Windenergie: Tödliche Gefahr auch für Insekten

Welchen Anteil hat die Windenergie am weltweiten Insektenrückgang?

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Die Gefahren von Windenergieanlagen (WEA) für Fledermäuse und Greifvögel sind bekannt. Rund 250 000 Fledermäuse und tausende Greifvögel fallen jährlich den Rotorblättern der Anlagen zum Opfer.

Dass auch Insekten zu den Verlierern des Ausbaus der Windenergie zählen, ist bislang eher unbekannt. Doch die Betreiber von WEA wissen um die Anhaftungen toter Insekten auf den Rotorblättern. Zum Teil waren sie so erheblich, dass die Leistung der Anlagen deutlich zurückgeht und eine regelmäßige Reinigung der Blätter unabdingbar war. Durch neue Materialien bei der Oberflächenbeschichtung scheint sich dieses technische Problem lösen zu lassen. Was bleibt, ist der Tod der Insekten.

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Rotorblätter einer Windenergieanlage.

Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Rund 1 200 Tonnen pro Jahr: so hoch wird der Verlust an Insekten allein in Deutschland geschätzt, die beim Durchqueren des Rotorbereichs einer Windenergieanlage von einem Rotorblatt getroffen werden. Dies entspricht 5-6 Milliarden Individuen während der warmen Saison, täglich. Zu diesem Ergebnis kam eine unter der Leitung von Dr. Franz Trieb durchgeführte Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Auf Grundlage von Literaturrecherche, Hochrechnungen und Modellanalysen wurde der mögliche Konflikt zwischen Fluginsekten und Windparks unter die Lupe genommen.

Insektenschwärme in hunderten Meter Höhe und kilometerweite Entfernungen

Klein und oho: Fluginsekten sind zu erstaunlichen Reisen fähig. Insektenwanderung findet zur Verbreitung der Art statt, d.h. die migrierenden Weibchen tragen Eier, die sie an günstigen Standorten ablegen werden. Durch die Auswertung vorhandener Literatur über das Wanderverhalten von Fluginsekten konnten die Autoren die bisherige Annahme widerlegen, dass Schmetterlinge, Bienen, Käfer & Co nur in Bodennähe fliegen. Gerade während der warmen Frühjahrs- und Sommersaison kommt es zu Massenbewegungen großer Schwärme, die sich mit Hilfe der Windströmungen in hunderte Meter Höhe tragen lassen und so in kilometerentfernte Weiten verdriften. Und damit auch direkt durch den Rotorbereich großer Windenergieanlagen.

Mückenschwarm in Mecklenburg-Vorpommern. Fluginsekten können in hunderten Meter Höhe fliegen und kilometerweite Entfernungen zurücklegen.

Mückenschwarm in Mecklenburg-Vorpommern. Fluginsekten können in hunderten Meter Höhe fliegen und kilometerweite Entfernungen zurücklegen.

Welchen Anteil hat die Windenergie am weltweiten Insektenrückgang?

Das steht spätestens seit der Veröffentlichung der DLR- Studie zur Diskussion. Zweifellos sind die Hauptursachen für dieses massive Artensterben schon längst benannt: Flächen- und Lebensraumverlust durch Verstädterung, Intensivierung der Landwirtschaft und der Verlust an intakten Mooren und Heiden. Auch dass die im Wasser (aquatisch) und am Boden (terrestrisch) lebenden flugunfähigen Artengruppen weltweit verschwinden, ist bekannt. Angesichts des breiten Ausbaus der Windenergie in den letzten 10 bis 15 Jahren und Plänen für eine weitere Intensivierung, zeigt die DLR-Studie eine gravierende Forschungslücke auf: welchen zusätzlichen Verlust verkraften die Insektenpopulationen? Versetzen Windkraftanlagen, an deren Rotorblättern jährlich Tonnen von Insekten sterben bestimmten Arten den Todesstoß?

Einzelne Insekten mögen winzig klein sein. Blattläuse, Mücken und Fliegen vom Menschen nicht unbedingt geliebt. Und dennoch sind sie die Grundlage komplizierter Nahrungsnetze. Für Fledermäuse und so manchen Vogel bilden sie die Nahrungsgrundlage, viele Pflanzen brauchen Insekten zur Bestäubung - der Artenschutz muss daher bei den ganz Kleinen beginnen.

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