Lahme Enten brauchen Ruhe

Die Deutsche Wildtier Stiftung bittet um Rücksicht auf Enten, Gänse und Schwäne, die jetzt in der Mauser und damit flugunfähig sind

Schlafende Stockenten (Anas platyrhynchos) am Flussufer © imageBROKER / Ottfried Schreiter
Vogelfedern bestehen aus Keratin wie das menschliche Haar. Sie müssen viel aushalten: sie schützen und isolieren, sie tarnen und unterstützen die Schwimm- und Flugfähigkeit eines Vogels. In der Mauser werden die Federn erneuert; manchmal fallen alle Federn auf einen Schwung aus, manchmal nur teilweise. Für Vögel in der Mauser ist Schonzeit angesagt.

Wenn Vögel in der Mauser Federn lassen, werden aus stolzen Stockentenmännchen schnell lahme Enten. Sie verlieren ihr grün schillerndes Prachtkleid und sind plötzlich glanzlos und graubraun eingefärbt. Anderen Vogelarten geht es nicht besser: Wie die Stockenten verlieren auch Brandgänse mit einem Mal all ihre Schwungfedern und sind in dieser Zeit komplett flugunfähig. Haubentaucher wechseln auf dem See ihr Gefieder, sie ruhen dabei. Eiderenten und Gänse suchen zu Tausenden Schutz in der Masse am Wattenmeer. Auch Höckerschwäne mausern in Gruppen. Der hormonell gesteuerte Prozess der Mauser ist gefährlich: Ohne ein flugfähiges Federkleid sind die Vögel jetzt hilflos und auf ungestörte Mauserplätze angewiesen.

"Scheuchen Sie Wildvögel während der Mauser nicht auf, es bedeutet puren Stress für sie", bittet darum Lea-Carina Mendel, Artenschützern bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Der Druck durch den Menschen auf die Wildvögel, die ruhige Orte brauchen, ist enorm. "Leinen Sie ihre Hunde an und lassen Sie sie nicht an Uferrandzonen, im Schilf, Gras und im Gehölz stöbern, denn genau hier suchen die Vögel Schutz." Wassersportler wie Stand-up-Paddler, Kanu- oder Tretbootfahrer sollten auf das Anlegen im Schilfgürtel an Seen, Flüssen und Teichen verzichten. "Wer mit einem Boot im Naturschutzgebiet landet und erwischt wird, muss ohnehin mit einem Bußgeld rechnen", sagt Mendel.

Teilmauser bei Greifvögeln

Die Natur hat die Zeit der Vollmauser bei Wasservögeln nicht ohne Grund auf den Sommer gelegt: "In dieser Zeit ist es warm, es gibt genug zu fressen und Vögel gelangen auch ohne ihre sonst funktionsfähigen Flügel an Wasserpflanzen, Schnecken, Insekten oder Körner", so die Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung. Nicht alle Vögel erneuern wie Enten und Gänse ihr Gefieder auf einmal. Bei Greifvögeln etwa findet in der Regel eine Teilmauser statt. Diese kann sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinziehen. Einzelne Schwungfedern werden dabei nach und nach ersetzt, sodass die Vögel währenddessen flugfähig bleiben, was überlebenswichtig für die Nahrungssuche ist. Eine Teilmauser wird auch genutzt, um vom Jugendkleid ins Alterskleid zu wechseln. So trägt das Rotkehlchen in den ersten Lebensmonaten ein unauffällig braunes Federkleid, das im Sommer mit der ersten Mauser - der Jugendmauser - zur typischen Färbung mit der orangeroten Brust führt.

Eichelhäher
Fotoquelle: Arco Images / Stephen Dalton

Eichelhäher

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) ist mit seinen leuchtend blauen Gefiederpartien an den Flügeln der farbenfroheste unserer heimischen Rabenvögel.

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Austernfischer mit Küken / Foto: Mathias_Feldhoff

Küstenvögel – Räuber gefährden die Brut

Auf den Halligen im Wattenmeer fressen Füchse, Marder und Ratten die Gelege vieler Küstenvögel – auch von stark bedrohten Arten. Ein Forschungsprojekt soll Aufschluss darüber geben, wer genau die Räuber sind und welche Bedeutung ihr Treiben hat.

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