Milder Winter in Klepelshagen
Tetzlaffs Tagebuch
Frühlingsstimmung im Winter
Singende Sumpfmeisen und Höckerschwäne beim Nestbau. Blühender Löwenzahn und balzende Kraniche. Was ganz nach Klepelshagener Frühling klingt, war in Wahrheit der Januar 2020. Die Temperaturen kletterten auf Rekordhoch und die ersten Vögel grenzten mit ihrem Gesang bereits die zukünftigen Reviere ab. Mangels Winter waren am Galenbecker See noch immer Tausende Kraniche und Gänse aus dem Baltikum zu beobachten. Auch von den sonst zahlreichen Gästen aus dem hohen Norden wie etwa Bergfinken, Erlenzeisige oder Seidenschwänze sind bisher nur wenige „angereist“, weil sie in ihren Brutgebieten weder Kälte noch Schnee ausweichen mussten. Als einzige wirkliche Winterboten zeigten sich Singschwäne aus Lettland und Litauen. Ihre charmanten Rufe sind derzeit nicht nur über Klepelshagen fast täglich zu hören.
Die ersten Kraniche besetzen ihre Reviere – Foto: Michael Tetzlaff
Zu den Fluggesängen der Singschwäne gesellen sich die Balzrufe der Kraniche im Tal der Hirsche. Ungewöhnlich früh haben die ersten Paare ihre angestammten Reviere in Klepelshagen besetzt. Ihre Balztänze muten mitten im Winter doch eher merkwürdig an.
Umgestaltung am „Tiefen Kolk“
Der milde Winter hat uns frühzeitig den Startschuss für den zweiten Projektabschnitt am „Tiefen Kolk“ ermöglicht. Erneut wurden umfangreiche Pflanzaktionen durchgeführt, um eine ehemalige Agrarsteppe in eine strukturierte Ackerlandschaft zu verwandeln. Hier wird auch weiterhin Landwirtschaft betrieben, jedoch mit Wildtieren und nicht gegen sie. Auch im zweiten Abschnitt des Projektes wurden dreireihige Hecken gepflanzt. Es kamen natürlich wieder einheimische und für die Tierwelt attraktive Gehölze in den Boden. Baumreihen aus Wildbirnen und -kirschen sowie Ebereschen wurden ebenso angelegt wie eine Baumreihe aus alten, regionaltypischen Obstsorten. Diese tragen so wohlklingende Namen wie Champagner Renette, Jakob Fischer und Gute Graue. Sie sollen später Insekten und Wildtieren ausreichend Nahrung bieten.
Kopfweiden prägten früher vielerorts das Landschaftsbild. Der Grund hierfür lag in den vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten, die man für die Ruten und das Holz damals hatte. Das „Köpfen der Bäume“, also das typische Beschneiden, brachte zudem viele Vorteile für unsere Tierwelt, denn alte, dickstämmige Kopfweiden zählen zu den insektenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. In Klepelshagen wird diese „Kulturtradition“ fortgeführt und Weiden werden „auf den Kopf gesetzt“. Im dreijährigen Rhythmus werden die Bäume beschnitten, um das charakteristische Erscheinungsbild zu erhalten.