Die Vogeluhr
Wer singt wann? Soviel sei verraten: Die Nachtigall ist meist die Erste, die ihr Lied anstimmt
Die Sommerzeit beginnt und die Singvögel sind alle wieder da. Oft "unterhalten" sie sich, warnen sich etwa gegenseitig vor Gefahr, balzen, schimpfen oder geben Flug-Kommandos. Wer genau hinhört, lernt die Stimmen zu unterscheiden, das bringt richtig Spaß! So kristallisieren sich im großen Vogelkonzert rasch einzelne Stimmen heraus.
Vögel haben eine innere Uhr, nach der sie zwitschern. Zwar halten sich nicht immer alle dran, aber: Die Nacht- und Dämmerungssänger sind vor Sonnenaufgang aktiv. Andere Vögel, wie etwa die Spatzen, begrüßen den Tag meist erst am frühen Morgen. Die Männchen zwitschern oft mehr als die Weibchen. Das hat einen Grund: Sie wollen Partnerinnen anlocken und grenzen durch den Gesang ihr Revier von Rivalen ab. Spätestens im April kommen dann auch die Zugvögel aus ihren Winterquartieren zurück. Das Vogelkonzert wird dann noch bunter, lauter und vielfältiger.
Klicken Sie sich durch die einzelnen Vogelstimmen. Tipp: Suchen Sie sich drei Vogelstimmen aus, die Ihnen besonders gut ins Ohr gehen. Wer sich am Anfang bekannte Vögel wie die Amsel, das Rotkehlchen oder den Zilpzalp aussucht, der hat die Töne schnell drauf und kann diese später beim Vogelkonzert ausblenden, um sich auf "schwierigere" Stimmen zu konzentrieren. Und dann raus auf den Balkon, in den Park oder in den Garten, am besten frühmorgens und dem Vogelkonzert und seinen Solisten lauschen. Mit etwas Geduld werden Sie die Vogelstimmen, die Sie sich eingeprägt haben, heraushören. So lernen Sie nach und nach die einzelnen Vogelstimmen. Nehmen Sie ein Fernglas mit, dann können Sie die Solisten noch besser unterscheiden.
Diese zwei singen meist schon in der Nacht
Die Nachtigall eröffnet fast immer das Vogelkonzert. Nicht ohne Grund ist ihr Zwitschern Vorlage in Literatur und Film; ihr Gesang ist abwechslungsreich und melodisch. Auch am Tag ist sie in einigen Regionen zu hören. Der Gartenrotschwanz beginnt mit seinem Gesang rund eineinhalb Stunden vor Morgenröte. Er eröffnet mit einem "hüit" und endet mit einem "tick-tick-tick". Hören Sie mal rein.
So schlicht gefärbt das Federkleid der Nachtigall (Luscinia megarhynchos) auch ist, umso prachtvoller ist ihr Gesang. Den Gesang hören wir in der Nacht, manchmal aber auch am Tag - und nur die Männchen singen.
Der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) ist nur rund 13 cm groß. Das Weibchen ist unauffällig grau, das Männchen hat mehr schwarz in seinen Federn. Seine Stimme ertönt kraftvoll und senkt sich dann ab zu den leisen Tönen.
Diese Vögel singen gern in der Morgendämmerung
Während die Amsel vielerorts ungefähr 60 Minuten vor Sonnenaufgang die Konzertbühne betritt, fällt die Blaumeise erst etwa 45 Minuten vor dem Morgenrot mit ein. Jeder Vogel hat so seinen Einsatz im Orchester.
Lässt ihr Lied oft rund eine Stunde vor Sonnenaufgang hören: die Amsel (Turdus merula). Da sie einer der bekanntesten Vögel ist, lässt sie sich nicht nur optisch gut erkennen, sondern auch am Gesang: Der klingt laut, frech und fröhlich, manchmal auch mit einem "Schmelz" in der Stimme. Männchen haben einen gelben Schnabel, der der Weibchen ist blassbraun.
Die Blaumeise (Cyanistes caeruleus) ist nicht schüchtern und lässt sich nicht lang bitten: Rund eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang flattert sie bereits eifrig umher und begrüßt ihre Artgenossen mit munterem Gesang.
50 Minuten vor Sonnenaufgang betritt das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) mit rotgeschwellter Brust die Bühne. Sein Gesang ist zart und eher hoch. Häufig antwortet ein Rotkehlchen auf den Ruf des anderen, achten Sie drauf und Sie werden Zeuge einer "Unterhaltung".
Der Zilpzalp (Phylloscopus collybita) hat für seine Größe von circa zwölf Zentimetern eine ausdruckstarke Stimme, die er vor allem in Parkanlagen mit Gehölzen und in naturnahen Gärten nicht schüchtern präsentiert. Fangen Sie mit ihm an, eine Volgelstimme zu lernen: Sein typisches "Zilpzalp" macht es leicht, ihn zu erkennen.
Der Europäische Pirol (Oriolus oriolus) ist relativ unbekannt in unseren Breiten, dennoch lohnt es sich, bei ihm genauer hinzuhören. Seinen Gesang lässt er in hohen Laubbäumen, die in Parks, auf Friedhöfen, auf Streuobstwiesen oder in Laub- und Mischwäldern zu finden sind, ertönen.
Sie beherrscht eines perfekt: den Tonhöhenanstieg (manchmal ist es auch der Abfall) am Ende eines zwei-, drei und auch mehrsilbrigen Gesangs. Die Goldammer (Emberiza citrinella) singt bis in den Spätsommer gern und zeigt sich dabei in ihrem gelben Sommerkleid.
Wer einen Vogel beobachtet, der im grauen Frack und mit schwarzer Augenmaske kopfüber einen Baumstamm herunterläuft, der hat einen Kleiber entdeckt (Sitta europaea). Er pfeift gern in mittleren Tonlagen, die keine großen Höhen erklimmen - das auch gerne laut. Nur die Männchen singen; nach der Paarung werden sie leiser.
Eine halbe Stunde, bevor die Sonne am Himmel steht, beginnt die Kohlmeise (Parus major) mit Gezwitscher, in einem energischen Ton kündigt sie den Tag an. Sie erhält auf ihren Morgengruß meist Resonanz - horchen Sie mal, ob Sie die Antwort auch vernehmen können.
Diese Vögel stimmen beim Sonnenaufgang mit ein
Erscheint die Sonne am Horizont, fällt auch der Haussperling in den Gesang mit ein - zusammen mit diesen Vögeln.
Nur die männlichen Haussperlinge oder auch Spatzen genannt (Passer domesticus) schicken ihr kräftiges Tschilpen in den Morgen hinein, die Weibchen halten sich zurück. Große Sänger sind Spatzen nicht, dafür aber gesellig und munter, meist in Hecken versteckt.
Der Fitis (Phylloscopus trochilus) gehört zur Gattung der Laubsänger: Laubbäume sind sein Zuhause. Sein Gesang ist melodisch und hell - circa 20 Minuten vor Beginn des Morgenrots.
Mit seinem kräftigen Kernbeißer-Schnabel kann der Grünfink (Chloris chloris) so manche Solopartie übernehmen. Seinen großen Auftritt hat der "Langschläfer" als einer der letzten im großen Orchester; nämlich rund 20 Minuten, bevor die Sonne zu strahlen beginnt.
Der Stieglitz (Carduelis carduelis) tirilliert rund 20 Minuten bevor die Sonne am Himmel steht, aus vollem Herzen. Dabei sitzt er gern hoch oben in der Baumkrone, von denen er sich dann flink Richtung Äste fallen lässt. Manche Menschen hören aus seinem Gesang ein "Stieglitt - Stieglitt" heraus.