Wenn Rebhühner sich verlieben

Rebhühner verbringen den Winter in sogenannten „Ketten“. Das sind Elternpaare mit Jungvögeln aus dem letzten Sommer oder Hennen ohne Bruterfolg, die sich zu kleinen Gruppen zusammengefunden haben. Um den Valentinstag am 14. Februar herum ändert sich die Gruppenstruktur - die "Kette" wird allmählich uninteressant und die Rebhühner knüpfen zarte Bande zu anderen Artgenossen.
Rebhuhn-Kette (Universität Göttingen /Gottschalk)

Was hat der Rebhahn, was andere Hähne nicht haben?

Er macht den Damen nicht so schöne Augen wie der Auerhahn und kann auch nicht so toll tanzen wie der Birkhahn: Er besticht mit Bescheidenheit, ist treu und zuverlässig. Zudem lebt der Rebhahn monogam. Hat er seine Angebetete gefunden, fackelt er nicht lange und macht ihr schnurstracks den Hof.
„Jetzt beginnen Rebhühner sich intensiv für das andere Geschlecht zu interessieren“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Am Valentinstag geht es auf dem Acker ausschließlich um die Balz.

Bei den Rebhühnern herrscht Damenwahl

Die Hennen sind in der Minderzahl – und die Hähne müssen sich schon ordentlich ins Zeug werfen, um zu landen. „Leidenschaft und Entschlussfreudigkeit kommen bei den Mädels gut an“, erklärt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Erst nehmen die Hähne mit lauten „Kiereck“-Rufen Kontakt zu Konkurrenten auf.

Ruf des Rebhahns

Direkt aus der Natur:

Lauschen Sie hier dem Ruf des Rebhahns

„Rivalen werden gesucht und herausgefordert“, so Goris. Dann kämpfen die Hähne miteinander, um die Rangordnung festzulegen, denn dominante Hähne haben die besten Chancen bei den Hennen. „Ist geklärt, wer der Stärkste ist, wird mit dem Flirten losgelegt“, sagt Goris. „Und das ist hollywood-reif“.

Vor einer Henne stellt sich ein Hahn so aufgereckt wie möglich hin, der Schnabel steht offen. Der Balzton des Rebhahnes richtet sich nur an die Umworbene, ein leises „Gru“ ertönt. Auch die Hennen werden Ende Februar immer aufgeregter, sie rennen von einem Hahn zu anderen und beobachten wie sich die Hähne miteinander anlegen. Hat eine Henne Interesse an ihrem Valentins-Date, blickt sie dem Hahn intensiv ins Gesicht.

Nicht jeder Hahn kann landen

Der Stärkste erobert die Herzen

Rebhennen können sehr wählerisch sein: Bei der Haltung von Rebhühnern in Volieren kann man erleben, dass Hennen, die ungefragt einen Partner zugewiesen bekommen, ewig unglücklich mit diesem bleiben können und sich weigern zu brüten.

Rebhähne sind mit ihren erdbraunen Tarnfarben-Federn vielleicht nicht gerade die Schönsten unter den verliebten Vögeln, aber die Damen können sich auf ihn verlassen. „Er bewacht die Henne während des Brütens, schützt seine Küken vor Feinden, wenn sie nach etwa 30 Tagen schlüpfen, und lockt die Küken mit Insektenfutter herbei“, erklärt Eva Goris. „Rebhühner leben im Familienverband, die Kette genannt wird.“ Immerhin gehören zehn bis 20 Küken zur „Familie“, die entweder aus einem Elternpaar mit seinen erwachsenen Jungvögeln des vorangegangenen Sommers bestehen oder aus kleinen Grüppchen von Singles und erfolglosen Paaren.

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Ein leises "Gru" signalisiert Interesse

Zur Partnerwahl auf den Balzplatz

Hat eine Henne Interesse an einem Hahn, blickt sie ihm intensiv ins Gesicht, von rechts von links, der Hahn steht gereckt da: „Gru“. Am Anfang ihrer Paarbildung ist sich die Henne oft ihrer Sache noch nicht so sicher: Mit ihrem Verehrer im Schlepptau rennt sie auch auf andere Hähne zu, um die beiden gegeneinander antreten zu lassen. Auch die Telemetrie hat an besenderten Rebhühnern interessante Details gezeigt: Gelegentlich gibt es regelrechte Balzplätze wo sich ein paar Ketten zur Partnerwahl versammeln. Zwei besenderte Vögel hatten sich dort gefunden, verließen gemeinsam diesen Ort und flogen für ein paar Tage wenige Kilometer nach Süden. Dann tauchte aber die Henne wieder am Balzplatz auf - ihren Hahn hatte sie sitzen lassen und wählte sich einen anderen Hahn aus.

„Um den Monatswechsel Februar/März finden sich die meisten Paare“, sagt Eckhard Gottschalk, vom Rebhuhnprojekt PARTRIDGE der Universität Göttingen. „Oft kommt die gesamte Population innerhalb von ein oder zwei Wochen unter die Haube.“ Nur die Hähne, die ohne Henne bleiben, streifen noch bis ins Frühjahr hinein umher; rufen und hoffen auf ihre Chance. Zum Beispiel dann, wenn ein anderer Hahn verunglückt. Die ganze Aufregung, das Rufen, das Kämpfen, Verfolgen und Umherrennen ist für die Rebhühner sehr riskant. Leicht werden Greifvögel oder Raubsäuger auf das Geschehen aufmerksam. Daher verlegen die Rebhühner diese intensivste Zeit der Balz in die Dämmerung, wenn die Greifvögel schon schlafen und das Licht gerade noch ausreicht, um einen nahenden Fuchs als Silhouette zu erahnen. Morgens und abends dauert diese intensivste Zeit der Partnersuche jeweils nur eine halbe Stunde, also ein echtes Speed-Dating!

Was ist "Partridge"?

Gemeinsam für den Rebhuhn-Schutz

Das internationale Projekt PARTRIDGE soll demonstrieren, dass es möglich ist, die Biodiversität in der Agrarlandschaft um 30 % zu erhöhen. Der Gradmesser für den Erfolg des Projektes ist die Entwicklung der Rebhuhnpopulation. In den untersuchten Landschaften werden dafür jeweils etwa sieben Prozent der Flächen im Sinne der Wildtiere aufgewertet.
Neben dem „Game and Wildlife Conservation Trust“ als Projektträger des Dach-Projektes und den Demonstrationsregionen in England und Schottland beteiligen sich Institutionen aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland an dem Projekt. PARTRIDGE wird über das EU-Interreg Nordseeprogramm gefördert. In Deutschland wird die Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen von der Deutschen Wildtier Stiftung und dem Deutschen Jagdverband unterstützt.

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