Wildkatzentelemetrie in der Heide
Auch Mutterkatze „F1“ erhält einen neuen Sender
Unsere Telemetriestudie „Wildkatzen im Norddeutschen Tiefland“ geht mit neuen Kandidaten und alten Bekannten in die Verlängerung. Nachdem wir in der ersten Projektphase, die von der Deutschen Postcode Lotterie finanziert wurde, neun Wildkatzen über Monate hinweg mittels GPS-Sendern auf ihren Streifzügen begleiten durften, haben uns Spenden eine Fortführung der Feldarbeiten ermöglicht. Nun gilt es, im Untersuchungsgebiet Colbitz-Letzlinger Heide nördlich von Magdeburg in Sachsen-Anhalt weitere sieben GPS-Sender „an die Katze“ zu bekommen. Denn jetzt ist Paarungszeit, und die Wildkatzen reagieren besonders gut auf den Duftköder Baldrian, der sie in die Fallen lockt.
Für die neun Wildkatzen, die zu Beginn der Telemetriestudie besendert wurden und bis zu 13 Monate lang GPS-Daten übermittelten, erfolgten bereits erste Analysen zu ihren Streifgebieten und ihrer Lebensraumnutzung. Diese Ergebnisse werden derzeit in einem Forschungsbericht zusammengefasst. Bei den aktuellen Besenderungen werden vor allem folgende Ziele und Fragestellungen verfolgt:
1) Neubesenderung bekannter Wildkatzen mit ausgeprägter Offenlandnutzung, um ihre Lebenswege weiterhin zu erfassen
2) Besenderung von im Tiefland geborenen Wildkatzen auf der Suche nach eigenen Revieren
3) Lebensraumnutzung von Wildkatzen im Habitat-Typ Kiefernforst
Neben der aufwendigen Suche nach Radiosignalen von besenderten Wildkatzen betreuen wir zur Zeit auch das Fallennetz. Dies umfasst in der Regel 25 bis 35 Standorte, die mit Fallenmeldern ausgestattet sind. Immer wieder müssen diese aufgrund eingeschränkter Netzabdeckung kontrolliert werden. Überwiegend abends und nachts kommen dann Alarmmeldungen aufs Telefon – glücklicherweise waren es in dieser Saison bisher nur wenige Fehlauslösungen oder Eichhörnchen, Waschbären und Dachse, die den Duft von Baldrian auch recht interessant finden. Ist eine Wildkatze gefangen, sind helfende Hände sofort zur Stelle – eine großartige Unterstützung.
Für den gezielten Wiederfang von Wildkatzen orientieren sich die Fallenstandorte (weiße Kästchen) an den aus der vorherigen Telemetriephase bekannten Aufenthaltsschwerpunkten (siehe GPS-Punkte in rot, grün und blau)
In der diesjährigen Fangsaison gelangen bereits sechs Besenderungen von drei weiblichen und drei männlichen Wildkatzen. Alle Tiere hatten ein beachtliches Gewicht und wiesen keine äußerlichen Hinweise auf Hybridisierung mit Hauskatzen auf (wie die Fänge 2020 in unserem Untersuchungsgebiet an der Mittelelbe). Die genetische Analyse wird die Reinheit der Wildkatzen bestätigen und zudem Informationen darüber liefern, welche Verwandtschaftsbeziehungen die neu erfassten Individuen untereinander haben.
Auch die weibliche Wildkatze F1, die es im Jahr 2020 bei der Verteidigung ihrer Jungen erfolgreich mit einem Wolf aufgenommen hatte und damit echte Berühmtheit erlangte, führte es eines Nachts um 23:46 Uhr in die Falle. In dem Moment hatten wir gerade einen gefangenen Kater wieder in die Freiheit entlassen, und F1 erhielt sofort einen neuen GPS-Sender. Ihren alten, dessen Batteriekapazität längst erloschen war, hatte sie verloren. Sollbruchstellen im Halsband sorgen dafür, dass die Senderhalsbänder irgendwann von allein abfallen. Während ihrer ersten Telemetriephase wies F1 eine ausgeprägte Offenlandnutzung auf, die wir gern weiterverfolgen möchten. Auch ihre Jungen lernten früh, sich außerhalb großflächig bewaldeter Lebensräume zurechtzufinden.
Nun hoffen wir sehr, auch noch den Kater M2 zu erwischen. Er nutzte in der ersten Telemetriephase einen enorm großen Aktionsraum, der auch viele offene Habitate beinhaltete.
Die Naturkundler Ellen und René Driechciarz sowie Horst Schulze, Revierförster im Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt, kennen das Gebiet und seine Bewohner wie ihre Westentasche. Sie haben zu jeder Tages- und Nachtzeit beim Fang, der Besenderung und sogar bei Autopannen geholfen. Für ihre umfangreiche Unterstützung des Projektes bedanken wir uns ganz herzlich!