Die Waldläufer – Waldkindergarten Pankow e. V.
Eine starke und nachhaltige Verbundenheit mit der Natur schaffen
SPIELEN, TOBEN, WERKELN ODER EINFACH MAL ALLEINE SEIN
Seit 2001 betreiben die „Waldläufer“ ihren Kindergarten auf einem Gelände der Berliner Forsten direkt am Wald. „Das Gelände ist ideal für uns. Es bietet viel Natürlichkeit und Urwüchsigkeit. Es regt Neugier und Fantasie der Kinder an und erfüllt auch ihr Bedürfnis nach Ruhe“, freut sich das Erzieher-Team über seinen Arbeitsplatz.
Steckbrief
Art: Waldkindergarten
Geografische Lage: nördliches Berlin, Pankow-Blankenfelde
Gründungsjahr: 2001
Träger: Waldkindergarten Pankow e.V.
Anzahl der Kinder: 40
Alter der Kinder: 1,5 bis 6 Jahre
Betreuungsschlüssel: 9 Erzieher/innen, 2 pädagogische Aushilfskräfte, 2 FÖJ, 1 Praktikant (im Moment)
IM ERDBEERBEET
„Schau mal, Leon, was ich hier habe!“, Marie ist aufgeregt und rennt zu ihm. „Lass mal sehen!“ Beide schauen gebannt in Maries Hand, die sie langsam öffnet. Ein Schneckenhaus. „Wo hast du es gefunden?“ Marie führt Leon zu dem kleinen Garten mit den Erdbeer- und Kartoffelbeeten. „Hier bei den Erdbeeren. Da in dem Loch.“ Leon betrachtet das Schneckenhaus genauer. „Schau mal, da ist gar keine Schnecke drin.“ Leon will das Haus schütteln. „Nicht doch!“, schreitet Marie ein, „Die lebt noch. Die ist nur noch nicht wach!“ Sie dreht die Schnecke. Schau, das Weiße hier ist ihr Schutz im Winter und sie ist auch schwer.“ „Oh, dann lass sie uns schnell wieder dort hinlegen. Lass uns Morgen schauen, ob sie aufgewacht ist.“
Die Kinder erlernen im Alltag ganz selbstverständlich die Achtung vor den Tieren und Pflanzen. Dazu helfen auch die drei Schafe des Nachbarn Benno, die sich frei auf dem Kindergartengelände bewegen und als Landschaftspfleger tätig sind.
„In dem Fachwerkhaus sind unten die Räume für unsere Jüngsten. Das ist die Gruppe der Grünlinge“, erklärt Silke, die bereits seit sechs Jahren bei den Waldläufern als Erzieherin arbeitet. „Die oberen Räume werden sehr selten genutzt.“ Mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „Nur wenn es richtig kalt ist, von den drei- bis sechsjährigen Kindern – den Schmetterlingen und Adlern. Aber eigentlich sind sie immer draußen. Ihr Sammelplatz ist die überdachte Terrasse vor dem ehemaligen Kohleschuppen.“
Der ehemalige Kohleschuppen - Foto: Ilona Jentschke
Das kleine Häuschen war früher ein Kohlenschuppen, der gleich zur Gründung des Kindergartens durch engagierte Eltern und der Erzieherin Kathy Görnitz und dem Erzieher Andreas Apelles in einen gemütlichen, behaglichen Ort verwandelt wurde. „Die Kinder kommen morgens hier an, wärmen sich im Winter kurz auf, hören Geschichten, malen oder können anderweitig kreativ sein“, erläutert Silke. Weiter hinten auf dem Gelände steht ein großer Bauwagen mit sehr großer, etwas erhöhter Terrasse. Der Bauwagen lädt zum Ausruhen und die Terrasse zum Theaterspielen ein.
Feuer
„Heute bin ich Feuerhüter“, stolz setzt sich Lukas an die Feuerstelle und betrachtet sein Werk. Er wartet nun auf Johannes, dem Erzieher, der eigentlich nur kurz Streichhölzer holen wollte. Lukas ist ganz hibbelig vor freudiger Erwartung. Johannes hat ihm gerade gezeigt, wie das Holz gestapelt werden muss. „Hier habe ich ein kleines Loch gelassen. Da kommt dann das Feuer rein. Und unten sind kleine, trockene Zweige und oben, schau, die größeren Hölzer.“ Er ist aufgesprungen und läuft um den kleinen Holzkegel herum. „Weißt du, was am besten brennt?“
„Birkenrinde!“, platzt es aus ihm heraus. Seine Augen haben Johannes entdeckt, der mit einem Eimer Holz kommt. Der fünfjährige Lukas ist heute verantwortlich für das Feuer. Er darf es beaufsichtigen, es vorsichtig füttern und hüten – natürlich unterm wachsamen Auge der Pädagogen. „Feuer hat immer eine faszinierende Anziehung auf Kinder. Und da gibt es ganz klare Regeln bei uns!“, sagt Johannes. Die beiden hocken sich hin. Aus der Hosentasche zieht Johannes die Streichhölzer und Lukas reicht ihm ein Stück Birkenrinde.
Die Natur bietet alles, was wir für unsere Entwicklung brauchen.
Elemente aus der Natur- und Wildnispädagogik sind im Konzept und im Alltag der Waldläufer tief verankert. Sobald die Kinder Schmetterling oder Adler geworden sind, erhalten sie in einem Ritual im Lagerfeuerkreis ihren Clan-Namen. „Es sind Tiere oder Pflanzen der uns umgebenden Natur, wie Zaunkönig oder Fingerhut“, erklärt Andreas. „Dieser Clan-Name begleitet jeden Waldläufer bis zum Ende seiner Kindergartenzeit.“
„Es ist so wunderbar, wie die Kinder sich freuen, wenn sie ihr Clan-Tier in der Natur entdecken. Die Begeisterung hält oft über Wochen an und die Begegnung wird immer und immer wieder erzählt“, fügt Julia, eine weitere Erzieherin, fasziniert hinzu.
Der Wolf als Hüter des Waldes
Es ist etwas Besonderes, dass direkt hinter dem Kindergartengelände ein Naturschutzgebiet liegt. Das „Kalktuffgelände am Tegeler Fließ“ erstreckt sich von hier nach Norden. Täglich und zu allen Jahreszeiten sind die Waldläufer draußen. Entweder toben sie auf dem Außengelände, machen Waldspaziergänge oder suchen ihre Waldplätze auf. Die Wege dorthin sind mit Bildern auf Baumscheiben markiert. Es sind gemalte Wolfsköpfe und sie markieren die Haltepunkte für die Kinder. Der Wolf ist der stete Begleiter und Behüter der Gruppe und des Waldes und stärkt den Verbund mit der Natur.
„Jeder hat in seinem letzten Jahr im Kindergarten die Möglichkeit, den Wolfspass zu erwerben“, fügt Silke geheimnisvoll hinzu. „Ich verrate nur soviel, dass dabei jedes Kind sein angesammeltes Waldläuferwissen unter Beweis stellt.“ Neben der Durchführung von Ritualen werden auch viele Feste gefeiert. Beispielsweise mit den Eltern zusammen das Kartoffelfest zur eigenen Ernte. Und dann, wenn es Abschied nehmen heißt und die Sechsjährigen in die Grundschule starten, geben sie der Natur dieses Versprechen:
Wir versprechen, die Natur zu schützen, zu achten und wert zu schätzen und unser Wissen weiterzugeben.
Kontakt:
Die Waldläufer – Waldkindergarten Pankow e. V.
Schildower Str. 20
13159 Berlin-Blankenfelde
https://www.waldkindergarten-berlin.de