Warum der Rothirsch den Wald gestaltet
Vom Winde verweht, per Anhalter durch die grüne Galaxis, das große Fressen: Wenn Pflanzensamen auf die Wanderschaft gehen, nutzen Sie dabei gern den Wildtier-Express. Bedeutet: Sie verkleben oder haften mit borstigen Widerhaken im Tierhaar oder lassen sich zwischen den Hufen von A nach B transportieren. Manchmal reichen sparrige Stängel, die mit ihren Samenkapseln einfach im Fell hängen bleiben. Dann wieder katapultieren zurückschnellende Zweige die Samen auf den Tierkörper und werden auf der rauen Felloberfläche fortgetragen.
Viele Samen locken mit saftigen Schalen, um von Wildtieren gefressen zu werden. Hartriegel und Weißdornsamen beispielsweise überstehen vorverdaut die Magen-Darm-Passage nahezu schadlos. An anderer Stelle ausgeschieden, dient der frische Kot gleich als Startdünger und erhöht so die Chancen einer schnellen Keimung. Weit über 50 Pflanzenarten reisen über viele Kilometer im Verdauungstrakt der Tiere.
Rothirsche sind ideale Spediteure für Pflanzensamen
Die großen Säugetiere sorgen auf ihren Wanderungen für die Artenvielfalt und werden so zu Natur-Gestaltern. In der Fachsprache heißt es Zoochorie, wenn die wundersame Reise der Pflanzensamen in der Natur erklärt wird. Wandernde Hirsche verbreiten über größere Distanzen allerlei Pflanzenarten und bereiten mit ihren Spuren sogar den Boden für neue Biotope, in dem sie die Erde freilegen. Auf Wanderungen zu den Brunftplätzen der Hirsche können die Samen Strecken über hundert Kilometer zurücklegen.
Interessiert am Thema "Der Rothirsch als Lebensraum-Gestalter"? Das 8. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung findet vom 7. - 9. Juli 2016 in Baden-Baden statt. Informationen finden Sie auf www.Rothirsch.org.