Winter extrem: Nur die Starken kommen durch
Überlebensstrategien der Wildtiere unter meterhohem Schnee
Wie verkraften Wildtiere die extremen Wetterverhältnisse? Werden die Schneemassen zum Leichentuch oder kommen Rothirsch, Reh und Hase mit der weißen Pracht gut klar? „Ein extremer Winter ist für Wildtiere eine Gratwanderung. Oft überleben nur die gesunden und robusten Tiere“, sagt Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Glück im Unglück hatte eine Gams im österreichischen Nationalpark Gesäuse in der Steiermark: Sie wurde bei Gleisarbeiten von Schneemassen verschüttet und dann von Mitarbeitern der österreichischen Bundesbahn entdeckt und freigeschaufelt. Ein Film über die Rettungs-Aktion ist im Internet der Renner.
Nicht alle Wildtiere kommen heil davon: Für viele ist der extreme Wintereinbruch eine Herausforderung. Jedes Wildtier hat eine eigene Überlebensstrategie. Murmeltiere, Siebenschläfer, Haselmaus und Fledermäuse verschlafen die Schneekatastrophe: Sie verziehen sich in Erd- oder Baumhöhlen und kriegen nichts mit. Im Winterschlaf sinken Atemfrequenz und Herzschlag drastisch: So sparen sie Energie.
Wildtiere wie Dachs und Eichhörnchen sind keine klassischen Winterschläfer: Sie verharren in Winterruhe in ihren Bauen und gehen erst wieder auf Futtersuche, wenn das Wetter es erlaubt. Rehe und Rothirsche verbleiben regungslos im Tiefschnee. Ihre Körpertemperatur ist auf bis zu 15 Grad Celsius gesunken, was sie zu perfekten Energiesparern machen. Die Gams sucht sonnenbestrahlte und vom Wind schneefrei gewehte Hänge auf.
Alpenschneehühner lassen sich sogar bewusst einschneien. „Sie bauen kleine Iglus; in ihrer Schneehöhle ist es wärmer als draußen im eisigen Wind“, so Kinser. „Für die schwachen und kranken Wildtiere ist so ein Extremwinter tödlich.“ Dann kann es durchaus sein, dass ein Winterschläfer im Frühjahr nicht mehr aus seiner Höhle krabbelt ...