Wo steckt die Wiesenweihe?
Mit Drohnen auf der Suche nach dem seltenen Greifvogel
Blauer Himmel und eine Feld- und Wiesenlandschaft, soweit das Auge reicht - "Wiesenweihe gesucht!" hieß das Motto an einem sonnigen Junitag in Brandenburg. Im Landkreis Märkisch-Oderland gingen vier Artenschützer in die Felder, um den bedrohten, seltenen Greifvogel und seine Brut aufzuspüren. Drei Flächen mit einer Gesamtgröße von rund 60 Hektar sollten abgesucht werden. Aber nicht nur zu Fuß und mit bloßem Auge - zum Einsatz sollten Drohnen kommen. Insgesamt konnten im Landkreis Märkisch-Oderland zehn Nester mit einem Schutzzaun ausgestattet werden, um sie in Getreidefeldern vor Prädatoren und Mähverlust zu schützen.
Welche Drohnenkameras nutzen?
Zwei unterschiedliche Drohnen-Modelle hatte Landschaftsökologe Tobias Dahms aus Greifswald dabei: So arbeitet das Drohnen-Modell "DJI Mavic 2 Pro" (Preis im Fachhandel um die 2000 Euro) mit einer Farbbildkamera. Sie nimmt Bilder aus der Luft auf, dank hoher Pixel-Auflösung können Suchobjekte am Bildschirm anschließend herangezoomt und dargestellt werden. Die Drohne "Fliegender Wildretter" (thermal Drones, rund 12.000 Euro) mit hochauflösender Wärmebildkamera zeichnet Temperaturunterschiede in der Fläche auf. "Die Auswertung der Wärmebilder erfolgt nach dem Drohnenflug mit einer Spezialsoftware“, sagt Dahms. „Sie verfügt über eine Bildoptimierung für die Nutzung am Tag, zudem können die GPS-Positionen der Fundstellen auf ein GPS-Handgerät überspielt werden.“
In der Praxis zeigte sich: Neue Anwendungen erfordern eine Einarbeitung. So muss sich etwa das Auge erst an die Wärmebilder gewöhnen, um diese korrekt auszuwerten. Ein Beispiel: „Um die Mittagszeit war die Wärmesignatur auf den Bildern nur schwer zu deuten. Da kamen wir mit den Luftbildern besser zurecht“, sagt Simone Müller von der Arbeitsgemeinschaft Wiesenweihenschutz Brandenburg. In einem Fall konnten mit der Farbbildkamera aus 60 Metern Höhe die Eier der Wiesenweihe im Nest gezählt werden. "Auf einer Fläche, auf der sich Lagergetreide gebildet hatte, waren die Farbbildaufnahmen nicht brauchbar – hier punktete auch am Tag die spezielle Wärmebilddrohne wieder.“
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Die Brandenburger Wiesenweihenschützer im Einsatz. Landschaftsökologe Tobias Dahms fliegt die Drohne, Ronny Müller und Andreas Ziebell von der Arbeitsgemeinschaft Wiesenweihenschutz Brandenburg suchen die Fläche ab. Luftbild- und Wärmebildaufnahmen der Drohnenkameras liefern Informationen zur Nestlage. Das Team sucht gemeinsam die Fundstelle auf und errichtet anschließend einen Schutzzaun, der Mähdrescher und Prädatoren abhält. Fotos: Simone Müller, imagebroker.com Roger Tidman FLPA
Mit den aufgenommenen Luftbildern der Farbkamera konnte aus 40 bis 60 Meter Höhe die Anzahl der Eier bestimmt werden. Allerdings muss das Weibchen hierzu das Nest verlassen. Dies passiert erst, wenn die Drohne circa zehn Meter über dem Nest schwebt. In Bayern hat sich dies für das Zählen der Eier bewährt. Tobias Dahms: "Die Störung der Tiere ist, besonders bei Flughöhen von 60 Metern und mehr als gering einzuschätzen. In Bayern wird seit Jahren die Anzahl der Eier, der geschlüpften Tiere und der flüggen Tiere per Drohne aus geringer Höhe von zehn Metern ermittelt, ohne dass ein Einfluss auf den Bruterfolg festgestellt wurde."
Wiesenweihenposter
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Plakat - Gesucht: Wiesenweihen in MV
Das Plakat können Sie hier downloaden und Offline/Online nutzen.
Autor: Deutsche Wildtier Stiftung
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Empfehlungen für Naturschützer, die mit Drohnen arbeiten wollen
Empfehlungen:
- Die Suche mit der Wärmebilddrohne sollte besonders bei großem Suchraum in den frühen Morgenstunden erfolgen. Am Tag ist sie mit der Bildoptimierung möglich und bei homogenen und gut einsehbaren Beständen einfach auszuwerten.
- Die ideale Flughöhe sollte bei Wärme- und Farbkameradrohne bei etwa 60 Meter liegen.
- Auf nicht gut einsehbaren, inhomogenen Flächen (etwa, wenn das Nest durch Getreide verdeckt ist), ist die Wärmebilddrohne erfolgreicher als die Drohne mit Farbbildkamera.
- Die Auswertung mit der Spezialsoftware ermöglicht die effiziente Befliegung mit geringer Überlappung (beim Überfliegen der Flächen müssen die Einzelbilder leicht überlappen. Je größer die erforderliche Bild-Überlappung, desto mehr Überflüge sind erforderlich und desto länger dauert das Absuchen)
- Mit etwas Übung sind Flächensuchleistungen von etwa 20 bis 30 Hektar, auf großen zusammenhängenden Flächen bis zu 50 Hektar pro Stunde möglich.
- Wenn vorab die Position des Nestes gepeilt wurde (kleiner Suchraum) kann auch mit günstigen Drohnen eine Nestsuche erfolgen. Bei der Suche mit der Drohne muss eine zweite Person dann die steuernde Person auf die angepeilte Position führen.