Paten-Besuch beim Feldhamster
Näher kann man ihm nicht kommen: Einmal im Jahr lädt die Deutsche Wildtier Stiftung zur großen Exkursion ein, um vor Ort ihr Schutzprojekt für den immer seltener werdenden Nager vorzustellen
Schwarze Knopfaugen, rosa Nase, glänzendes Fell, 30 Zentimeter groß und rund 500 Gramm schwer: So sieht der europäische Feldhamster (Cricetus cricetus) aus, wenn er gut gegessen hat. Aber das ist heute leider kaum noch der Fall. „Noch bis in die 1980er Jahre hinein wurde der nachtaktive Nager auf den Getreidefeldern als Plage bekämpft - heute ist der Feldhamster unser absolutes Sorgenkind. Er gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten in Deutschland“, erfahren die Feldhamster-Paten von Peer Cyriacks, Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung, beim Projekttag in Sachsen-Anhalt. Der Feldhamster hat vor allem ein Nahrungsbeschaffungs-Problem: Ist der Acker abgemäht und kahl, findet er nichts mehr zu hamstern. Auch seine Deckung ist dahin - auf einem Feld ohne Pflanzen greifen ihn Fuchs und Habicht sofort!
Feldhamsterschutz auf jährlich mehr als 80 Hektar - erste Agrarbetriebe schützen den Nager
Aber das soll jetzt anders werden: Gemeinsam mit zwei großen Agrarbetrieben in Sachsen-Anhalt startete die Deutsche Wildtier Stiftung 2015 ein Pilotprojekt, um den Tieren beim Überleben zu helfen. Quirin Forster, Geschäftsführer der APH Hinsdorf in Quellendorf, Südliches Anhalt, erklärt: „Wir wollen zum Schutz knapper Ressourcen und dem Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen. Wenn wir hier dauerhaft leben wollen, brauchen wir Lösungen, die uns zeigen, wie wir wirtschaftlich arbeiten und gleichzeitig der Umwelt helfen können.“ Der zweite Partnerbetrieb, der sich in Sachsen-Anhalt dem Feldhamster-Schutzprojekt der Deutschen Wildtier Stiftung widmet, ist die Röseler Agrar GbR in Barby. Max Röseler schildert: „Für mich ist der Feldhamster kein Schädling, sondern gehört einfach zu dieser Landschaft. Ein schlecht eingestellter Mähdrescher verursacht viel mehr Verlust als ein paar Feldhamster auf dem Acker.“
Feldhamster-Paten stellen den Experten ihre Fragen vor Ort
Um interessierten Feldhamster-Paten der Deutschen Wildtier Stiftung vor Ort und „live“ zu erklären, wie Agrarbetriebe hamsterfreundlich arbeiten, veranstaltet die Deutsche Wildtier Stiftung jedes Jahr im Juni ein „Paten-Treffen“. Schließlich sollen Spender auch sehen, wo ihre finanzielle Unterstützung hinfließt! Zusammen mit den Landwirten und Uwe Lerch, Naturschutz- und Agrarexperte und Kooperationspartner der Deutschen Wildtier Stiftung, unternehmen alle Exkursions-Teilnehmer einen informativen Rundgang in die Kulturlandschaft. „So können wir direkt am Acker praxisnah unsere Maßnahmen deutlich machen“, erklärt Uwe Lerch.
Und dabei wird allen schnell klar: Intensive Landwirtschaft mit frühen Ernten und fehlender Anbau-Vielfalt verringern die Überlebenschancen der Art enorm. Dabei müsste er jetzt im Sommer dringend seine Vorräte hamstern, um den Winterschlaf in seinem Bau überleben zu können! Besonders der zweite Wurf der Hamsterjungen, der jetzt im Juli auf die Welt kommt, hungert auf den frisch abgeernteten Feldern! Deshalb unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung Projekte zum Schutz des Feldhamsters. Peer Cyriacks, Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung, erklärt: „Landwirte erhalten einen finanziellen Ausgleich dafür, wenn sie einen Teil ihrer Flächen hamsterfreundlich bewirtschaften und Feldfrüchte wie die Luzerne anbauen, die dem Hamster nahrhaftes Futter und Deckung bieten.“ Eine weitere Schutzmaßnahme ist, Getreidestreifen als Rückzugsmöglichkeit und zur Futtersuche so lange stehen zu lassen, bis sich die Tiere zum Winterschlaf zurückgezogen haben. Patenschaften für den Feldhamster machen diese Projekte erst möglich!
Patenschaften ermöglichen Feldhamsterschutz
Die guten Böden Sachsen-Anhalts machen das Land zu einer wahren Kornkammer. Hier sind ganze Landschaften vom Getreideanbau geprägt „Sachsen Anhalt ist eine ehemalige Feldhamster-Hochburg und beherbergt zusammen mit Thüringen noch die größten Bestände der Art in ganz Deutschland. Darum konzentrieren wir uns mit unseren Schutzmaßnahmen darauf, diese Bestände zu erhalten, bevor die Lage so dramatisch wird wie in den meisten anderen Bundesländern“, erklärt Biologe Peer Cyriacks.