Die ersten Wildkatzenwelpen sind geboren

Im Winter ist es unseren drei Teams gelungen sämtliche der geplanten 36 Wildkatzen mit einem Sender auszustatten – ein erfolgreicher Projektstart. Seitdem liefern sie uns erste wertvolle Daten zu ihrer Raumnutzung.

Rund alle zwei Wochen nähern sich die Wildbiologen jetzt den Tieren vorsichtig an, um mit einem speziellen Empfangsgerät die im High Tech Halsband gespeicherten GPS-Daten herunterzuladen. Auffinden können sie die Wildkatzen nur, weil die Sender über mehrere Stunden am Tag – und zwar mittags, wenn sich die Tiere im Tiefschlaf befinden - ein Radiosignal von sich geben. Dies kann mit Hilfe von Richtantennen auf dem Auto oder in der Hand genau geortet werden. Ohne dass die Wildkatzen etwas von dem kabellosen Datentransfer mitbekommen, werden die im Sender gespeicherten Daten über Distanzen von bis zu 150 Meter übertragen. Für größere Tiere, wie Luchse, werden Halsbandsender verwendet, die aufgezeichnete GPS-Daten über das Mobilfunknetz direkt an einen Computer weiterleiten. Leider ist diese Technik bisher zu schwer für Tiere von der Größe einer Katze, die über Monate hinweg Einblicke in ihre Streifzüge ermöglichen sollen.
Wildkatzenkater können einem Wildbiologen Kopfzerbrechen und endlose Suchen bescheren: sie belaufen Aktionsräume von 15 bis 30 Quadratkilometer Größe, und das leise Piepen des Radiosignals ist häufig nur schwer zu finden. Spannend ist es jetzt im Frühling, wenn das Signal von weiblichen Wildkatzen, die deutlich kleinere Streifgebiete nutzen, nur schwer zu finden ist – es deutet auf ein sehr gutes Versteck!

Mitarbeiterin spürt das GPS-Signal einer telemetrierten Wildkatze auf.

Was tut sich bei Katze SWF3?

Auch das Radiosignal der Katze SWF3 aus unserem Untersuchungsgebiet Soonwald konnten die Wissenschaftler jetzt nur nach langer Suche orten. Nur schwach war es in einem dichten Waldgebiet auszumachen. Mit der Antenne in der Hand folgten die Wildbiologen dem Signal. Schon bald war klar, dass sich die Katze an einer alten Eiche aufhalten musste. Am Stamm des Baumes war auf Kopfhöhe der Einstieg in eine Höhle zu erkennen – ein typisches Wildkatzenversteck. Um die Katze nicht zu stören, wurden die im Halsband gespeicherten GPS-Daten aus sicherer Entfernung ausgelesen. Größere Lücken in dem übermittelten Datenpaket verrieten bei der Auswertung, dass sich die Katze in den letzten Tagen häufig an einem Ort ohne GPS-Empfang aufgehalten haben musste – war es dieser massive Eichenstamm, der sie abschirmte? Um zu prüfen, ob es sich bei der Stammhöhle um ein Wurfversteck der Katze handelte, musste nun abgewartet werden: Nur wenn sich das Muttertier in ausreichend großer Distanz befinden würde, konnte die Höhle inspiziert werden.

Heimlicher Blick ins Wurfversteck

Am nächsten Tag hielt sich die Mutterkatze für einige Stunden in einem anderen Teil des Waldes auf, und die Wildbiologen suchten die alte Eiche erneut auf. Vorsichtig wurde eine kleine Kamera in die Höhlenöffnung, an deren Rand sich bereits viele Wildkatzenhaare in der groben Borke verfangen hatten, gehalten. Und tatsächlich: auf dem in die Dunkelheit gemachten Foto sind vier Welpen im Alter von ca. 8 Tagen zu sehen. Die Augen noch geschlossen und liegen sie eng aneinander auf dem trockenen Mulch des Höhlenbodens - der erste Nachwuchs unserer „Projektkatzen“! Längst bevor sich die Mutterkatze wieder ihrem Wurfversteck nährte, hatten sich die Bearbeiter zurückgezogen. Eine automatische Kamera (sog. Fotofalle) zeichnete auf, wann die Mutterkatze zu ihren Jungen zurückkehrte und wann ihre nächtlichen Jagdausflüge begannen.

Welpenaufzucht bei Wildkatzen

Wildkatzen bekommen ihre Jungen überwiegend im Frühling, wobei die meisten Würfe im April geboren werden. Aber auch schon im März sind Geburten möglich. Nach ca. 68 Tagen Tragzeit werden drei bis sechs, meist vier Junge geboren. Als Wurfverstecke dienen Baumhöhlen, Felshöhlen, Hohlräume unter Wurzelstubben oder andere Totholzstrukturen am Boden, wie Reisighaufen oder hohle Stämme. Die Jungen müssen gut vor Fressfeinden versteckt werden. Dies sind vor allem Baummarder und Füchse – Jungkatzen können zudem auch vom Uhu erbeutet werden. Allein die Mutter kümmert sich um die Aufzucht der Jungen. Häufig wechselt sie die Verstecke, wobei sie die Welpen in den ersten Wochen tragen muss. Bis zum Ende des vierten Lebensmonats bleiben die Jungen eng zusammen mit ihrer Mutter. Mit einem halben Jahr beginnen die Jungen, sich eigene Streifgebiete zu suchen. Gehen Wildkatzenwürfe verloren weil sie Fressfeinden zum Opfer fielen, ist ein Ersatzwurf im Verlauf des Sommerhalbjahres bis in den September hinein möglich.

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