Raus aus dem Bau, rein in die Sumpfburg
Wenn die Erde zu feucht ist, legt der Maulwurf eine oberirdische Schlechtwetterburg an
Starke Regenfälle erfordern von der Tierwelt ein beachtliches Anpassungsvermögen. Die Strategie des Maulwurfs für solche Fälle ist dabei ganz speziell: „Der clevere Erd-Architekt taucht in feuchten Gebieten nicht in noch tiefere Bodenschichten ab – stattdessen wandert er an die Erdoberfläche“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Maulwürfe sind zwar gute, aber keineswegs begeisterte Schwimmer. „Sie weichen geschickt aus, wenn ihnen das Wasser auf der Wiese bis zum Hals steht“, so Goris.
Ist der Lebensraum zu nass, zieht der Maulwurf einfach eine Etage höher. Er, der sonst selten den Boden verlässt, verlagert seinen Bau mit dem Wohnnest in die Höhe. Erkennbar ist die Sumpfburg des Maulwurfs als großer, aufgeworfener Hügel über der Erde. „Mit seinem Rüssel und den Grabschaufeln wirft er den Haufen auf, der gut einen Meter hoch sein kann und dabei nicht selten einen Durchmesser von anderthalb Metern hat“, sagt Goris.
In der oberirdisch angelegten Behausung baut er das Nest entweder in der Hügelmitte oder ebenerdig. Auch im oberirdischen Gängesystem hat er ausreichend Bewegungsspielraum und vor allem frische Luft.
Seine „Maulwurfstoilette“ liegt abseits von der Schlaf- und Wohnkammer. Wenn möglich, füllt das Tier des Jahres 2020 auch in der oberen Etage seine Vorratskammer. „Der Maulwurf liebt frisches Fleisch. Er zerbeißt Regenwürmern den Kopf und macht sie so fluchtunfähig. Schnecken, die bei nassem Wetter gerne unterwegs sind, stehen ebenfalls auf seinem Speiseplan“, sagt Eva Goris.
Foto oben (Teaser): © piclease / Klaus Jäkel BW Kaiserstuhl