Wahl zum Tier des Jahres 2020
Die drei nominierten Wildtiere für die Wahl "Tier des Jahres 2020" sind:
- Der Schneehase
- Der Iltis
- Der Maulwurf
Schneehase – Deutschlands alpiner Hase, cooles Eiszeitrelikt und raffinierter Anpassungskünstler
Schneehase (Lepus timidus)
Schneehase
LATEINISCHER NAME: Lepus timidus
ALTER: bis zu 8 Jahre
GEWICHT: durchschnittlich 3 kg
NAHRUNG: Gräser und Kräuter und Triebe, Knospen und Blätter von Zwergsträuchern
GRÖßE: Schulterhöhe: durchschnittlich 20 cm/ Kopf-Rumpflänge: durchschnittlich 50 cm
Schneehasen kommen in Deutschland nur in den Alpen und dort meist nur in Höhen über 1.200 m über NN. Ihre nahe Verwandtschaft zum Feldhasen (Lepus europaeus) ist unverkennbar, allerdings sind Schneehasen etwas kleiner und ihr Fell ist im Winter weiß. Im Sommer ist es dagegen graubraun. Auf diese Weise ist er seiner Umgebung immer perfekt angepasst. Ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zum Feldhasen ist vor allem im Sommer die Färbung des Schwanzes: Sie ist beim Schneehasen einheitlich weiß und beim Feldhasen auf der Oberseite dunkel.
Das Winterhaar der Schneehasen besteht aus feiner Unterwolle und den längeren Grannenhaaren, die hohl und mit Luft gefüllt sind. Somit wirken sie als Isolatoren des Rumpfes und reduzieren im Vergleich zum Sommerhaar den Energieverlust um ca. 25 %. Eine Besonderheit des Schneehasen sind seine Pfoten: Sie sind im Vergleich zum Feldhasen deutlich breiter und stark behaart. Damit funktionieren die Pfoten wie Schneeschuhe und die Tiere können sich leichter über pulvrigen Tiefschnee hinweg bewegen – ein großer Vorteil wenn es gilt, vor einem Feind wie dem Fuchs zu flüchten.
An das Hochgebirge angepasste Arten wie der Schneehase sind vom Klimawandel besonders stark betroffen: Sie können ihre Körpertemperatur in heissen Sommern weniger gut regulieren als wärmeliebende Arten und müssen in kühlere Regionen ausweichen - was aufgrund der sich nach oben verengenden Berge und der schroffen Felswände nur begrenzt möglich ist. In Zukunft könnte die Fläche an geeignetem Lebensraum für den Schneehasen also schrumpfen. Doch der Lebensraum wird nicht nur kleiner, sondern er zerreißt mehr und mehr. Dadurch sind die Schneehasen-Populationen in den Alpen weniger gut vernetzt, was zur genetischen Verarmung führen kann.
Iltis – Maskenträger mit Geruchswaffe, guter Schwimmer und schlechter Kletterer
Europäischer Iltis (Mustela putorius)
Iltis
LATEINISCHER NAME: Mustela putorius
ALTER: bis zu 10 Jahre
GEWICHT: durchschnittlich 1000 g
GRÖSSE: Schulterhöhe: 20 cm, Kopf-Rumpf-Länge: 50 cm
NAHRUNG: Amphibien, Kleinsäuger, große Insekten, Aas, Fische
Iltisse weisen einen für Wiesel typisch schlanken Körperbau auf. Vom größeren Baum- oder Steinmarder unterscheidet sich dieser Vertreter der Marderfamilie vor allem durch kürzere Beine und einen kürzeren Schwanz. Er besitzt ein schwarzes Fell mit gelber Unterwolle. Die markante weiße Gesichtsmaske ist sein Erkennungsmerkmal.
Der Iltis ist an ein verstecktes Leben im Unterholz angepasst und bevorzugt deckungsreiche und feuchte Lebensräume. Häufig sind dies Uferzonen von Gräben, Bächen und Teichen, Feuchtwiesen und Sumpfgebiete in Wäldern. Gerne nutzt er aber auch Hecken und Gehölze in der offenen Kulturlandschaft. Ausgedehnte Ruhephasen am Tage wechseln sich mit aktiven Phasen in den Nachtstunden ab, in denen der Einzelgänger sehr unstet und ständig auf der Suche nach Nahrung umherzieht. Der Iltis ist kein hochspezialisierter Jäger. Eher stöbert er im Unterholz und nimmt das, was er kriegen kann. Zur Vorratshaltung legt er sogar „Kröten-Depots“ an: dazu sammelt er Amphibien, die in Kältestarre verharren oder durch einen gezielten Biss gelähmt werden, um sie „fangfrisch“ zu lagern. Gerät der Iltis in Bedrängnis, setzt er ein übelriechendes Sekret ab, das Feinde abschreckt, aber auch der Reviermarkierung dient.
Die Wendigkeit des Iltis machte sich der Mensch für die Jagd zu Nutze: der schmale Beutegreifer ist in der Lage, Kaninchen aus ihren Bauen zu jagen. Frettchen, die noch heute bei der Jagd eingesetzt werden, sind eine domestizierte Form des Europäischen Waldiltis.
Der Verlust naturnaher Feuchtlebensräume durch eine intensive Landnutzung stellt eine Bedrohung für den Iltis dar. Besonders negativ wirken sich Eingriffe in das Wasserregime wie das Dränieren oder Begradigen von Gräben aus. Aber auch der Wegfall von Strukturelementen in der Kulturlandschaft bedeutet einen Verlust der Lebensraumqualität. Naturnahe Ufersäume, Hecken und Feldgehölze bilden hier wichtige Rückzugsgebiete, die deckungsreiche Lebensräume wie Wälder und Gehölze miteinander verbinden. Die wichtigste unmittelbare Gefährdung für den Iltis geht allerdings vom Straßenverkehr aus, dem jährlich mehrere tausend Tiere zum Opfer fallen.
Maulwurf – kurzsichtiger Landschaftsgestalter, nützlicher Schädlingsbekämpfer und Bodenbelüfter
Europäischer Maulwurf (Talpa europaea)
Maulwurf
LATEINISCHER NAME: Talpa europaea
ALTER: in der Regel 2–3 Jahre
GEWICHT: 45–120 g
NAHRUNG: Regenwürmer, Insekten und deren Larven, Schnecken
GRÖßE: Kopf-Rumpflänge: durchschnittlich 12 cm
Der Maulwurf lebt in Tunnelsystemen unter der Erde und seine Anwesenheit fällt lediglich durch die typischen Erdhügel auf. Diese entstehen aus dem Aushub seiner Gänge, Schlaf-, Nest- und Vorratskammern, die der Maulwurf in 10 bis 40 cm Tiefe gräbt. Die verzweigten Gänge funktionieren als Fallen für Regenwürmer und Insekten: geraten die Beutetiere in die Röhren, registriert der Maulwurf die Bewegung und läuft schnell hin, um sie zu jagen.
Maulwürfe sind perfekt an ein Leben im Untergrund angepasst. Mit ihren Sinneshaaren an Schnauze, Pfoten und Schwanz können sie hervorragend tasten und feinste Erderschütte-rungen spüren. Die lange Rüsselnase ist mit dem Maulwurfs-typischen „Eimerschen Organ“ ausgestattet, das elektrische Reize wahrnimmt, die bei Muskelbewegungen von Beutetieren entstehen. Zusätzlich hilft der Schwanz als „Blindenstock“: Die Schwanzlänge entspricht dem Tunnelradius und wird zum Abtasten der Gänge eingesetzt. Mit seinem walzenförmigen Körper schiebt sich der Maulwurf wie ein Bohrer durch die Erde. Sein Fell besitzt keinen Strich, wodurch er in den engen Gängen auch rückwärts laufen kann.
Der Maulwurf ist vor allem durch den Menschen bedroht. Mit dem Verschwinden von Wiesen und Weiden, verschwindet auch der Lebensraum des Maulwurfs. Aber vor allem die illegale Jagd setzt ihm zu. Obwohl er zu den besonders geschützten Arten zählt, wird ihm nicht selten nachgestellt. Der Grund dafür sind seine Erdhügel, die ihn bei Landwirten und Gärtnern unbeliebt machen. Sie verunreinigen das Heu oder die Silage auf der Wiese und können die Klingen des Mähers beschädigen. In Gärten sind die Hügel eher ein ästhetisches Problem. Dabei wird durch die Grabtätigkeit des Maulwurfs der Boden gelockert und besser durchlüftet. Auch frisst der verkannte Schädlingsvertilger ausschließlich tierische Kost, u.a. Schnecken und Engerlinge, wodurch Fraßschäden an Pflanzen und damit Ernteeinbußen verhindert werden.
Mitmachen
Bis zum 09.09.2019 wird abgestimmt. Wir sind gespannt, welches der drei Wildtiere das Rennen macht und freuen uns, wenn Sie dabei sind!
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