„München floriert“ entdeckt seltene Wildbienenarten
Der Nachweis von Stängel-Blattschneiderbiene und Dünen-Schmalbiene ist eine kleine Sensation
Sie ist sehr selten und eine Bewohnerin abgestorbener Pflanzenstängel: Megachile genalis, die Stängel-Blattschneiderbiene. Diese Art wird auf der Roten Liste Bayerns als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Es war erst der siebte Fund dieser Art in Bayern und der erste in München. „Das ist eine kleine Sensation“, sagt Kristin Böhm, Leiterin des Gemeinschaftsprojektes der Deutschen Wildtier Stiftung „München floriert“. Megachile genalis wurde in einer Grünanlage eines Wohngebiets in Neuhausen-Nymphenburg entdeckt. Und eine weitere besondere Entdeckung machten die Forscher auf dem Neuen Südfriedhof: Lasioglossum tarsatum, die Dünen-Schmalbiene. „Auch sie steht als vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste Bayerns“, so Böhm.
Beide Flächen – die Grünanlage im Wohnviertel wie das Gelände am Neuen Südfriedhof – weisen Besonderheiten auf: In der Anlage nahe des Wohnviertels hat das Baureferat Gartenbau, einer der Projektpartner, vier Blühstreifen angelegt. Die Fläche wird extensiv gepflegt. „Das bedeutet: Die Flächen werden nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht, denn nur so können die Wiesenblumen zur Blüte gelangen“, erklärt Kristin Böhm. Teilweise bleiben, wie auch auf dem Friedhof, abgestorbene Pflanzenteile stehen. Das ist wichtig für das Überleben seltener Wildbienenarten. So braucht die Stängel-Blattschneiderbiene dicke, markhaltige Stängel von Disteln, Karden oder Königskerzen, um sich vermehren zu können. Die Stängel müssen mindestens drei Jahre stehen bleiben, da sie die Tiere erst im zweiten Jahr für den Nestbau nutzen können. Die Larven brauchen für ihre Entwicklung dann ein weiteres Jahr.
Insgesamt wurden in München rund 210 Wildbienenarten nachgewiesen. Allein 38 davon summen in der Grünanlage zwischen Wintrichring und Nederlinger Straße. Wildbienen profitieren vom Strukturreichtum in Städten. „Wir stellen fest, dass in München das Bewusstsein für die Bedürfnisse der kleinen Wildtiere zusehends größer wird. Denn Wildblumenwiesen oder Totholz in Grünanlagen und Gärten werden von den Menschen immer mehr toleriert“, sagt Böhm. Angesichts der speziellen Bedürfnisse von Arten wie der Stängel-Blattschneiderbiene wünscht sich die Artenschützerin dieses Verständnis auch für den Erhalt von Brachflächen, auf denen der Bewuchs ein paar Jahre stehen bleiben darf.
Ohne starke Partner wären Projekte wie „München floriert“ und die Schaffung wildbienenfreundlicher Lebensräume kaum möglich. Gemeinsam mit der Deutschen Wildtier Stiftung schaffen mittlerweile 43 Kooperationspartner wie das Baureferat Gartenbau, die Städtischen Friedhöfe, der Tierpark Hellabrunn, der Bayerische Golfverband e. V., aber auch kleinere Partner wie Vereine, Schulen und Kindergärten Lebensraum für Wildbienen in der Hauptstadt Bayerns. Und weitere Blühflächen entstehen: Aktuell wurden gemeinsam mit der Autobahndirektion Südbayern Blühflächen in Allach und Langwied angelegt, die den bedrohten Wildbienen Nektar, Pollen und Nistplätze bieten.