Totentanz unter der Laterne: Zuviel Kunstlicht wird Insekten und Co. zum Verhängnis

Deutsche Wildtier Stiftung fordert: Der Einsatz von Himmelsstrahlern und LED-Werbeflächen sollte vermieden werden

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Licht aus, da wo es nicht benötigt wird, fordert die Deutsche Wildtier Stiftung. Warum es für Tiere, Natur und am Ende auch für den Menschen so wichtig ist, die sogenannte Lichtverschmutzung in Grenzen zu halten.

Wie vom Licht hypnotisiert, umkreisen unzählige Nachtfalter im endlosen Spiralflug die Straßenbeleuchtung. Für sie ist es – wie für viele andere nachtaktive Insekten auch – oft ein Totentanz. Sie vergessen zu fressen oder sich fortzupflanzen. Sie scheinen geradezu besessen von künstlichen Lichtquellen zu sein und werden dort von ihrem natürlichen Verhalten abgehalten. Je höher der UV-Anteil, desto zahlreicher sind nachtaktive Insekten wie Käfer, Köcherfliegen und Schwärmer in ihren unendlichen Umkreisungen in der Lichtquelle gefangen. Forscher haben herausgefunden, dass die Facettenaugen der Insekten vor allem auf Licht mit hohem UV-Anteil reagieren. Lichtquellen mit hohem blau und ultravioletten Anteil scheinen besonders attraktiv zu sein. Die Folgen sieht man am frühen Morgen: Viele Insekten liegen entkräftet oder tot am Boden, andere sind im Lampengehäuse verbrannt.
„Seit der Mensch die Nacht zum Tag gemacht hat, ist Licht zu einer schädlichen Immission geworden“, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die negativen Umwelteinwirkungen künstlicher Beleuchtungen stehen sogar im Bundesimmissionsgesetz, denn sie können on top zum Klimawandel und dem Einsatz von Pestiziden zu erheblichen Populationseinbußen einzelner Arten führen“, so Hackländer.
Auch die Fortpflanzung diverser Falterarten ist eng an den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus gebunden. Die Synthese weiblicher Pheromone bei Motten wie der Mamestra brassicae nimmt bei Lichtverschmutzung beispielsweise erheblich ab und gefährdet deshalb den Fortpflanzungserfolg. Der Zusammenhang wurde in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.
Geraten Vögel unter den Einfluss hell erleuchteter Areale, verlieren sie oft die Orientierung - sie werden zu Gefangenen des Lichts. Der Wissenschaftler spricht vom „Trapping effect“ – die Tiere sind quasi dem Licht „in die Falle“ gegangen und können den Weg zurück in die Dunkelheit nicht finden. „Beim kräftezehrenden Umherkreisen verlieren sie schnell Energiereserven“, erläutert der Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Zusätzlich kommt es zu Kollisionen an den Scheiben hell erleuchteter Hochhäuser, Gewächshäuser oder Büros und Werbetafeln.“
„Abgesehen von der Energieverschwendung ist es im Sinne der Wildtiere wichtig, die sogenannte Lichtverschmutzung in notwendigen Grenzen zu halten“, sagt Professor Dr. Hackländer. Die Diskussion um vogelfreundlicheres Licht – zum Beispiel eine Umrüstung auf UV-arme Natriumdampfhochdrucklampen und LED-Lampen – wird engagiert geführt. „Noch gibt es keine hinreichend wissenschaftlich untermauerten Ergebnisse“, sagt Hackländer.
Eine niedrigere Anbringung von Lampen kann zumindest den Radius des Leuchtkörpers reduzieren. Dadurch werden weniger Insekten und Vögel angelockt. Vor allem zu Zeiten des Vogelzugs müssen besondere Maßnahmen greifen. Der Einsatz von „Skybeamer“ und knalligen Werbeflächen sollte dann auf jeden Fall vermieden werden. Doch nicht nur Insekten, auch Menschen spüren die negativen Folgen des Kunstlichts - so beeinflusst es die Produktion des Hormons Melatonin, was den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Generell gilt: Licht aus, wo es nicht benötigt wird!

Großes Foto: Fliegen umschwirrren eine Straßenlaterne - oft ein Totentanz. Foto: MichalRenee

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