Blühstreifen bestaunen in Klepelshagen
Michael Tetzlaffs Tagebuch
Wie man standortgerechte „Blühstreifen“ ohne große Bürokratie und Fördermittelbescheiden hinbekommt, kann man derzeit vielerorts in Klepelshagen bestaunen. Wo Mähwerke, Mulcher und Striegel nicht hinkommen, blüht es derzeit in voller Pracht. Die bunten Farben ziehen Hummeln und andere Wildbienen wie magisch an.
Ohne aufwendige Vorbereitungsarbeiten und teure Saatmischungen gedeihen an Weg- und Straßenrändern, Ackerkanten und Feldsäumen zahlreiche Wildpflanzen, die in heutigen Agrarwüsten oft weggespritzt werden. Man sieht: Würden Landwirte den einen oder anderen Saumstreifen auf ihren Äckern einfach stehen lassen und alle zwei Jahre mähen, würden Blühflächen, je nach Beschaffenheit der Böden und Standorte, ganz ohne Geldbeutel und großen Bürokratieaufwand gedeihen.
Insekten- und Wildbienenparadies
In Klepelshagen tauchen Klatschmohn, Kornblume, Natternkopf, Steinklee und Lichtnelke unsere Felder und Wiesen derzeit in ein sehenswertes Farbenmeer. Als Abwechslung zum eintönigen Getreidegrün sind die zahlreichen Begleitpflanzen eine wahre Augenweide.
Foto: Glockenblume
Botanische Besonderheiten wie Bocksbart, Acker-Rittersporn, Wiesenglockenblume, Kartäusernelke, Sandnelke, Sandstrohblume oder Steifblättriges Knabenkraut sind auf unseren Flächen zu finden. Diese Schönlinge brauchen für ihre Entwicklung teilweise jedoch eine spezielle aufwendige Pflege. Aus wirtschaftlichen Zwängen fehlt diese vielerorts und das ist neben dem verstärkten Nährstoffeintrag und Herbizideinsatz ein weiterer elementarer Grund des stetigen Rückgangs dieser Pflanzen.
Foto: Kartäusernelke
Viele der genannten Arten finden sich mittlerweile auf der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns und vielerorts sind die früher weit verbreiteten Pflanzen heute eine Seltenheit. Fast ein Drittel unserer heimischen Wildpflanzen sind mittlerweile bedroht. Besonders starke Rückgänge gab es bei den Ackerpflanzen. Ähnlich wie bei den Feldvögeln hat auch hier der Umbruch in der Landwirtschaft in den vergangenen 20 Jahren einen großen Anteil am Rückgang der Arten. Verschlechtern soll sich der Zustand unserer Randbereiche nicht und daher versuchen wir hier vor Ort die wertvollen Standorte mit den typischen Pflanzen zu pflegen und somit zu erhalten. Als Belohnung erfreuen uns die meist kleinen Pflänzchen mit ihren teils wunderschönen Blüten, auf denen dann auch noch die ein oder andere seltene Insektenart kurz Station macht.
Michael Tetzlaff