Wilde Weiden sind ein Erfolgsmodell im Artenschutz
Tag des Artenschutzes am 3. März
Ursprünglich sollte der Tag des Artenschutzes am 3. März dazu beitragen, den Handel mit seltenen exotischen Tieren und Pflanzen einzuschränken. Längst gilt dieser Gedenktag – erstmals 1973 begangen – auch für heimische Wildtiere, ihren Schutz und die Bewahrung ihrer Lebensräume. Eines der zahlreichen Artenschutzkonzepte ist das der sogenannten „Wilden Weiden“.
Wilde Weiden sind extensive Ganzjahresweiden, auf denen sich wenige große Pflanzenfresser wie Rinder, Pferde oder Rothirsche ganzjährig bewegen und die besonders artenreiche Lebensräume sind. Durch das Fressen von Gräsern und Gehölzen sowie der Blätter junger Bäume schaffen die robusten Tiere nach und nach wieder lichte Bereiche und offene Bodenstellen in einer ansonsten von Wald dominierten Landschaft. Wenn sich das geschlossene Kronendach öffnet, können sich an diesen Stellen am Boden lichtbedürftige Pflanzen ansiedeln. Fangen diese an zu blühen, locken sie Insekten an. Die wiederum sind Beutetiere von Vögeln und Fledermäusen.
Diesen positiven Dominoeffekt setzen Naturschützer mittlerweile deutschlandweit in über 150 Wilde-Weiden-Projekten in Gang. Im Projekt Wilde Weiden Taubergießen der Gemeinde Kappel-Grafenhausen am Oberrhein untersuchen Experten der Deutschen Wildtier Stiftung die Auswirkungen der extensiven Beweidung auf das Vorkommen von Nachtfaltern und Fledermäusen. Hier beweiden Rinder und Pferde gut 65 Hektar Wald und etwa 30 Hektar Offenland. Auf zwei Hektar kommt in der Regel nicht mehr als ein Rind, damit struktur- und artenreiche Lebensräume entstehen können. Der durch diese Beweidung entstehende Wechsel aus dichten und lichten Lebensräumen fördert unterschiedliche Fledermausarten mit ihren verschiedenen Ansprüchen.
So fanden Fledermausforscher in Taubergießen die seltene Bechsteinfledermaus in einem dichten Waldstück ohne Beweidung, in dem es viel Totholz gibt. Zwerg- und Mückenfledermaus waren dagegen besonders in dem lichten, beweideten Waldbereich aktiv. Hier war der Anteil von Insekten an der Biomasse höher, die Fledermäuse fanden also einen reich gedeckten Tisch vor.
Aber nicht nur Insekten, die von Pflanzen angezogen werden, sind wertvoll für die Artenvielfalt. Auch der Dung der Pflanzenfresser lockt Wildtiere an. Es konnten insgesamt 22 Dungkäferarten auf den Wilden Weiden Taubergießen nachgewiesen werden, darunter einige seltene Arten. In anderen Weideprojekten, wie zum Beispiel der Oranienbaumer Heide in Sachsen-Anhalt, zeigten sich positive Effekte durch Dungkäfer und andere Dunginsekten auf die Entwicklung gefährdeter Vogelarten wie dem Ziegenmelker, dem Wiedehopf und dem Wendehals.
Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass Wilde Weiden ein wichtiger Baustein für den Naturschutz sind – insbesondere, da hier lichtbedürftige Arten des Offenlandes gefördert werden, die in unserer Kulturlandschaft mittlerweile zu den gefährdetsten Arten zählen. Sie leiden besonders unter den Folgen der intensiven, monotonen Landwirtschaft. Die Deutsche Wildtier Stiftung macht sich deshalb für mehr extensive Weidesysteme in Deutschland stark. Um die wildtierfreundliche Landnutzung rund um das Stiftungsgut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern zu bereichern, werden auch dort in Kürze Konik-Ponys eine Ganzjahresweide extensiv beweiden.