Kopfweidenschnitt

Bericht aus Klepelshagen

Junge Kopfweiden nach dem Schnitt. Der Gehölzschnitt wird als Benjeshecke aufgeschichtet. Foto: Michael Tetzlaff Junge Kopfweiden nach dem Schnitt. Der Gehölzschnitt wird als Benjeshecke aufgeschichtet. Foto: Michael Tetzlaff
Kopfweiden sind typische Charakterbäume von Weichholzauen und Begleiter von Fluss- und Bachläufen. Als Kopfbaum bezeichnet man eine Weide, deren Stamm im jungen Alter eingekürzt und in den Folgejahren regelmäßig beschnitten wurde. Dadurch erhält der Baum seine charakteristische Form.

Früher hatte der alljährliche Schnitt der Weiden einen wirtschaftlichen Hintergrund: Die Menschen machten sich die enorme Wuchskraft von Silberweide (Salix alba) und Korbweide (Salix viminalis) zunutze und verwendeten die jungen, sehr biegsamen Ruten für Korbwaren und dickere Äste für Zäune und den Fachwerkbau. Heute gibt es kaum noch Korbflechter, und Weidenzäune und Fachwerkhäuser werden nur noch selten errichtet. In vielen Regionen wurde der regelmäßige Kopfweidenschnitt daher eingestellt. Dadurch wurden viele alte Weiden mit den Jahren zu kopflastig und brachen auseinander. Die Zeugen einer alten Wirtschaftsform verschwanden allmählich aus der Landschaft und diese Kulturform ging verloren. Da jedoch alte, regelmäßig geschnittene Korbweiden Lebensraum und Brutstätte für eine Vielzahl von Tierarten sind, haben in vielen Gegenden Deutschlands ehrenamtliche Naturschützer den Pflegeschnitt wieder eingeführt. Manche Gemeinden zahlen mittlerweile Fördergelder für die Kopfbaumpflege.

Hier in Klepelshagen stehen vor allem an Gewässern und Bachläufen zahlreiche Weiden, die teilweise schon ein beträchtliches Alter haben. Auch wir beschneiden in Abständen von drei bis fünf Jahren, jeweils zwischen November und Ende Februar, diese knorrigen Veteranen. Der Gehölzschnitt wird als Benjeshecke aufgeschichtet und dient zahlreichen Tierarten als sicherer Unterschlupf. Durch den regelmäßigen Schnitt sind in den Kopfweiden über die Jahre zahlreiche wertvolle Höhlen entstanden. Sie werden gerne von Kleinvögeln wie Gartenrotschwanz, Bachstelze oder Feldsperling als Brutstätte genutzt. Auch Nester größerer Vögel wie Stockente und Graugans haben unsere Naturschützer schon in den Köpfen der Weiden gefunden. (In südlicheren Regionen ist vor allem der Steinkauz auf die Höhlen angewiesen.) Aber auch Säugetiere wie der Siebenschläfer nutzen die von Menschenhand geschaffenen Behausungen. Deutschlandweit wurden zahlreiche Insektenarten in alten Kopfweiden nachgewiesen. Viele Schmetterlings- und Käferarten sind auf Weiden angewiesen.

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Was ist eine Benjeshecke?

Benjeshecken sind Hecken, die durch das lockere Schichten von Gehölzschnitt und durch die natürliche Aussaat von Samen – etwa durch Wind – wachsen. Der Landschaftsgärtner Hermann Benjes entwickelte Ende der 1980er-Jahre das Konzept für dieses besondere Strauchwerk. Es bietet Vögeln und Insekten Unterschlupf und Nahrung. Heutzutage nutzen viele Gärtner die Benjeshecke, in erster Linie, um Grünschnitt wie Äste, Zweige und Gestrüpp zu kompostieren.

Blühende Hecke

Die Hecke: Wichtiger Lebensraum für seltene Wildtiere

Die Deutsche Wildtier Stiftung pflanzt insgesamt 1.960 Meter Hecke auf ihren Naturerbeflächen in Schwichtenberg und Hornshagen. So sollen wichtige Rückzugsorte für gefährdete Wildtierarten wie etwa den Feldhasen (Lepus europaeus) und die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) entstehen.

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Künstlicher Horst auf 8 m hohem Stamm errichtet Foto: Michael Tetzlaff

Neue Brutstätte für Fischadler

Die ersten Fischadler sind aus ihren Winterquartieren nach Klepelshagen zurückgekehrt. Um den Greifvögeln zu helfen, haben wir in der kalten Jahreszeit eine weitere Nistmöglichkeit geschaffen, die ihren Anforderungen entspricht. Tatkräftige Helfer stellten den Holzmast an einer geeigneten Stelle in Gewässernähe auf. Das Nest ist gemacht – nun hoffen wir, dass dort bald ein drittes Paar einzieht.

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Gut Klepelshagen

Gut Klepelshagen – Wirtschaften mit der Natur

Auf Gut Klepelshagen zeigt die Deutsche Wildtier Stiftung, wie ein Leben und Wirtschaften mit der Natur funktionieren kann.

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