Start der Feldarbeit im Projekt Wildkatzen - auf der Spur!
Die ersten Tiere sammeln GPS-Daten!
In unseren drei Untersuchungsgebieten in Rheinland-Pfalz werden im Zeitraum von Januar bis Mitte März verlockend riechende Holzkastenfallen aufgestellt. Im Soonwald, Hardtwald und in der Eifel arbeiten die Wildkatzenexperten Olaf Simon, Dr. Mathias Herrmann und Manfred Trinzen mit ihren Teams auf Hochtouren.
Besonders in der Paarungszeit reagieren Wildkatzen auf den verlockenden Duft des Baldrians – der einzige Köder mit dem sich Wildkatzen in die Falle locken lassen. Ziel ist, in jedem der Untersuchungsgebiete 12 Wildkatzen mit einem GPS-Halsband auszustatten, um ihre Wege über Monate hinweg zu erfassen.
In den Galerien können Sie unserem Forscherteam um Olaf Simon im Untersuchungsgebiet Soonwald über die Schulter sehen!
WENN SICH DIE FALLE SCHLIESST, LÄUFT DIE ZEIT
Sobald sich eine der Fallen schließt, wird ein Fallenmelder aktiv. Er sendet eine Nachricht an das Forscherteam, das die Nacht in einer nah gelegenen Jagdhütte verbringt. Um die Verweildauer eines Tieres in der Falle möglichst kurz zu halten, eilt sofort ein Vorausteam zum Fallenstandort und prüft, ob wirklich eine Wildkatze gefangen wurde. Allerdings kommt es nur selten vor, dass sich andere Arten vom Baldrian in die Falle locken lassen – ein sehr selektiv auf Katzen wirkender Duftköder. Ist eine Wildkatze in der Falle, macht sich der übrige Teil des Teams auf den Weg – samt einer Vielzahl für die anstehende Behandlung der Wildkatze notwendiger Gerätschaften.
Von der Falle wird die Wildkatze vorsichtig in einen stabilen Sack überführt. Etwas eingeengt und sicher zugebunden kann so, ohne dass sich das Tier oder einer der Mitarbeiter verletzt, das Narkosemittel sicher verabreicht werden. Alles geschieht in leiser Atmosphäre – sämtliche Stressfaktoren gilt es zu vermeiden. Einige Minuten später ist die Wildkatze im Tiefschlaf – Zeit für die Behandlung.
Routiniert widmet sich jedes Teammitglied seiner Aufgabe während der etwa 20 Minuten andauernden Narkose: die Wildkatze wird gewogen, fotografiert, genau vermessen und mit einem Transponderchip zur Wiedererkennung markiert - alles wird genau protokolliert. Körpertemperatur und Herzfrequenz während der Narkose werden ständig überwacht und mit einem Tupfer wird ein Abstrich der Mundschleimhaut für genetische Analysen gewonnen. Eine Blutprobe soll Aufschluss über virale Erkrankungen und eine Haarprobe über mögliche Stressbelastungen liefern. Das Senderhalsband wird aktiviert und individuell an den Halsumfang der Wildkatze angepasst. Sind alle Daten zum Tier erhoben und das Halsband angebracht wird die Katze zum Aufwachen aus der Narkose zurück in die Falle gebracht. Entlassen aus der Falle wird sie nach rund einer Stunde, wenn die Wirkung der Narkosemittel vollständig erloschen ist.
Wie verhalten sich Wildkatzen in Gebieten, die von menschlichen Aktivitäten und Windkraftanlagen stark betroffen sind? Und unterscheidet sich ihre Raum-Nutzung von Artgenossen, die in unmittelbarer Nachbarschaft in einem Gebiet ohne gravierende Einflüsse des Menschen leben? Diese Fragen werden uns die Katzen in den kommenden Monaten mit Hilfe der High-Tech-Sender beantworten. Die Wildbiologen müssen die besenderte Wildkatze nun alle zwei Wochen aufsuchen, um die im Halsband gespeicherten GPS-Daten herunterzuladen. Dies erfolgt aus größeren Distanzen, so dass die Wildkatze nicht noch einmal gestört werden muss. Nachdem die Batterien des Senders aufgebraucht sind, sorgt eine Sollbruchstelle im Halsband dafür, dass es sich von allein löst.