Wie steht es um das Symboltier der Alpen?
Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert transparente Monitoring-Ergebnisse für Gämsen
Die Alpen sind ein beliebtes Reiseziele in Deutschland. Eine, die sich dabei nur noch sehr selten zeigt, ist die Gams. Dabei wäre gerade der Sommer eine gute Zeit, um einen Blick auf die wild lebenden Bergziegen zu erhaschen. Zu beobachten ist das Symboltier der Bayerischen Alpen allerdings viel seltener als noch vor 20 Jahren. So richtig weiß auch niemand, wie viele Tiere noch in den Bergen leben. Klar ist nur: Gejagt wird sie trotzdem – und in den Bayerischen Alpen sogar besonders intensiv. „Wer nicht weiß, wie viele Gämsen es gibt, darf sie eigentlich gar nicht bejagen“, kritisiert Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Er fordert: „Wie bei unseren europäischen Nachbarn sollte die Jagdquote erst nach einem Monitoring der lebenden Tiere festgelegt werden.“
Die Pflicht zum Gams-Monitoring ergibt sich aus der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Rupicapra rupicapra unterliegt deren Anhang V und darf nur dann bejagt werden, wenn ihr Erhaltungszustand als günstig eingestuft wird. Die FFH-Richtlinie schreibt zudem vor, dass der Erhaltungszustand der Population systematisch und regelmäßig überwacht wird – und zwar hinsichtlich Quantität sowie Qualität. „Das bedeutet, dass es nicht nur auf die Anzahl der Tiere ankommt, sondern auch auf die bei der Gams so wichtige Alters- und Sozialstruktur“, so Kinser. Im Gegensatz zu Reh oder Rothirsch sind diese Kennzahlen bei Gämsen sogar relativ einfach zu erfassen, da die Tiere in den baumfreien Hochlagen von Experten tagsüber recht gut entdeckt werden können.
Tatsächlich haben die Bayerischen Staatsforsten, die für 80 Prozent aller Gamslebensräume in den Bayerischen Alpen verantwortlich sind, erst im letzten Jahr auf Druck von Wildtierschützern mit einem Gams-Monitoring begonnen. Die Ergebnisse dieser Erhebungen sind aber bisher nicht veröffentlicht worden. „Transparenz ist nicht nur bei der eigentlichen Erhebung, sondern vor allem bei den Ergebnissen wichtig“, sagt Wildbiologe Kinser. Um die für die Gämse so wichtige naturnahe Alters- und Sozialstruktur und damit ihren Erhaltungszustand abschätzen zu können, müssen die Zähldaten auf regionaler Ebene vorgelegt werden. „Bleiben die Zahlen im Verborgenen, lässt dies auf einen eher ungünstigen Erhaltungszustand der Gämsen in den Bayerischen Alpen schließen.“