Licht aus in der Winterzeit
Auch wenn es jetzt früher dunkler wird: Draußen das Licht auslassen! Das schont die Umwelt und das Portemonnaie – und auch die Wildtiere profitieren
Lichtverschmutzung ist für viele Wildtiere ein Todesurteil, auch in der kalten Jahreszeit. Denn mehr als 30 Prozent aller Wirbeltiere und rund 60 Prozent aller Wirbellosen sind dämmerungs- und nachtaktiv. Ihre natürlichen Orientierungspunkte sind die Sterne und der Mond, künstliches Licht kann sie in ihrem Lebensraum gehörig durcheinanderbringen.
Vor allem das kurzwellige Licht, das im blauen und ultravioletten Bereich scheint, beeinflusst den tageszeitlichen Rhythmus von Wildtieren. Es zieht vor allem nachtaktive Insekten an, die bei milden Temperaturen auch im Herbst aktiv sind. Sie umkreisen die künstlichen Lichtquellen – Straßenlaternen, Gartenleuchten, Lichterketten – bis zur tödlichen Erschöpfung oder bis sie von einem Räuber gefressen werden. Auch wichtige Räuber-Beute-Beziehungen, etwa die zwischen Fledermaus und Nachtfalter, können durch eine intensive nächtliche Kunstbeleuchtung beeinflusst werden: Eigentlich tagaktive Räuber können durch künstliches Licht länger in die Nacht hinein jagen und machen den nachtaktiven Räubern die Beute streitig.
„Wildtierfreundlicher als das kurzwellige blaue und ultraviolette Licht ist langwelliges warmweißes oder orangefarbiges Licht“, sagt Manuel Hensen, Artenschützer der Deutschen Wildtier Stiftung. Er rät: „Beim Kauf der Außenbeleuchtung darauf achten, Leuchtmittel mit einer Farbtemperatur von unter 3000 Kelvin auswählen“. Am insektenfreundlichsten und gleichzeitig stromsparend sind LED-Leuchtmittel in warmweißen Farben.
Es sind übrigens nicht nur Insekten, die unter irritierender Beleuchtung leiden. Zugvögel, die sich beim Flug in südliche Länder an den Himmelskörpern orientieren, können durch Lichter aus Hochhäusern und Bürotürmen vom Kurs abgebracht werden. Singvögel wie Spatzen, Rotkehlchen, Zaunkönige oder Meisen ziehen sich in der Dämmerung an ihre Schlafplätze in Bäumen, Hecken und Sträuchern zurück. Sie müssen ihre körpereigene Energie nun sparen, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Wird der Schlafplatz durch Strahler oder Weihnachtsbeleuchtung illuminiert, kann das den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der Vögel durcheinanderbringen. Das kann weitreichende Folgen haben. Forscher des Max-Planck-Institutes fanden heraus, dass Blaumeisen unter Lichteinfluss früher mit der Fortpflanzung beginnen als Artgenossen in dunkler Umgebung. Wenn der Nachwuchs dann zu früh schlüpft, findet er zu wenig Nahrung. „Natürlich müssen wir im Winter nicht im Dunkeln sitzen“, sagt Hensen, „aber mit den richtigen Leuchtmitteln tun wir nicht nur uns einen Gefallen, sondern auch unseren Gartengästen.“