Was macht Mocsarys Zwergstängelwespe im Schanzenviertel?
Seltene Wildbienen- und Wespenarten in der Ganztagsgrundschule Sternschanze entdeckt
Wie wichtig selbst kleine Flächen in Großstädten für die Artenvielfalt sein können, hat ein Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg erneut gezeigt: Unsere Artenschützer konnten bei einer aktuellen Zählung auf dem naturnah gestalteten Schulgelände der Grundschule Sternschanze 52 Wildbienen- und 55 Wespenarten nachweisen.
Zwei der Wildbienen- und drei der Wespenarten sind bundesweit gefährdet, etwa die Mittlere Schmalbiene (Lasioglossum intermedium), die seit dem Jahr 2000 erst sechsmal in Hamburg gefunden wurde. Die Goldwespenart Walliser Zwergsandgoldwespe (Hedychridium rossicum) wurde zum ersten Mal überhaupt in Hamburg nachgewiesen. Die größte Überraschung für unsere Artenschützer war aber der Nachweis von Mocsarys Zwergstängelwespe (Spilomena mocsaryi). Diese Grabwespenart ist extrem selten. Sie wurde zum ersten Mal in Hamburg und erst zum dritten Mal in Deutschland nachgewiesen. Das ist eine kleine Sensation.
Die Ganztagsgrundschule Sternschanze liegt im dicht bebauten Schanzenviertel mitten in Hamburg. Um den Kindern die so wichtigen und prägenden Begegnungen mit der Natur zu ermöglichen, hat eine engagierte Schulgemeinschaft das Schulgelände mit Unterstützung der Deutschen Wildtier Stiftung in den vergangenen sieben Jahren mit aufwendigen Maßnahmen naturnah umgestaltet. Wo zuvor Pflastersteine lagen, wurden artenreiche Blühwiesen ausgesät und heimische Stauden gepflanzt, die Nahrung und Nistmöglichkeiten für Wildbienen bieten. So ist es offensichtlich gelungen, ein nützliches Angebot für bestäubende Insekten zu schaffen. Das hat das Monitoring gezeigt.
Die Ergebnisse der Wildbienenkartierungen zeichnen den Schulhof heute als einen überdurchschnittlich wertvollen Lebensraum für Wildbienen- und Wespenarten aus. Die bemerkenswert hohe Anzahl oligolektischer – also auf bestimmte Blütenpflanzen spezialisierter – Wildbienenarten verdeutlicht, wie wertvoll auch kleinflächig angelegte Blühflächen zur Förderung der Artenvielfalt in Städten sind.
Deshalb empfehlen wir auch anderen Schulen, Flächen für Wildbienen und andere blütenbesuchende Insekten anzulegen. Sie sind nicht nur ökologisch ein Gewinn, sondern schärfen auch das Bewusstsein von Kindern für die Natur in der Stadt. Und sie zeigen schon den Jüngsten, wie einfach es ist, im eigenen Garten oder auf dem Balkon etwas für Insekten zu tun. Möglicherweise besorgte Eltern können dabei beruhigt sein: Angst vor Bienenstichen braucht niemand zu haben – die Stachel von Wildbienen sind so fein, dass sie die menschliche Haut nicht durchdringen. Auch Goldwespen sind vollkommen ungefährlich. Die Schülerinnen und Schüler wissen das natürlich längst – und sind einfach nur stolz auf ihren bunten, summenden Schulhof.