Amsel, Drossel, Fink und Star: Welcher Nistkasten passt zu welchem Vogel?
Die Deutsche Wildtier Stiftung rät: Kunststoffhäuschen meiden, Nisthilfe am besten gen Osten hängen
Unterstützung ist gefragt: Denn immer mehr natürliche Nistplätze fehlen!
Warum brauchen Vögel beim Brüten und für die Aufzucht ihrer Jungen überhaupt unsere Hilfe? „In Städten und Siedlungsbereichen herrscht oft ein Mangel an natürlichen Nistmöglichkeiten“, erklärt Lea-Carina Mendel, Ornithologin der Deutschen Wildtier Stiftung. Daran ist der Mensch nicht ganz unschuldig: Früher nisteten Vögel in alten Baumstämmen, unter Dachrinnen, hinter Dachziegeln, in Reetdächern oder in Mauerspalten. „Doch nicht nur der Bestand an alten Bäumen verringert sich immer mehr, auch durch die glatte und energieeffiziente Bauweise oder durch die Modernisierung von Häusern nehmen wir den Vögeln ihre Brutmöglichkeiten“, sagt die Ornithologin.
Finger weg von Plastikhäuschen
Von Menschen bereitgestellte, geeignete Ersatzbrutplätze werden von fast allen Vogelarten, die in Höhlen oder Nischen brüten, dankend angenommen. Dabei spielt das Design keine Rolle; ob klassisch modern oder romantisch im Bauernlook – den Vögeln ist das egal. Nur die Qualität einer Nisthilfe muss stimmen! Wichtig sind naturbelassene Materialien ohne Chemie und ausreichend Platz für den Nachwuchs. Nistkästen aus Holz isolieren vor Hitze und Kälte und können – je nach Vogelart – von innen mit Gräsern, Moos oder Lehm in ein gemütliches Nest verwandelt werden. „Finger weg von Häuschen, die aus Kunststoff gefertigt sind“, rät Mendel. Dieses Material hat klare Nachteile: „Es ist nicht atmungsaktiv! So kann sich Feuchtigkeit im Inneren bilden. Dann verschimmeln die Nester.“ Zudem isoliert Plastik kaum. „Diese Nistkästen kühlen nachts stark aus und an heißen Tagen staut sich die Hitze im Inneren.“ Neben Nistkästen aus Holz sind auch Modelle aus anderen Naturmaterialien wie Holzbeton empfehlenswert. Viele im Handel angebotene Nistkästen sind leider viel zu klein, der Brutinnenraum sollte mindestens elf mal elf Zentimeter betragen.
Häuser mit drei Zentimetern Lochgröße gefallen fast allen heimischen Singvögeln, die Höhlenbrüter sind
Vögel sind unterschiedlich groß und haben bestimmte Vorlieben: Kleine heimische Singvögel, wie Meisen, fühlen sich in Nistkästen mit einem Einflugloch-Durchmesser um drei Zentimeter wohl. Haussperlinge – auch Spatzen genannt – mögen es etwas heller im Nistkasten, ein Durchmesser von vier Zentimetern ist ideal. Als gesellige Vögel brüten sie nicht gerne allein, verteidigen aber ihren Brutplatz. Daher sollte ein Abstand von mindestens 50 Zentimetern zwischen den Nistkästen sein. Nischenbrüter wie der Hausrotschwanz, die Bachstelze oder der Grauschnäpper brüten natürlicherweise in Mauernischen und Spalten. Sie bevorzugen darum offenere Nistkästen. Die zur Hälfte offene sogenannte Halbhöhle für nischenbrütende, kleinere Singvögel ist die bekannteste. Da diese Halbhöhlen jedoch leicht für nesträuberische Prädatoren zugänglich sind, wird ein Nistkasten-Modell mit zwei hochovalen Einfluglöchern von zirka 30 mal 50 Millimetern Größe für die Nischenbrüter empfohlen. So ist das Nest besser vor Räubern geschützt. Ganz speziell sind die Nisthäuschen für Mauersegler: Sie haben ein ovales waagerechtes Einflugloch mit etwa 33 mal 65 Millimetern Durchmesser. Tipp: Das Einflugloch sollte ebenerdig mit dem Nistkastenboden sein, da sie mit ihren sehr kleinen Füßen nur schwer laufen können.
„Um die Kästen optimal anzubringen, sollte man sie etwas wettergeschützt aufhängen und die Himmelsrichtung berücksichtigen“, rät Mendel. „Im Idealfall wird die Nisthilfe gen Osten/Süd-Osten ausgerichtet. Richtung Norden ist auch möglich, darf aber nicht zu schattig für die kleinen Bewohner sein. Den Süden und Westen lieber meiden, da die Sonneneinstrahlung im Sommer für zu hohe Temperaturen sorgt. Nisthilfen für Meisen werden ab einer Höhe von drei Metern angebracht. Spatzen und Mauersegler sind Gebäudebrüter, ihre Nistkästen müssen an geeigneten Fassaden angebracht werden. Für Spatzen ist eine Höhe von vier bis zehn Metern geeignet, am besten direkt unter dem Dach. Auch Mauersegler brüten bevorzugt direkt unter dem Dach bzw. in einer Höhe ab zehn bis 20 Metern. In der Nähe aller Nistkästen sollten keine Klettermöglichkeiten für Fressfeinde vorhanden sein. Gut geeignet sind darum – statt Bäumen – Wände oder Mauern. Übrigens: Neben Katzen, Waschbären oder Mardern sind auch Rabenvögel und kleine Greifvögel geschickte Nesträuber. Eine Sitzstange für die Vögel am Einflugloch oder Schlitz ist eher gefährlich als sinnvoll. An ihr können sich Nesträuber gut festhalten, um dann noch leichter in den Kasten hineinzugreifen und an die begehrte Beute zu kommen.
Wie reinigt man einen Nistkasten?
Bei Vogelarten, die mehrmals im Jahr brüten, etwa Meisen und Spatzen, sollte der Kasten erst gesäubert werden, wenn die letzte Brutphase abgeschlossen ist. Spätestens Ende September ist das der Fall. Der Nistkasten kann aber auch erst im Januar vor der Brutzeit gereinigt werden, da die Vögel und andere Tierarten wie Kleinsäuger oder Fledermäuse diese im Winter auch als Schlafplatz nutzen. „Ist im Nistkasten seit längerer Zeit Ruhe, am Nistkasten anklopfen, ihn öffnen und eine feste Bürste bereithalten. Den Inhalt herausholen und im Laubhaufen oder Müll entsorgen“, sagt Mendel. Gesundheitliche Bedenken brauchen Sie dabei nicht zu haben! Restliche Grashalme, Mooskrümel oder Zweige ausbürsten. Ein feuchtes Auswischen der Kästen ist in der Regel nicht nötig. Scharfe Reiniger und Desinfektionsmittel bleiben im Schrank. Nester von Schwalben nicht entfernen – die Vögel nutzen sie auch im nächsten Jahr noch.
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