Langer Tag der StadtNatur in Hamburg und Berlin
Tschilpen, Quaken und Summen in den Metropolen und drumrum
Wenn Pflanzen und Tiere Orte zwischen Asphalt und Häuserfassaden erobern, gibt es für uns Menschen viel zu entdecken. Das zeigte auch in diesem Jahr wieder der Lange Tag der Stadtnatur, der am 8. und 9. Juni in Berlin und am 15. und 16. Juni in Hamburg stattfand. Insgesamt mehr als 750 Veranstaltungen standen auf dem Programm, darunter auch einige der Deutschen Wildtier Stiftung. Gemeinsam mit unseren Experten hörten die Teilnehmer das Tschilpen der Spatzen in der Hamburger HafenCity, das Quaken der Teichfrösche im Aschhorner Moor und das Summen der Wildbienen im Herzen der Hauptstadt.
Vogelbeobachtung in der Hamburger HafenCity
Christine Rückmann begrüßte ihre Gruppe mit Spatzenfingerpuppe „Tschipie“ am Ericusgraben. Mit Ferngläsern ausgestattet, hielten die Teilnehmer dort nach Wasservögeln Ausschau – und entdeckten ein Brandganspaar mit einem Jungvogel, Sturmmöwen und Mehlschwalben und ihre Nester. Auch ein Teichrohrsänger war zu hören. Über eine Stockente mit einem Küken freute sich vor allem die jüngste Teilnehmerin.
Im Lohsepark testete die Gruppe Spatzenpfeifen, die das Tschilpen von Spatzen imitieren. Mit Erfolg: Ein männlicher Spatz antwortete. Die Teilnehmer tauschten sich über ihre Erlebnisse mit Spatzen aus und überlegten gemeinsam, wie sich Haus- und Feldsperling unterscheiden. Christine Rückmann klärte sie auf: Der Haussperling hat graue Federn auf dem Kopf, der Feldsperling eine braune Kappe. Die Expertin gab der Gruppe Anregungen für Schutzmaßnahmen für den Spatz. Sinnvoll ist zum Beispiel, Nisthilfen aufzuhängen. Für den Garten gilt: Hecken aus heimischen Sträuchern und Bereiche mit Wildkräutern bieten dem Spatz die beste Nahrung in Form von Insekten und Samen.
Spatzenspaziergang entlang der Norderelbe
„Was macht die HafenCity attraktiv für den Spatz?“ Die Antwort auf diese Frage wollten die 16 Teilnehmer wissen, die sich am Nachmittag des 15. Juni mit Christine Rückmann am Kirchenpauerkai zur Vogelbeobachtungstour trafen. Angelockt von den Sträuchern der Innenhöfe und der Wildblumenwiese entlang des Kirchenpauerkais, waren rund um die Häuser viele Spatzen zu entdecken. Auch die Nisthilfen für Gebäudebrüter an den Fassaden der Neubauten werden von den kleinen Vögeln sichtlich gut angenommen.
Im Baakenpark gegenüber dem Holzhochhaus „roots“, in dem die Deutsche Wildtier Stiftung bald die Botschaft der Wildtiere eröffnen wird, erklärte Christine Rückmann, wie man verhindern kann, dass Vögel gegen Glasfassaden fliegen. Nach Hochrechnungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten sterben etwa 100 Millionen Vögel jährlich durch Vogelschlag an Glasflächen. Abhilfe schaffen Fenstergläser mit Mustern, die von den Vögeln als Barriere erkannt werden. Auf bereits verbaute Fenster können nachträglich von außen Folien aufgebracht werden. Das Bekleben der Scheiben mit Vogelsilhouetten, das jahrelang als wichtigste Schutzmaßnahme galt, verhindert den Vogelschlag nicht effektiv.
Mit der Lorenbahn durchs Aschhorner Moor
Auch vor den Toren Hamburgs gab es Veranstaltungen zum Langen Tag der Stadtnatur: Im Aschhorner Moor westlich der Hansestadt nahm Sophia Lansing aus unserem Natur- und Artenschutzteam Teilnehmer mit auf eine dreistündige Erlebnisfahrt in einer umgebauten Lorenbahn. Unterstützt wurde sie dabei vom Verein zur Förderung von Naturerlebnissen. An verschiedenen Stationen des „Moorkiekers“ wurde die Torfnutzung von der Bronzezeit (Brennmaterial) bis heute (Gartenerde) erläutert. Von einem Aussichtsturm konnten die Teilnehmer anschließend die Schönheit des renaturierten Moores bestaunen, das seit 2022 Eigentum der Deutschen Wildtier Stiftung ist. Die Gruppe lernte außerdem typische Hochmoorpflanzen kennen und untersuchte mithilfe von pH-Messpapier das Moorwasser. Das Ergebnis: sauer! Das liegt an den Torfmoosen, die Wasserstoff-Ionen abgeben und damit das Moor ansäuern.
Mit einem weiteren Test prüften die Teilnehmer die schwammähnlichen Eigenschaften des Moorbodens. Auf Kommando sprangen sie alle zusammen hoch – und der Boden federte ihre Landung ab. Der Schwingrasen in Jungclaus’ Heide tanzte unter dem Aufprall, begleitet vom lauten Quaken der Teichfrösche.
Es summt im Berliner Spreebogenpark
Rund 350 Kilometer entfernt war kein Quaken zu hören, sondern das Summen von Insekten: Alice Kracht von der Deutschen Wildtier Stiftung und Felix Riedel von der Stiftung Naturschutz Berlin gingen mit ihrer Gruppe auf Entdeckungsreise in die Welt der Bestäuber im Wildbienen-Lehrgarten am Spreebogenpark. Sie stellten das Berliner Wildbienenprojekt vor und erklärten, welche Pflanzen für Wildbienen und andere Bestäuber besonders wichtig sind. Ein Highlight: eine Blauschwarze Holzbiene, die am Muskatellersalbei eindrucksvoll die Rückenbestäubung bei Lippenblütlern demonstrierte. Die Teilnehmer staunten über die heimische Insektenvielfalt. Mit ihren Führungen, nicht nur am Langen Tag der StadtNatur, wollen die Experten Menschen motivieren, diesen Naturschatz zu schützen.