Verschollene Bayerische Kurzohrmaus wiederentdeckt

Das kleine Tier könnte zur Schirmart für den Artenschutz werden

Die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus) Die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus)

Sie hat winzige Augen und kleine Ohren, die kaum aus dem Fell herausragen, und ist eines der seltensten Säugetiere der Welt: die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus). Vor mehr als 60 Jahren wurde sie entdeckt, dann galt sie in Deutschland als verschollen. Jetzt haben Forscher die Maus in Bayern wiedergefunden.

Eine Maus in der Natur aufzuspüren, ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) ist der Sensationsfund dennoch gelungen. Das Team um den Biologen Dr. Simon Ripperger, Forschungspreisträger 2021 der Deutschen Wildtier Stiftung, suchte in den vergangenen Jahren großflächig mithilfe von Wildtierkameras nach der Bayerischen Kurzohrmaus. Die auf den Boden gerichteten Kameras fotografieren die im Sichtfeld aktiven Kleinsäuger und dokumentieren so über Wochen jedes Tier, das an der Linse vorbeikommt. Als schließlich Kurzohrmäuse gesichtet wurden, kamen beköderte Lebendfallen zum Einsatz. Erst als ein Tier in die Falle ging, konnten die Forscher anhand von Kotproben genetisch bestätigen, dass es sich bei den gesichteten Nagern tatsächlich um die Bayerische Kurzohrmaus handelte – und nicht etwa um die einfache Kurzohrmaus (Microtus subterraneus).

„Die größte Herausforderung war, ein Tier zu fangen“, sagt Simon Ripperger. „Wir hatten eine Handvoll Verdachtsfälle auf Bildern von Wildtierkameras, aber es hat lange gedauert, bis eine Maus in die Lebendfalle gegangen ist.“ Nicht bestimmt wurde das Geschlecht der gefangenen Maus. „Wir wollten das Tier nicht unnötig stressen, und deswegen haben wir es freigelassen, ohne es in die Hand zu nehmen“, erklärt Ripperger. „Fotos konnten wir trotzdem machen, und die Kotprobe hat uns die Maus freiwillig dagelassen.“

Der Biologe und seine Kollegen vom LfU gehen davon aus, dass es nach wie vor unentdeckte Restvorkommen der Bayerischen Kurzohrmaus gibt. Nach denen suchen die Forscher jetzt. Auf den ersten Blick ist die Maus kaum von anderen Arten zu unterscheiden, was den Nachweis erschwert. Zudem sind die Tiere meist unterirdisch unterwegs. Aktuell laufen Voruntersuchungen für weitere Fangversuche mit Lebendfallen an Orten, an denen es bereits Hinweise durch Kameraaufnahmen gibt. „Wir hoffen, dass wir so die Lebensraumansprüche der Maus besser verstehen können“, sagt Simon Ripperger. Bisher wurde sie beispielsweise auf extensiv beweideten Flächen und in lichtem Kiefernwald gefunden – Habitate, die sich durch eine hohe Artenvielfalt auszeichnen. Deshalb eignet sich die Bayerische Kurzohrmaus als Schirmart für den Artenschutz. Wenn sie geschützt wird, könnten davon ganze Gesellschaften seltener und für das Ökosystem wichtiger Arten profitieren. „Wenn wir verstanden haben, was für die Tiere essenziell ist, können wir Maßnahmen umsetzen, mit denen wir den lokalen Populationen optimale Habitate bieten können“, so Ripperger.

Foto: JAH / Alamy Stock Photo

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