Ein Paradies für Wildbienen

Seltene Arten auf Gut Klepelshagen entdeckt

Die Flockenblumen-Langhornbiene (Eucera dentata) ist auf den Pollen von Flockenblumen und Disteln spezialisiert. In Deutschland ist sie stark gefährdet.

121 Wildbienenarten und 95 Wespenarten sind auf dem ökologischen Modellbetrieb Gut Klepelshagen der Deutschen Wildtier Stiftung zu Hause. Eine Untersuchung hat gezeigt: Unter ihnen sind 35 Arten, die auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft sind. Das Ergebnis beweist, dass wirksamer Artenschutz mit einfachen Mitteln gelingen kann.

Nach einer ersten Zählung im Jahr 2016 untersuchte 2023 ein Team um den Insektenforscher Dr. Christian Schmid-Egger im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung die Wildbienen- und Wespenfauna auf unserem landwirtschaftlichen Biobetrieb in Mecklenburg-Vorpommern erneut. Dabei konnten 121 Wildbienenarten nachgewiesen werden. Darunter waren 17 oligolektische Arten, die auf die Blüten bestimmter Pflanzen spezialisiert sind, und 20 Arten, die laut der Roten Liste der Insekten Deutschlands bundesweit gefährdet sind. Bei den Wespen wurden 95 Arten nachgewiesen, darunter 15 gefährdete.

Sie galten als ausgestorben

Letzte Nachweise vor über 100 Jahren

Besonders bemerkenswert ist, dass die Mohnbiene (Hoplitis papaveris) auf Gut Klepelshagen vorkommt. Sie wurde auf den Flächen des heutigen Guts zuletzt im Jahr 1900 gefunden und galt dort als ausgestorben. In Ostdeutschland lebt sie vor allem in den Sandgebieten Brandenburgs, breitet sich aktuell jedoch aus. Die Mohnbiene sammelt Pollen an verschiedenen Pflanzen, braucht aber die Blütenblätter des Mohns, um ihre Bodennester zu tapezieren. Bei der Untersuchung 2016 hatten die Biologen sie noch nicht gefunden.

Auch die Flockenblumen-Langhornbiene (Tetralonia dentata) galt in Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben. Jetzt haben die Biologen sie auch in Klepelshagen entdeckt. Sie sammelt Pollen an Flockenblumen oder Disteln und legt ihre Nester im Boden an.

Bemerkenswert ist auch der Nachweis der Schornstein-Schmalbiene (Lasioglossum lineare) in Mecklenburg-Vorpommern. Ihre nächsten bekannten Fundorte liegen an den großflächigen Steppenrasen der Oder in Brandenburg. Der Fund dieser Art zeigt besonders deutlich, wie wichtig Klepelshagen als Lebensraum für Wildbienen ist. Schornstein-Schmalbienen sind sehr selten und auf großflächige Magerrasenkomplexe angewiesen, von denen es immer weniger gibt.

Unter den gefundenen Wespen ist die seltene Wegwespe (Nanoclavelia leucoptera) hervorzuheben. Sie wurde an trockenwarmen Standorten auf den Gutsflächen mehrfach entdeckt.

Manche Arten profitieren vom Klimawandel

Leben in nördlicheren Breiten möglich

Eine weitere erfreuliche Nachricht: Die Zahl der nachgewiesenen Arten hat seit 2016 zugenommen. Damals wurden 109 Wildbienen- und 36 Wespenarten erfasst. Grund für den Zuwachs ist vor allem der Klimawandel: Die Insekten profitieren von den wärmeren Tagestemperaturen. Sie können länger aktiv sein und mehr Nester anlegen. So haben sie mehr Nachkommen, die im Folgejahr die angestammten Brutgebiete verlassen und neue Areale nördlich des bisherigen Verbreitungsgebiets besiedeln. Die wärmeren Winter sorgen dafür, dass mehr Tiere überleben und auch in nördlicheren Breiten zurechtkommen. Dass mehr Wildbienen und Wespen gezählt wurden, liegt aber auch an einer neuen Fangmethode mit sogenannten Gelbschalen: Die mit Konservierungsflüssigkeit befüllten Fallen locken Insekten durch ihre Farbe an und sorgen für besonders aussagekräftige Fangzahlen.

Ideale Bedingungen für Wildbienen schaffen

Klepelshagen bietet Insekten einen Lebensraum

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Wildbienenfauna in Klepelshagen äußerst artenreich ist, obwohl in Norddeutschland nur etwa zwei Drittel der bundesweit rund 600 Wildbienenarten vorkommen. Das spricht für die insektenfreundlichen Lebensräume auf unseren Gutsflächen, die wir mit Bedacht anlegen und pflegen. So haben wir zum Beispiel Buschwerk auf dem Fuchsberg entfernt, der jetzt wertvollen Nistraum für wärmeliebende Wildbienen bietet. Im Sommer wird er nicht mehr so stark beweidet, damit die Biotope der Bestäuber erhalten bleiben. Am Andreasberg legen wir in regelmäßigen Abständen Sandflächen offen, damit Wildbienen ihre Bruthöhlen darin anlegen können. Und im Fledermausgarten Gehren haben wir offene Steilwände angelegt, Wildbienenhotels aufgestellt und ein artenreiches Blütenangebot für Insekten geschaffen.

Insgesamt ist Klepelshagen mit seinen Streuobstwiesen, kräuterreichen Magerrasen und Abbruchkanten sehr strukturreich und bietet vielen Arten einen geeigneten Lebensraum.

Die Kinder können auf ihrem Schulhof mitten im dicht bebauten Schanzenviertel Insekten beobachten.

Was macht Mocsarys Zwergstängelwespe im Schanzenviertel?

Wie wichtig selbst kleine Flächen in Großstädten für die Artenvielfalt sein können, hat ein Projekt der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg erneut gezeigt. Das Ergebnis gibt es hier im Blogbeitrag.

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Wildbiene auf einer Blume

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Der Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten wird knapp. Es fehlt an Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten. Deshalb engagiert sich die Deutsche Wildtier Stiftung im urbanen Wildbienenschutz.

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