Was treibt den Feldhamster in die Großstadt?
Zurzeit befinden sich die Wiener Feldhamster im tiefen Winterschlaf. Eines hat Siutz bei ihrer Arbeit schon herausgefunden: Männchen und Weibchen „schlafen“ unterschiedlich. „Das Feldhamstermännchen futtert sich ordentlich Winterspeck an, um die kalten Monate zu überstehen – Weibchen füllen dagegen fleißig ihre Vorratskammer“, sagt die Forschungspreisträgerin. „Von diesen Vorräten knabbert es ausgiebig, bevor Stoffwechsel, Herzschlag und Atmung absinken und auch für Frau Feldhamster der Winterschlaf beginnt.“ So schläft das Weibchen später ein als das Männchen. Warum sich beide Geschlechter so unterschiedlich verhalten, ist noch nicht gänzlich erforscht. Bekannt hingegen ist, dass Weibchen umso mehr Nachwuchs bekommen, je eher sie aus dem Winterschlaf erwachen. Mit ihrem nun ausgezeichneten Forschungsvorhaben möchte die Wissenschaftlerin den Zusammenhang zwischen der Vorratsmenge im Winterlager und der Nachwuchsrate im kommenden Sommer herausfinden. Dafür soll die Nachwuchsrate von Feldhamsterweibchen, denen Extrafutter zur Verfügung gestellt wird, mit der Nachwuchsrate von ungefütterten Weibchen verglichen werden.
Foto: Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, mit Dr. Carina Siutz, Gewinnerin des Forschungspreises 2019
Der Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung wird seit 1997 alle zwei Jahre verliehen. Eine unabhängige Jury aus Fachwissenschaftlern beurteilt die Bewerbungen und wählt den Preisträger aus. „Die Erkenntnisse aus der Arbeit von Frau Siutz sind auch für den Feldhamsterschutz in Deutschland von hoher Bedeutung“, sagt Professor Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Denn wenn wir dem Feldhamster jetzt nicht helfen, wird dieses faszinierende Wildtier, das noch vor wenigen Jahrzehnten als eine Plage bekämpft wurde, bei uns bald ausgestorben sein.“
Das sind die letzten drei Forschungspreisträger der Deutschen Wildtier Stiftung:
2017 Biologe Robert Klesser, Doktorand, Abt. Entomologie, Universität Hamburg Centrum für Naturkunde. Klesser erforscht u. a. Blockhalden und die darin lebenden Arten, vor allem Wolfsspinnen liegen in seinem Fokus.
2015 Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens und ihre Arbeit: „Vom Konflikt zur Koexistenz“. Uta Maria Jürgens geht es um das von „Vorurteilen“ geprägte Mensch-Tier-Verhältnis. Wildtiere berühren die meisten Menschen emotional. Deshalb werden sie entweder gefüttert und romantisiert – oder verdammt und gefürchtet.
2013 Biologin Dr. Lisa T. Warnecke und ihr Thema: „Ökophysiologische Anpassungen von Kleinsäugern in urbanen Habitaten am Beispiel des Igels“. Die Forscherin, die am Zoologischen Institut der Universität Hamburg arbeitete, ermittelte die Stoffwechselaktivitäten frei laufender Igel im Jahresverlauf, um Unterschiede zwischen stacheligen „Städtern“ und „Dorfbewohnern“ festzustellen.