopfweiden über die Jahre zahlreiche wertvolle Höhlen entstanden. Sie werden gerne von Kleinvögeln wie Gartenrotschwanz, Bachstelze oder Feldsperling als Brutstätte genutzt. Auch Nester größerer Vögel wie Stockente und Graugans haben unsere Naturschützer schon in den Köpfen der Weiden gefunden. (In südlicheren Regionen ist vor allem der Steinkauz auf die Höhlen angewiesen.) Aber auch Säugetiere wie der Siebenschläfer nutzen die von Menschenhand geschaffenen Behausungen. Deutschlandweit wurden zahlreiche Insektenarten in alten Kopfweiden nachgewiesen. Viele Schmetterlings- und Käferarten sind auf Weiden angewiesen.
Infobox
Was ist eine Benjeshecke?
Benjeshecken sind Hecken, die durch das lockere Schichten von Gehölzschnitt und durch die natürliche Aussaat von Samen – etwa durch Wind – wachsen. Der Landschaftsgärtner Hermann Benjes entwickelte Ende der 1980er-Jahre das Konzept für dieses besondere Strauchwerk. Es bietet Vögeln und Insekten Unterschlupf und Nahrung. Heutzutage nutzen viele Gärtner die Benjeshecke, in erster Linie, um Grünschnitt wie Äste, Zweige und Gestrüpp zu kompostieren.