Bedrohliche Winterjagd: Keine Schonzeit für Gämsen

Deutsche Wildtier Stiftung fordert Jagdschongebiete in den bayerischen Alpen

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Alle Jahre wieder endet am 15. Dezember die Jagdzeit auf Gämsen in den Bergen. Die Tiere brauchen die Ruhe dringend, um die kommenden Wochen in ihren schneereichen Lebensräumen gut zu überstehen. Aber: Fast überall in den bayerischen Alpen gibt es Gebiete, in denen Gämsen auf großer Fläche diese notwendige Schonzeit nicht bekommen.

Die Vorweihnachtszeit wird im Bayerischen auch die „stade Zeit“ genannt, die stille, besinnliche Zeit. Da passt es eigentlich ganz gut, dass am 15. Dezember die Jagdzeit auf Gämsen in den Bergen endet und die Tiere die notwendige Ruhe bekommen, um die kommenden Wochen in schneereichen Lebensräumen zu überstehen. Eigentlich. Denn fast in den gesamten bayerischen Alpen gibt es Gebiete, in denen Gämsen auf großer Fläche keine Schonzeit haben. „Mit dem Argument der Schutzwaldsanierung werden auf 26.000 Hektar Gämsen auch nach dem 15. Dezember noch bis in den Frühling geschossen“, kritisiert Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. In den Chiemgauer Alpen gibt es zum Beispiel auf nahezu allen gut geeigneten Winterlebensräumen des Gamswildes keine Schonzeit – die Flächen werden damit zur Todesfalle für die Gämsen. Paradox: „Es gibt sogar sogenannte Wald-Wild-Schongebiete, die von Skifahrern oder Wanderern aus Rücksicht auf die Wildtiere gemieden werden sollen – in denen aber ganzjährig gejagt werden darf“, so Kinser.

Durch den anhaltend hohen Jagddruck und den allgegenwärtigen Tourismus gibt es in den Bayerischen Alpen nur noch sehr wenige für das Gamswild ganzjährig gut geeignete und nutzbare Rückzugsgebiete. Gleichzeitig zeigen Analysen der Deutschen Wildtier Stiftung, dass das Durchschnittsalter der erlegten Gämsen zum Beispiel im Landkreis Traunstein gerade einmal 2,5 Jahre beträgt – wildbiologisch richtig wäre etwa das Dreifache. Fast 40 Prozent der Tiere wurden in der gesetzlichen Schonzeit erlegt. „Die starke Nutzung junger und jüngster Altersklassen deutet klar darauf hin, dass die Gämsenpopulationen regional bereits stark übernutzt und destabilisiert sind“, so Andreas Kinser.

Mittlerweile stehen Gämsen auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Tiere Deutschlands. Dies ist ein Alarmsignal, das Konsequenzen im Umgang mit der Charakterart der Bayerischen Alpen erfordert. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert, Jagdschongebiete nach Vorbild der europäischen Nachbarländer auszuweisen, um die notwendigen Alters- und Sozialstrukturen der Gämsen wenigstens in kleinen Gebieten wieder zu stabilisieren. Gegen die Aufhebung der Schonzeit unterstützt die Stiftung gleichzeitig einen Normenkontrollantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof.

Studie zum Downloaden

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    Eine Studie zu den Lebensräumen der Gämsen in den Bayerischen Alpen finden Sie hier:

    Lebensraumanalyse und Entwicklung eines GIS-Tools zur Identifikation geeigneter Ruhegebiete

    Autor: Deutsche Wildtier Stiftung

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Gams mit schwarzen Hintergrund

Gämse

Die Gämse (Rupicapra rupicapra) ist etwas größer als ein Reh und lebt bei uns nur in Bayern und Baden-Württemberg. Sie ist an das Leben im Hochgebirge angepasst.

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Gämse – der Konflikt in Bayern

Bei uns in Deutschland finden Gämsen vor allem in Bayern einen geeigneten Lebensraum: felsige Regionen für den Sommer und Wälder für den Winter. Doch sie werden im südlichsten Bundesland gerade in öffentlichen Wäldern sehr intensiv gejagt.

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