Tagungsband Wildkatzensymposium
„Auf gutem Weg? Zur Situation der Wildkatze in Deutschland und Europa“
Im beeindruckenden Ambiente von Schloss Engers in Rheinland-Pfalz trugen Expertinnen und Experten aus vielen Teilen des Verbreitungsgebietes von Felis silvestris silvestris neue Erkenntnisse zur Ökologie und Gefährdung der heimlich lebenden Katzenart vor. Zudem wurden Anforderungen an das Monitoring der einst nahezu ausgestorbenen Art sowie notwendige Schutzmaßnahmen vorgestellt und diskutiert. Sämtliche Beiträge dieses umfassenden fachlichen Austausches von Wildkatzenexperten aus Schottland, Italien, Frankreich, Griechenland, Österreich, der Schweiz und Deutschland sind nun im Tagungsband „Auf gutem Weg? Zur Situation der Wildkatze in Deutschland und Europa“ nachzulesen.
Wildkatzenschutz aus Sicht der IUCN
Während die Wildkatze in Teilen ihres nordwestlichen Verbreitungsgebietes in den letzten Jahren ein erfreuliches Comeback erlebte oder zumindest einen positiven Trend der Wiederausbreitung erkennen ließen, liegen für viele andere Regionen keine ausreichenden Informationen vor, die auf den Zustand der Populationen schließen lassen. Welche Herausforderungen sich bei der Erhaltung der Art in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet ergeben, schilderte Dr. Urs Breitenmoser, Co-Vorsitzender der Species Survival Commission – Cat Specialist Group der Weltnaturschutzorganisation IUCN, eindrucksvoll in seinem Einführungsvortrag.
Fachbeiträge zu Forschung und Monitoring
In vielen Beiträgen aus den Bereichen Forschung und Monitoring wurde deutlich, wie wichtig es zukünftig ist, Gefährdungen der Wildkatze zu minimieren, wie hohe Verluste im Straßenverkehr oder die Hybridisierung, also die Vermischung durch Paarung mit Hauskatzen.
Grundlage aller Anstrengungen, Wildkatzenschutz zu betreiben und den Zustand von Populationen einzuschätzen, ist, wie weitere Beiträge zeigten, ein nachhaltig organisiertes Monitoring. Auch Citizen Science Projekte liefern hierbei wichtige Unterstützung.
Welche Möglichkeiten sich für Forschungsarbeiten zur Wildkatze ergeben, wenn Wissenschaftler Erfahrung und Daten teilen, zeigten auch die vorgestellten Arbeiten von EUROWILDCAT. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von Wildkatzenexperten aus ganz Europa, dem auch die Deutsche Wildtier Stiftung angehört.
Wildkatzen-Telemetrie in Rheinland-Pfalz – erste Ergebnisse
Das Symposium bot uns auch die Möglichkeit, erste Ergebnisse des umfangreichen Forschungsprojektes zur Wildkatze vorzustellen das die Stiftung von 2017 bis 2019 durchführte: Mit einer großen Zahl besenderter Individuen in drei Untersuchungsregionen in Rheinland-Pfalz gingen wir der Frage nach, welche Faktoren die Lebensraumnutzung der Wildkatze bestimmen und ob sich ein Einfluss durch die Zunahme menschlicher Aktivitäten in ihren Waldlebensräumen feststellen lässt. Eindeutige Zusammenhänge zwischen dem Raum-Zeit-Muster von Wildkatzen und möglichen Beeinträchtigungen sind nur schwer zu erfassen, da viele weitere Faktoren ihr Verhalten beeinflussen. Deutlich wurde aber unter anderem die hohe Bedeutung natürlicher, durch Sturm und Käferbefall entstandener Waldlücken. Diese hatten, im Gegensatz zu Auflichtungen, die zur Installation von Windkraftanlagen im Wald geschaffen wurden, eine hohe Anziehungskraft auf Wildkatzen, die Saumstrukturen generell bevorzugen. Besonders Wildkatzenmütter mieden bei der Suche nach geeigneten Verstecken für Ihre Jungen die unmittelbare Nähe von Windkraftanlagen.
Der über 150 Seiten umfassende Band enthält die Beiträge unseres Europäischen Wildkatzen-Symposiums im September 2019 auf Schloss Engers in Neuwied (RLP). Viele Artikel aus ganz unterschiedlichen Teilen des Verbreitungsgebietes der Wildkatze liegen auf Deutsch und Englisch, andere nur in einer der beiden Sprachen vor. Auch erste Ergebnisse einer umfangreichen Telemetriestudie der Deutschen Wildtier Stiftung in Rheinland-Pfalz zu möglichen Störungen in Wildkatzenlebensräumen werden vorgestellt.
Wir wünschen allen Interessierten viel Freude beim Lesen
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