Waldforscher Kindergarten gGmbH

Ein Waldkindergarten in der Kleingartenkolonie. Das funktioniert sehr gut.

Der Waldforscherkindergarten in Hamburg Der Waldforscherkindergarten in Hamburg
Der Stadtstaat Hamburg ist mit seinen Waldforscher-Gruppen im Netzwerk der Patenkindergärten seit 2015 vertreten. An vier Standorten rund um das Niendorfer Gehege werden insgesamt 97 Kinder von insgesamt 13 Erzieherinnen und Erziehern im Waldkindergartenalltag betreut.

Hier berichten unsere Naturpädagogen von ihren Besuchen bei den Patenkindergärten der Deutschen Wildtier Stiftung

Einblick in den Alltag der Waldforscher an der Schmiedekoppel

Stille liegt über der Kleingartenanlage am Niendorfer Gehege. Hier soll ein Waldkindergarten sein? Wer sich ein wenig weiter vorwagt durch die Wege zwischen den Kleingärten, kann sie sehen, die Hütte der Waldforscher, und leise sind auch die ersten Klopf– und Schaufelgeräusche aus dem Sandkasten und dem Garten des Kindergartens zu hören. Wenn man auf dem kleinen Kita-Gelände steht, kann man sehen, wie aus allen Richtungen die Kinder mit ihren Rucksäcken auf den geraden Wegen mit den auf Linie geschnittenen Hecken angelaufen kommen. „Anfangs mussten wir schauen, dass wir uns gut einpassen. Dazu gehört natürlich auch, die Regeln der Kleingartenanlage einzuhalten – vom Schneiden der Hecke bis zum vorgeschriebenen Baumabstand. Mittlerweile sind wir hier aber sehr gut akzeptiert und konnten zu vielen Mietern Kontakt aufbauen“, erklärt Andy Petersen, Gruppenleiter bei den Waldforschern.

Kinder spielem im Waldkindergarten Hamburg

„Mit unserer Nachbarin, einer älteren Dame, haben wir im letzten Jahr in ihrer Küche unsere Weihnachtsplätzchen gebacken. Dafür helfen wir ihr zusammen mit den Kindern dann immer mal wieder dabei, die Mülltonnen umzuräumen oder bei anderen Arbeiten im Garten.“ Die Schutzhütte des Waldkindergartens stand ursprünglich mal in der Hamburger Hafencity. Sie wurde 2014 in die Waldforscher-Parzelle umgesetzt und an die Bedürfnisse des Waldkindergartens angepasst. Seitdem gibt es die Waldforscher in Hamburg. Und diese sind erst noch in der Aufbau-Phase. Im November 2015 werden die Waldforscher auch im Stadtteil St. Pauli aktiv mit einem weiteren Kindergarten im Hagendeel. Hinzu kommen eine Waldkrippe ebenfalls im Niendorfer Gehege und ab Sommer 2016 soll es sogar eine Waldforscher-Farm geben. Es wird also viele Möglichkeiten für Kinder geben, selbst ein Waldforscher zu werden.

Steckbrief

Art: Waldkindergarten
Geografische Lage: Niendorfer Gehege in Hamburg
Gründungsjahr & gegründet von: 2014 von Anatol Weydemann
Träger: Waldforscher Kindergärten gGmbH
Anzahl der Kinder: 97
Alter der Kinder: 1 - 6 Jahre
Betreuungsschlüssel: 13 Erzieher/innen, Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FSJ), Bundesfreiwilligen Dienstleistende (BFD) und Praktikanten/innen

Das Selbstverständnis eines Waldforschers

Der Morgenkreis wird eröffnet mit einem kräftigen „Gong“ in der Klangschale. „Guten Morgen, liebe Waldforscher!“ Alle Kinder begrüßen sich mit lauter Stimme und man hat das Gefühl, dass sie das Waldforscher-Sein richtig verinnerlicht haben. „Waldforscher sind eine bunte Mischung aus Lachen, Leben, Abenteuer, aus Entdeckerlust, Naturliebhabern, Skulpturenbastlern, Pflanzenhütern, Kuschelzwergen und Geschichtenhörern“, sagt Andy. Weiter geht es durch den Wald. Die Drillinge Pia, Celina und Hannah bilden das Ende der Gruppe. Auch mehrere Versuche, die drei dazu zu bringen, mit der Gruppe Schritt zu halten, bleiben erfolglos. Viel zu fasziniert sind sie von den vielen Nacktschnecken im Niendorfer Wald. Die drei Mädchen sind sich einig, wir müssen die Schnecken davor retten, zertreten zu werden. Hannah nimmt ihren Rucksack ab und öffnet ihn. Zum Vorschein kommen jede Menge gesammelte Stöcke und Steine. Sorgfältig wählt Hannah vier davon aus und legt sie in einem Viereck um die Schnecke. „Jetzt kann da keiner mehr drauf treten“, sagt sie und lächelt stolz. Ihre beiden Schwestern nicken zustimmend.

Der Waldforscherkindergarten in Hamburg

Hier habe ich das Gefühl, den Kindern als Erzieherin auch gerecht werden zu können.

Was einen Waldkindergarten ausmacht

Mit Hilfe der Natur entstehen für die Kinder die schönsten Erlebniswelten. Ein ausgehöhlter Baumstamm wird zum imaginären Ruderboot und so sitzen zwölf Kinder hintereinander in diesem Boot und rudern los. „Dadurch, dass unser Wald eher parkähnlich ist, liegen leider gar nicht so viele große umgeworfene Bäume hier wie vielleicht anderswo“, erklärt Andy. Daher bieten die Erzieher Zusatzangebote an, wie Logik– und Rollenspiele, Kreativtage mit Basteln, Gartentage im Gemüsebeet oder die großen Wandertage. Heute ist es eine Slackline: Andy spannt einen Gurt zwischen zwei Bäume auf dem die Kinder ihren Gleichgewichtssinn erproben können. Als Jakob an der Reihe ist, hört man: „Passt auf, jetzt komm ich. Die Krokodile kriegen mich nicht“, während Zuela unter dem Gurt mit ihren Händen das große Maul der Krokodile nachahmt. Mit Hilfe der Erzieherinnen Tina und Nicole schaffen es aber alle Kinder über den reißenden Fluss voller Gefahren und wilder Tiere. „Genau das macht einen Waldkindergarten aus“, sagt Erzieherin Nicole, die gerade erst aus einem Regelkindergarten zu den Waldforschern gewechselt ist. „Die Zeit, die wir für die Kinder haben, und der Platz, den die Kinder selbst haben im Wald — hier habe ich das Gefühl, den Kindern als Erzieherin auch gerecht werden zu können.“

Waldkindergarten Hamburg

Wer viel forscht, braucht gutes Essen

Gegen Mittag knurrt auch der Magen des größten Entdeckers und so können sich die Waldforscher-Kinder auf ein leckeres Mittagessen freuen. „Heute gibt es Rindergulasch und Kartoffeln“, freut sich Zuela und hüpft aufgeregt um die im Garten aufgestellten Tische herum. „Und zum Nachtisch gibt’s Quark“, stimmt Carl zu und läuft schon einmal vor, um sich die Hände zu waschen. Jeden Tag kommt das Essen vom Cateringunternehmen Forrest Cook und besteht aus frischer Rohkost, einem vollwertigen Bio-Mittagsmenü und einem Nachtisch.

Am meisten Spaß macht den Kindern das Einpflanzen, wenn jeder beim Säen helfen darf.

Aber gesundes Essen können die Waldforscher auch selbst herstellen. Auf ihrer Parzelle im Kleingartenverein haben die Kinder einen Gemüsegarten angelegt, um alles Wichtige über Gartenpflanzen und den Entstehungsprozess von Lebensmitteln zu lernen. „Am meisten Spaß macht den Kindern das Einpflanzen, wenn jeder beim Säen helfen darf. Und wenn das Obst und Gemüse nachher reif ist, dann ist natürlich auch das Ernten spannend“, sagt Andy.

Kontakt

Waldforscher Kindergärten gGmbH
Heimhuder Straße 58
20148 Hamburg
Tel.: 040 41330583
www.waldforscher.net